Ich war mal für eine Firma tätig, die Motorteststände entwickelt hat und kann Folgendes beisteuern:
Kolben von Verbrennungsmotoren schleifen sich in den Zylindern ein und selbige passen sich auf die Kolben an. Da die Kolben schneller heiss werden, als die Zylinder, herrscht beim noch nicht im Temperaturgleichgewicht befindlichen Motor eine gewisse Schwergängigkeit, die durch kaltes Öl zusätzlich verstärkt wird.
Hohe Drücke im Motor wirken auf die Schwingungen der Kolben und fördern den Verschleiss. Die Schwinungen und Verformungen der Kolben und Zylinder gehen z.T. quadratisch mit dem Explosionsdruck in der Kammer.
Erkenntnis 1: Vollgas schadet dem Motor grundsätzlich deutlich mehr, als Halblast. Daher Vollast vermeiden. Aber: Motoren sind auf Vollgas konzipiert, daher ist das, was wir Vollgas nennen, meist weit weg von dem, was den Motor wesentlich ankratzen kann. Das sieht man z.B. beim Tuning, wo die Motoren mehr Drehzahl und auch Druck leisten, trotzdem aber oft nicht (sehr) viel früher kaputtgehen.
Erkenntnis 2: Das Problem besteht in der Kaltphase besonders stark. Daher grundsätzlich erst nach dem Warmfahren Vollgas geben. Aber: Viele Motorelektroniken limitieren heute automatisch, daher ist das also meist kein Problem, wenn man "rücksichtslos" fährt, weil man gar kein Vollgas hinbekommt und dieses gemäß Erkenntnis 1 nicht einmal wirklich im Hochverschleißbereich liegen würde.
Dann:
Während der Einfahrphase des Wagens ist noch gar nichts eingeschliffen, daher werden sich Unebenheiten eher verstärken, statt glätten und das Verschleißproblem ist besonders gross.
Erkenntnis 3: Während der Einfahrphase liegt die Grenze, aber der man übermässigen Verschleiss bekommt tiefer, bei kaltem Motor sehr viel tiefer. Aber: Auch hier limitieren moderne Motorelektroniken auf ein gesundes und sinnvolles Mass und geben Leistungen erst nach einige km und ab einer bestimmten Temperatur frei. Bezüglich des Prius müsste man das nachsehen, ob und wie stark da limitiert wird.
Und:
Der Diesel arbeitet mitunter mit sehr viel mehr Druck, als der Benziner. Zudem wird er langsamer warm, wodurch die Temp-Differenz zwischen Kolben und Zylinder meist geringer ist, aber nicht sein muss.
Erkenntnis 4: Ladedruckbegrenzung und Einfahren sind beim Diesel wichtiger als beim Benziner. Zumindest war das früher so, denn:
Heutige Benziner arbeiten auch mit Ladedruckerhöhung und hohen Verdichtungen, daher sind diese generell nicht weniger gefährdet, als der Diesel. Aber: Auch hier dürfte die Elektronik limitieren.
Und jetzt kommts:
Hohe Drehzahlen führen zu einem stärken Überschwingen der Kolben infolge der Fliehkraft, produzieren also mehr Hub. Ein Motor, der immer stark untertourig gefahren ist (Renterauto), hat also immer schon brav die Zylinder auf einen mittleren Hub ausgelutscht und kriegt mitunter ein Anschlagproblem, wenn er dann mal hochgedreht wird. Allerdings sind heutige Renter meistens in den 50ern gross geworden und haben Autofahren gelernt, als noch kein speed limit gab, rasen also auch durch die Gegend
Viele sind auch schaltfaul, wissen nichts vom Benzinsparen und schalten nicht früh runter, wodurch sie den Motor an den Ampel hochjagen. Ergo sollte das Problem nicht wirklich die Rentner betreffen sondern jedes sparsam gefahrene Auto.
