Vielen Dank für Eure guten Wünsche und die positive Resonanz!
Wie versprochen hier zur Illustrierung meines obigen Textes einige kommentierte Bilder. Der Einfachheit halber in der Reihenfolge, wie ich sie vorhin beim Warten auf meine beiden Passagiere (mal wieder nervtötend lange vor einer Arztpraxis herumstehend) geknipst habe.
Unschwer zu erkennen ist, dass ich noch immer nicht fotografieren kann.

Außerdem sind wegen der ungünstigen Lichtverhältnisse in allen Aufnahmen der Displays starke Spiegelungen. Ich bitte um Nachsicht.
Also denn,
Renault Mégane E-Tech EV60 220HP:
Es dürfen natürlich keine normalen Türgriffe sein, sondern vorne mindestens elektrisch ausfahrend und hinten in der C-Säule verborgen. Funktioniert beides gut, aber normale Bügelgriffe hätten es genauso getan.
Wie ich schon schrieb: Die Fahrzeuggröße (nur 4,20 Meter) und der Rest des Autos passen sehr gut zu unserem aktuellen Anforderungsprofil. Eine gewöhnlichere Optik mit größeren Fenstern und kleineren Rädern hätte ich allerdings bevorzugt.
Manchmal drehen sich sogar Leute um und gucken, was das wohl für eine Marke ist. Müsste ich nicht haben, es gibt aber Schlimmeres. Dafür fährt er sich echt schön und in Farbe ist er auch. Gewicht rund 1.750 kg.
Die überdurchschnittlich hohe Qualitätsanmutung des Innenraums kann ich mit meinen fotografischen Mitteln nicht einfangen. Viel Stoff, ein paar Alcantara-ähnliche Flächen, viel weiches Plastik (hartes nur an Stellen, wo man nicht hinkommt), schöne und bequeme Stoffsitze (angeblich aus Recycling-Material), überall gelbe und weiße Ziernähte und sogar mit Teppich bezogene Türfächer.
Das alles ist zwar nicht Oberklasse, macht aber den Innenraum in Relation zur Fahrzeugklasse ausgesprochen wohnlich.
Isofix nicht nur hinten, sondern auch auf dem Beifahrersitz. Die Gurtpeitschen sind leider allesamt zu kurz. Vor allem geht es drum herum wegen der Mittelkonsole/Armlehne ziemlich eng zu, so dass man sich blind anschnallen muss. Dazu braucht es zierliche Hände und nicht ganz nach oben gestelltes Gestühl. Sonst fuddelt man da ewig rum, bis man den verdammten Gurt endlich im Schloss hat.
Renault scheint eine gewisse Vorliebe für ungewöhnliche Lösungen mit schrägen Winkeln und Details zu haben, die irgendwie anders sind. Es passt aber alles und man gewöhnt sich schnell daran.
Die mittlere Ablage unter den toll gemachten physischen Klimatasten (danke dafür, Danke Danke Danke!

) ist eine induktive Ladefläche für Smartphones mit eingebautem Qi-Ladesystem.
Auch hinten sitzt man bequem. Die Kniefreiheit ist nicht üppig, aber für ein Auto kleiner als ein Golf durchaus ansprechend. Die Kopffreiheit ist aufgrund der abfallenden Dachlinie nicht besonders großzügig, aber auch nicht wirklich knapp.
Eine Mittelarmlehne hinten fehlt. Außerdem sitzt man auf der Rückbank immer auf genau dem Gurtschloss, welches man gerade braucht.
Sehr eigenwillig: Wozu einen oder zwei Lenkstockhebel, wenn auch drei auf eine Seite passen.

Mit der in Testberichten erwartungsgemäß bemängelten Verwechslungsgefahr ist es nicht weit her, das legt sich schon am zweiten Tag. Aber ein bisschen schräg bleibt das trotzdem, weil: Hätte man auch anders machen können.
Das oben ist der Wahlhebel für Vorwärts-Rückwärts-P, das unten der Bedienungs-Satellit für das Audio-System
Echt hübsch und schön anzufassen: Über die gesamte Breite ist das Armaturenbrett mit einem robusten Stoff bezogen. Ich freue mich darüber bei jedem Einsteigen, kann aber nur hoffen, dass es nach ein paar Jahren hartem Fahrzeugalltag immer noch gut aussieht. In der Aluleiste befindet sich eine der LED-Leisten, die zur weitgehend frei konfigurierbaren Ambiente-Beleuchtung gehören.
