Priusfreunde.de

Sehr geehrte Damen und Herren der Service-Leitung und vom Service,

seit der Erstzulassung meines ersten Tesla Ende März 2017 durfte und darf ich in fünf Monaten vier Mal den Service in Stuttgart wegen Qualitätsmängeln und Nachbesserung besuchen.

April:
Frunkhaube war links hinten vertikal deutlich beweglich, dadurch Berührung und Lackschaden an Haubenkante und Kotflügel innen.
Haubenscharnier hatte zu viel Spiel, Anschlag war nicht eingestellt. Der Fehler wurde inzwischen bei mehreren anderen Tesla gesehen.
Scharnier ist getauscht, nachlackiert, eingestellt, dabei wurde ein Lackfehler nahe der Schraube nach Einstellen des Kotflügels vor Auslieferung mit beseitigt.
Danach entstandene deutliche Windgeräusche habe ich durch Einstellen der Gummipuffer Frunkhaube selbst behoben.

Juni:
Außenspiegel links quietschte beim Ausfahren, war schwergängig und fuhr nicht ganz aus.
Dichtungsmontage, Filz fehlerhaft seitens Zulieferer. Fehler war bei mehreren anderen Tesla im Forum bekannt.
Spiegel wurde getauscht.

August:
Außenspiegel links quietschte beim Ausfahren, war schwergängig und fuhr nicht ganz aus. Das Ersatzteil hatte denselben Fehler wie das Originalteil.
Dichtungen wurden modifiziert, justiert und geschmiert.
Innenverkleidung der Fahrertür löste sich beim zuziehen und war mittig verspannt. Montagefehler vom Juni beim Spiegeltausch.
Verkleidung wurde mit neuen Clips korrekt eingerastet und montiert.
Bei eigener Suche nach einem Klappergeräusch vorn hatte ich festgestellt, dass die rote Batteriepluspolabdeckung lose war und gegen darüberliegende Lüftungskanäle stieß.
Die Abdeckung habe ich selbst korrekt festgedrückt und gemerkt: Schaumstoffdichtung Lüftungskanal längs gerissen, Wartungsabdeckung Lüftungsstege gebrochen.
Seitens ServiceCenter wurde die Dichtung geklebt und die Wartungsabdeckung erneuert.

August:
Nach dem Waschen/Abledern entdeckt:
Lackablösung linke hintere Tür am Falz oben innen und in der Türnische gegenüber.
Scheinbar sind es erhabene harte Reste von Kleber oder Trennmittel direkt auf dem Blech unter dem Originallack.
Wird Anfang September geschliffen/lackiert.
Beifahrertürfalz innen ist verbogen, darüber Originallack.
Wird Anfang September vom Lackierer beurteilt, ob der Schaden durch reparieren größer wird oder es mitgemacht wird.

Die von Tesla gelieferte Qualität entspricht nicht meinen Vorstellungen, dies ist weder Premium noch dem Preis angemessen. Karosseriebau und Montage haben deutliches Verbesserungspotential. Qualitätssicherungsmaßnahmen sowohl bei Zulieferteilen als auch bei Zwischen- und Endprüfungen in der Tesla-Produktion erscheinen nicht existent, auch lernt man aus Reklamationsrückmeldungen wohl nicht viel.

Für verlorene Zeit, gefahrene Kilometer, lädierte Nerven und erlittene Unbill möchte ich eine Kompensation, zum Beispiel in Form kostenloser 40.000/80.000km-Inspektionen, einem Satz Winterreifen auf Felgen oder Umrüstung auf Ganzjahresreifen, einen Reifenreparatursatz oder anderes.

Denken Sie sich was aus und machen Sie was.

Übrigens spricht sich die Tesla-Qualität allmählich in Internetforen, Öffentlichkeit und unter Kollegen, auf Autotreffen, unter Fahrern und potentiellen Kunden herum. Inwieweit dies zu rückläufigen Verkaufszahlen des Model S und X und stornierten Model 3-Reservierungen geführt hat oder führen könnte, vermag ich nicht zu beurteilen. Dringender Handlungsbedarf ist jedoch zu sehen.

Mit noch freundlichen Grüßen eines jahrzehntelang in Entwicklung, Fertigung, Technik und Vertrieb tätigen Elektroingenieurs

Frage: was ist eine "Frunkhaube"?
Trunk (englisch=Kofferraum)
Frunkhaube ist denglisch?

MfG Harzbube.