Was also tun:
Mein Vorschlag wäre, das Auto nach einer Phase der Vorsicht, falls man suboptimale Kolben oder Zylinder hat, durchaus normal zu belasten und dazu zählen auch Vollgasbeschleunigungen, um das Auto dahin zu bringen, wo es die Motorelektronikentwickler noch als "gesund" angesehen haben. Das betrifft Drehzahl und Drehmoment.
Die Frage ist, wie man beim Hybrid die Drehzahl steuert.
Und ein Punkt wäre beim Getriebe zu bedenken: Auch das CVT wird sich einschleifen und von daher ist es wahrscheinlich nie gut, permanent auf derselben Übersetzung zu fahren. In der Einfahrphase dürfte es in der Tat besonders schlecht sein. Um das CVT zum arbeiten zu bringen, müsste es nach meiner Vermutung aber reichen, beim Autobahntempo ab und an das Pedal zu bewegen und den Wagen minimal zu beschleunigen und rollen zu lassen. Bei vielleicht 120 oder 130 arbeitet der Motor bei Weitem nicht voll und das Getriebe überträgt in erster Linie Drehzahl und weniger Drehmoment. Das sollte dann passen.
Einfahren im nur Stadtverkehr dürfte mehr Aufmerksamkeit erfordern. Wenn man dabei aber einfach das Vollgas weglässt, wird das Getriebe wohl auch nicht überlastet, sage Ich mal.
Letzlich bleibt festzustellen, dass neue Motoren und Getriebe auch eine Weile laufen und dann das Öl getauscht wird, bevor die in die Qualitätsendkontrolle kommen, wo gemessen wird, wie die Widerstände sind. Die sinken nämlich während der Einlaufphase dramatisch ab, wie auch die messtechnisch erfassten Lärmfrequenzen. Konkret kann ich bei einem Hochleistungsmotor für einen Sportwagen der frühen 2000er als Beispiel eine Reduktion von mehr, als 70% bennen. D.h. das Triebwerk kreischte erstmal in den hohen Frequenzen vor sich hin (bis in den Ultraschall deutlich messbar!) und schnurrte dann am nächsten Tag nach dem zweiten Ölwechsel wie ein Kätzchen. Die Drehzahlen mit denen betrieben wurde, gingen dabei von 50% des Normwertes stufenweise auf 150% hoch. 100% waren dann der Drehzahllimiter für das Serienfahrzeug. 125% für die Rennversion / Sportwagen WM. Der 125er Motor hatte nebenbei eine Solllebensdauer von 100h, als 100%er (mit anderen Elektronik-Einstellungen) waren es immerhin 500 als Kundenvorgabe. Ich fand das damals hoch interessant, weil es faktisch bedeutet, dass dieser Wundersportwagen gerade mal 500h Vollgas fahren kann, bevor er hin ist, was dann maximal 150.000km auf der Teststrecke gewesen wären und bedeutet hätte, dass er schon nach 75.000, der 50% Grenze, merklich abbauen wird. Real leben aber die Meisten dann doch doppelt so lange, weil die Herren Sportwagenbesitzer den meistens gar nicht sooo sportlich fahren, wie der Testleiter verschmitzt verkündete
Das Auto werde vorwiegend von ->Rentnern<- gekauft.
Es kann also sein, daß der Spezi, der den Diesel im Beispiel weiter vorn mit Vollgas eingefahren hat, ihn ganz genau richtig vorbehandelt hat, ihm dadurch aber schon 10h-20h seines Lebens geraubt hat - je nachdem, wie der Nutzer ihn später prügelt.
Und es kann auch sein, dass im Fall eines suboptimalen Zylinders, der Wagen bei sanftem Einfahren sehr lange gehalten hätte, während es ihn nun verfrüht dahin "RAVt".
Ich kann dazu sagen, daß Ich meinen Diesel sehr vorsichtig eingefahren habe und nie nennenswerten Ölverbrauch hatte, während es andere gab, die bei demselben Auto und Motor jedes Jahr literweise nachkippen mussten.