Hallo
Ich hatte soeben das Vergnügen, eine einstündige Probefahrt mit dem Volvo V60 D6 Diesel-elektro-Vierradantrieb-Zweitönner zu unternehmen und ich bin - wie bisher bei jedem Auto, das streckenweise rein elektrisch fährt - begeistert wieder ausgestiegen.
Meine Eindrücke möchte ich im Detail schildern.
Als Erstes hat mir der nette Herr den Kofferraum gezeigt, was wohl auch gleich der grösste Minuspunkt an diesem Fahrzeug ist. Die Ladefläche liegt dank der HV-Batterie sogar wenige Zentimeter über der Ladekante...
Dann bin ich in das voll ausgestattete Fahrzeug eingestiegen. Tolle Verarbeitung. Anders als Audi, aber meiner Meinung nach weder schlechter noch besser. Was sofort ins Auge sticht, ist der riesige LCD an der Stelle, wo sonst Tacho etc. sind. Die HV-Batterie ist voll, es werden 50 km Reichweite angezeigt. Wieviele kWh ich verfahren kann, weiss der nette Herr leider nicht auswendig. Er zeigt mir Energieflussanzeige, Fahrtinformation und Navigation sowie den Knopf für den Abstandsregeltempomaten, dann darf ich losfahren.
Die Hybridmodi
Es gibt drei Hybridmodi, "PURE", "HYBRID" und "Sport" sowie eine extra Taste "SAVE". Letztere wird mir so erklärt, dass die Reichweite auf 25 km (d.h. Wohl SOC auf 50%) gehalten bzw. aufgeladen wird. In Pure fährt man wo immer möglich elektrisch, während in Hybrid die Verbrenner-Einschaltschwellen tiefer liegen. Man fährt dabei aber immer noch stärker elektrisch als in einem normalen Vollhybridfahrzeug. Das heisst der SOC sinkt auch weiter ab, bis Reichweite 0 km angezeigt wird und man als echtes Hybridfahrzeug rumknurrt.
Die Assistenzsysteme
Ich bin erstmals ein ACC gefahren und bin fasziniert, wie gut das System funktioniert. Im Feierabendverkehr um Zürich sehr hilfreich. Auch bei ausgeschaltetem Tempomaten ruht das System nicht. Sobald man dem Vordermann zu dicht auffährt, beginnt ein roter LED-Balken oberhalb der Instrumente zu blinken, der Fahrer nimmt davon (ähnlich eines HUD) die Spiegelung in der Frontscheibe wahr. Im Extremfall (Bei mir ein queren zweier Fahrspuren mit geringem Abstand unter Vollgas) flackern die LEDs stark und werden durch eindringliche Piepstöne ergänzt.
Dazu kommt ein Spurverlassenswarner (sehr angenehm mit gedämpftem, zurückhaltendem piepsen), Toter-Winkel-Warner sowie eine Verkehrsschildererkennung, die in meiner Probefahrt gut funktionierte und die aktuell gültige Beschilderung im Tacho-LCD einblendet.
Fahrstrecke und Verbrauch
Die insgesamt 67 km sind zu unterteilen in ca. 20 km Stadtverkehr mit mehreren Ampeln und max. 60 km/h, circa 20 km Autobahn mit max. 100 km/h (Wer es kennt: Westumfahrung Zürich ab Urdorf Nord bis Affoltern a.A. und retour) und Rest Autobahn mit offiziell 120 km/h. Ich hab dabei mal eine deutsche Autobahn simuliert
Auf dieser Probefahrt ist der Verbrenner praktisch nur auf Autobahnauffahrten und -abschnitten >120 km/h gelaufen und auf dem letzten Kilometer (zurück in der Stadt), weil da die HV-Batterie leer war.
Der Bordcomputer gab am Schluss einen Durchschnittsverbrauch von 3.2 l Diesel / 100 km an, wobei da auf die 67 km noch eine Netto-Akkuladung draufzuschlagen wären... Interessant wäre dann natürlich auch der Verbrauch im Charge Sustaining Mode, konnte von mir aber mangels Zeit nicht getestet werden.
Fahreindruck
Tolles Auto. Der Sitz passt (1m80, 67 kg) wie angegossen, man fühlt sich sofort zuhause, das Auto ist mehr als ausreichend elektrisch motorisiert, um im normalen Verkehr locker mitzuhalten. Der Wechsel auf den Diesel erfolgt bei hohen Fahrpedalgradienten eher ruppig, im sanften Betrieb kaum merklich, sondern dieseltypisch gut hörbar.
Das Fahrwerk fand ich relativ straff, aber nicht unkomfortabel (bin allerdings keine italienischen Strassen o.ä. gefahren). Die Assistenzsysteme haben bis auf eine Situation alles richtig gemacht. Ich hatte allerdings in der kurzen Zeit noch einige Bedienungsprobleme. Habe z.B. nicht herausgefunden, ob ich mir einen Momentanverbrauch oder einen Durchschnittsverbrauch inkl. Elektrischer Energiemenge anzeigen lassen kann. Beim Wechsel vom Navi auf die Fahrstatistik war die Navitante plötzlich ruhig und ich musste mir den Weg selbst suchen.
Auf der Autobahn ist das Ding der Burner. 120-170 mit 70% Fahrpedal in ein paar Wimpernschlägen.
Gruss
Stefan