SOS im Dachhimmel. Beide Felder leuchten nur grün, wenn die notwendige Mobilfunkverbindung verfügbar ist und wenn auch manuelles SOS (Taste länger als 3 Sekunden drücken) zur Verfügung steht. Sonst leuchtet nur "Auto SOS" oder gar nichts.
Hinter dem Gitter befindet sich entweder das Freisprech-Mikrofon oder ein Temperatur-/Luftfeuchte-Sensor oder beides. Mangels Verdrahtungsplan kann ich es nicht mit Sicherheit sagen.
Die Innenraum-Beleuchtung im Dachhimmel (vorne 2, hinten 2) sind leuchtende Sensorfelder, die zum manuellen Ein-/Ausschalten nur sanft berührt werden müssen.
Es gibt vier verschiedene Ansichten für das Vollgrafik-Display vor dem Fahrer. Das hier ist die Standard-Ansicht. Da bewegt sich beim Fahren so einiges, was ich hier mangels fotografierendem Beifahrer leider nicht einfangen konnte.
Das Display zeigt also noch viel mehr, zum Beispiel auch Überholverbote und demnächst kommende Ereignisse (Geschwindigkeitsbegrenzungen, Kreisverkehre, Geschwindkeitsreduktion vor Kurven), vorausfahrende Fahrzeuge und deren Abstand, leuchtende Scheinwerfer, Bremslichter, Blinker.
Außerdem gibt es eine Ansicht, die den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug in Sekunden (!) anzeigt und mit ensprechenden Farben (Grün, Gelb, Rot) unterlegt. In das rechte Rundinstrument lassen sich zusätzlich jede Menge weitere Daten einblenden.
Die Navi-Ansicht im Display vor dem Fahrer. Sie lässt sich zusätzlich und richtungstechnisch unabhängig von der noch größeren (weil vertikalen) Ansicht im Mitteldisplay (unten) einblenden.
System-Selbsttest beim Startvorgang.
Normal-Ansicht mit eingeblendeten Audio-Daten.
Minimal-Ansicht. Wenn man zeitgleich das Vertikal-Display in den Standby-Modus schaltet, ist man völlig ablenkungsfrei unterwegs.
Sport-Modus mit anderer Skalierung und rechts und links kleinen G-Anzeigen, welche die aktuelle Quer- und Längsbeschleunigung darstellen. Keine Ahnung, wie ich bislang ohne ausgekommen bin. Das braucht man nämlich dringend, beispielsweise im freien Fall.
Einmal im Jahr oder spätestens nach 30.000 Kilometern muss das schicke Auto zu Renault, damit die Vertragswerkstätten nicht Pleite gehen. Da die 30 tkm in etwa meiner Jahreskilometerleistung entsprechen, stört es mich nicht sehr. Wäre das aber nicht so, würde es mich sogar sehr nerven.
Aus dem Google built in-/AAOS-Appstore lassen sich weitere, für das Modell und für AAOS freigegebene Apps herunterladen und im Bordsystem installieren. Darunter sind eine ganze Reihe wirklich nützlicher Apps und das Angebot wächst ständig. Gar nicht schlecht, macht Laune!
Nutzlos-Kram gibt es natürlich auch - immerhin meistens mit einem gewissen Unterhaltungswert.
Freisprech und die Telefon-Verwaltung sind prima. Es gibt aber hin und wieder Probleme mit der Bluetooth-Kompatibilität in Abhängigkeit von der Android-/iOS-Version des Mobiltelefons. Mit meinem treuen Nokia 6230i (Baujahr 2006) kommt das System überhaupt nicht klar, aber das hätte ich wegen der fehlenden Google-Anbindung ohnehin nicht verwenden können.
Der DAB Plus-Empfang und die Bedienung sind ganz in Ordnung. Allerdings wird nur eine einzelne Zeile Radio-Text dargestellt, auch wenn der Sender mehr überträgt.
Der UKW-Empfang ist ebenfalls gut, aber hier gibt es gleich mehrere Bugs. Zum einen fehlt die Einblendung von Verkehrsfunk-Durchsagen und -Warnungen (das finde ich richtig ärgerlich). Der Radiotext wird nicht bei allen Sendern korrekt und schnell, sondern manchmal verzögert und selten auch gar nicht dargestellt.
Fast schon peinlich: In der ständig aktualisierten Liste der gerade empfangbaren UKW-Sender ist - im Gegensatz zu DAB - die Zuordnung zwischen den Sendern und deren Logos bunt durcheinander gewürfelt. Und zwar so lange, bis man einen UKW-Sender länger als ein, zwei Minuten empfängt. Dann werden Name und Logo korrekt zugeordnet, so dass diese nach dem Speichern auch in der selbst anlegbaren Favoritenliste korrekt aufgeführt sind.
Da (im Gegensatz zu DAB) per UKW gar keine Senderlogos übertragen werden, handelt es sich offensichtlich um einen Bug in der internen Logo-Datenbank des Audio-Systems. Schwaches Bild, Renault. Bitte bei den VW- oder Daimler-Zulieferern schauen, wie man sowas richtig macht.
Das hier ist wieder ein Highlight: Keine Lust auf Google Maps? Aus dem Appstore WAZE installieren. Völlig andere Optik und andere funktionelle Schwerpunkte: Man wird vor problematischen Situationen gewarnt, kann selbst welche melden oder bereits gemeldete beim Vorbeifahren per Fingertipp bestätigen oder als erledigt kennzeichnen. Außerdem zeigt es die per GPS ermittelte Geschwindigkeit an. Navigieren kann man mit WAZE natürlich auch.
Einstellungen bis zum Abwinken: Es gibt noch sehr viel mehr. Ich habe reichlich Zeit benötigt, bis ich alleine die wichtigsten Komfort- und Assistenzfunktionen durchkonfiguriert hatte.
Luftreinigung durch Filterung der Innenraumluft über ein zwischengeschaltetes Filter (auf Wunsch). Es gibt ein anderes Fahrzeugmodell, von dem ich das bereits kenne.
Ab und an kommen per Mobilfunk automatische Updates von AAOS wie auch der Fahrzeug-Firmware. Aber bitte nicht zuviel erwarten! Mein Eindruck dazu hat sich seit meinem ersten Auto mit dieser Funktionalität vor vielen Jahren immer wieder bestätigt - und bei Renault ist es auch nicht anders:
Treten Fehler auf oder fehlen Funktionen, wird von Händlern und den Fans in den Foren meist darauf verwiesen, dass dies "bestimmt bald" per Update korrigiert werde.
Doch in fünf Jahren Tesla habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Fehler viele Updates überdauern. Vermutlich, weil für die Programmierer-Teams stets andere Dinge eine weit höhere Priorität haben. Werden sicherheitsrelevante Bugs meist noch einigermaßen schnell korrigiert, halten sich lästige Schönheitsfehler manchmal hartnäckig über sehr lange Zeiträume - oder verschwinden nie.
Auch kommen Updates a) immer sehr viel später und seltener als erwartet und b) beinhalten nicht alle Funktionen/Korrekturen, die erwartet wurden. Als Fahrer kann man mitunter den Eindruck gewinnen, dass schneller neue Fehler zusammen mit einem der Updates ins Auto geschickt werden, als alte korrigiert werden. Das gilt leider auch für System-Updates, nicht nur für mehr oder minder unwichtige Applikationen.
Natürlich ist dieser Eindruck subjektiv, da ja auch neue Funktionen hinzu kommen und viele Fehlerkorrekturen für den Anwender gar nicht sichtbar sind. Aber aus Fahrersicht bleiben lästige Fehler eben lästige Fehler, die durch nette Zugaben nicht weniger lästig werden.
Was immer bleibt, ist die Hoffnung auf das nächste Update. Und mit "immer" meine ich: Solange man dieses Fahrzeug besitzt.

Richtig stark sind die vielen verschiedenen, teilweise konfigurierbaren Systemsounds für die Fußgängerwarnung (außen) und innen für diverse Aktionen und die Einparkhilfe. Die Sounds und Soundprofile hat Renault eigens für dieses Fahrzeug entwickeln lassen und sie sind gut gelungen.
Schaltet man den Wagen ab, ertönt ein sanfter Gong, der mehr oder weniger wichtige Statusinformationen auf dem Display begleitet. Diese lassen sich - so lange man noch nicht ausgestiegen ist - für weitere Infos antippen. Bis zum Öffnen der Fahrertür läuft das Radio noch weiter und das Abblendlicht bleibt auch noch ein bisschen an.
In meinem Auto bin ich Admin, also Herr über das Admin-Profil. Es gibt einige wohlmeinende Renault-Händler, welche das Adminprofil mit einem Passwort schützen und für den Fahrer ein eigenes Profil anlegen.
Dann gibt es aber ein paar (wenige) Dinge, die man nicht mehr machen kann und weswegen man dann beim Händler vorbeifahren muss. Ist man selbst Admin, bleibt man Herr über sein System und seine damit verknüpften Accounts (Renault, Google, Orange).
Wie der gesamte Innenraum ist auch das Display sehr hochwertig ausgeführt, mit echtem Glas und auf jede Berührung sofort reagierend. Umso wichtiger diese nützliche Funktion:
Zwei große Displays sind zu wenig, also noch ein drittes: Auf Wunsch verwandelt sich der Innenspiegel in das Display einer zweiten Heckkamera. Mit vielfältigen Einstellmöglichkeiten, wenn man an der Unterseite des Spiegels auf die Taste unterhalb von "Menü" drückt.
Das ist gut gemacht von Renault, von mir aber besonders verwirrend fotografiert: Das Auto hinter mir stand entgegen der Fahrtrichtung am rechten Straßenrand und dahinter befindet sich wiederum eine kleine Parallelstraße (Sackgasse), in der andere Autos standen. Die Szene sieht daher komisch aus, aber ich versichere: Es ist ausschließlich die obere Heckkamera, die in den Rückspiegel eingeblendet wird und der weiße Pickup stand einfach falsch rum.
Über dem Spiegel befinden sich die Warnlämpchen für Gurtwarnung und Beifahrer-Airbag. Deren Status wird aber auch ins Fahrerdisplay eingeblendet, für den Fall, dass man gerade nicht nach oben schaut.
Die - im Wortsinn - vielseitig umschaltbare 360-Grad-Ansicht ist richtig gut, wenn man davon absieht, dass das Computer-berechnete Auto (also das eigene) immer in Weiß dargestellt wird. Hier die Sicht der Heck- (oben) und der Frontkamera (unten).
In dieser Ansicht kann man sein Auto und dessen Umgebung aus allen Richtungen betrachten, auch von oben oder von vorne.
Beim Einparken besonders nützlich: Die erweiterte Felgenansicht rechts und links von der Draufsicht. Von mir im Bild nachträglich mit gelben Pfeilen am rechten Fahrbahnrand markiert.
Damit fährt man sich dann hoffentlich keine schlimmen Kratzer in die protzigen 20-Zoll-Felgen. Die serienmäßige Bereifung weist zwar einen kleinen Felgenschutz-Wulst auf, aber darauf verlassen sollte man sich besser nicht.
Superschneller Browser mit hoher Auflösung, der auch mit Videos, Video-Streaming und komplexen Webseiten prima klarkommt.
Das Regenradar in der AAOS-App von Wetteronline ist ganz nützlich, um zu sehen, ob man in ein Niederschlagsgebiet rein- oder raus fährt.
Aktuelle Nachrichten gefällig? Kurzes Sprachkommando genügt.
Ach ja, der native Media-Player. Sieht gut aus, lässt sich gut bedienen, ist wunderbar schnell...
...und spielt Titel innerhalb eines Albums nur alphabetisch ab. Dämlitsch.
Als Workaround könnte ich nun Tausende von Titeln neu taggen, das heißt die Track-Nummer dem eigentlichen Songtitel jeweils voranstellen. Ich habe aber kein üppiges Freizeitbudget und mache das, was die meisten tun: Auf ein Update hoffen, das dies behebt. Irgendwann. Oder auch nie.
Das war das letzte Foto und so ende ich unabsichtlich mit einem negativen Detail, was das Auto aber nicht verdient hat.
Zwar habe ich Zweifel an Renaults Strategie, ausgerechnet mit diesem mutig eingepreisten Kompakten erfolgreich das angestrebte Ziel einzuläuten und sich quasi neu zu erfinden (Stichwort "
Renaulution"). Tatsächlich ist dieses Auto aber ausgesprochen gut gelungen, zumal mit "Google built-in" (vormals "AAOS") als durchaus relevantem Faktor.
Ich hätte den Wagen allerdings nicht ausgerechnet "Mégane" genannt, da er weder technisch noch optisch etwas mit den vier anderen Renault Mégane-Generationen (allesamt Verbrenner) zu tun hat. Die Mégane IV wird als Verbrenner sogar weiterhin verkauft. Aber das werden die Marketingstrategen von Renault besser wissen als ich.
Detailfragen zum Auto beantworte ich gerne, Antworten können aber etwas dauern.
Grüße, Egon