Frunk = Front Trunk (vorderes staufach)

eine tesla-sprachschoepfung

erstaunt mich nicht, die qualitaet von tsla-autos ist eben mangelhaft.
aber wenn man horrende summen ausgegeben hat, dann gehort Mut dazu, seinen Frust publik zu machen.

elman1 schrieb:
Frunk = Front Trunk (vorderes staufach)

eine tesla-sprachschoepfung

Frunk wird der vordere Kofferraum bei Teslas genannt also ist die Frunkhaube das, was bei anderen Autos die Motorhaube ist.

@Schoettker: Deine Unzufriedenheit kann ich voll verstehen und die Qualität bei Tesla ist etwas was ich mir die nächsten 2 Jahre und vor allem beim Model 3 genau anschauen werde, bevor ich den Auris eventuell gegen einen Tesla tausche.
Mal vom Aufwand abgesehen, den die Fehler verursacht haben, sind es nur wenige Sachen die wirklich problematisch sind. Die Lackfehler sind z.B nicht akzeptabel, weil nur mit Wertminderungen behebbare. Andere Sachen wie Geräusche oder Montagefehler gibt es bei allen, auch bei den Großen und leider auch inzwischen bei Toyota. Unser Auris hat allein dieses Jahr 14 Tage wegen einem krassen Geräusch an der Vorderachse in der Werkstatt gestanden. Der Fehler war ein Montagefehler. Jetzt ist Ruhe. Auch unsere Spiegel knarren und vermitteln den Eindruck, dass sie sich quälen und das vom ersten Tag an. Im Innenraum geht es mit einem total schiefen Brillenfach weiter, dass es nicht anders gibt. Tausch zwecklos. Meine Liste endet hier noch nicht.
Was mich bei Auris überzeugt ist der Antrieb und das ist, denke ich auch der Hauptgrund einen Tesla zu kaufen, oder?

Ich will nichts schön reden. Ich hätte gern auch ein fehlerfreies Auto aber ich bin zu der Meinung gelangt, dass es dies nicht gibt.

Außerdem sollte man nicht vergessen, dass ein Model S trotz seiner innovativen Technik, preislich unter einer vergleichbaren S-Klasse (Edit: Ich meinte E-Klasse) liegt, die sicherlich auch nicht fehlerfrei aber wahrscheinlich dann wirklich Premium ist.

Das Model S ist in meinen Augen in erster Linie ein teurer Akku mit günstiger Hülle. Für die Qualität einer S- Klasse müsste man wohl noch so einige Tausender drauflegen.

Falsch! Zehntausender!

Für mich hat Tesla von der Verarbeitungs- und Designqualität gerade mal Dacia-Niveau erreicht. Wobei mir das völlig ausreicht. Mehr als ein P2 muss nicht sein.

Gruß Thorsten

Ist der Tesla eigentlich komplett aus Alu?

Gibt es eigentlich signifikante Unterschiede in der Verarbeitungsqualität zwischen in den USA und den Niederlanden montierten Fahrzeugen?

Wohl kaum, die Fahrzeuge kommen als CKD-Bausatz. Wenn das Ausgangsmaterial schon eher als "mangelhaft" zu bezeichnen ist, hilft ein sorgfältigerer Zusammenbau auch nicht.

Jeri schrieb:

Außerdem sollte man nicht vergessen, dass ein Model S trotz seiner innovativen Technik, preislich unter einer vergleichbaren S-Klasse (Edit: Ich meinte E-Klasse) liegt, die sicherlich auch nicht fehlerfrei aber wahrscheinlich dann wirklich Premium ist.

Vom KBA wird das Model S der "Oberklasse" zugeordnet und konkurriert mit A8, 7er und S-Klasse. Die Qualität scheint eher auch Maserati-Niveau zu sein.

Ich hätte angesichts der allgemeinen Qualitätsprobleme den Wagen längst zurückgegeben (Wandlung) und auf Neulieferung oder Erstattung des Kaufpreises bestanden. Aber jeder so wie er meint.

Ghost schrieb:
Vom KBA wird das Model S der "Oberklasse" zugeordnet und konkurriert mit A8, 7er und S-Klasse.
Dann wiegt der Preisunterschied noch deutlicher. Nur allein eine S-Klasse mit vergleichbarer Motorisierung kostet 20.000- 25.000€ mehr. Aus meiner Sicht muss Tesla also irgendwo massiv sparen.

Die Gefahr beim Model S liegt aus meiner Sicht darin, dass es sich Leute kaufen, die über eine S-Klasse nichtmal nachdenken würden. Die Eigendarstellung von Tesla Premium Sedans und SUVs zu bauen ist diesem Konflikt nicht unbedingt zuträglich.

Man kann es vielleicht so beschreiben: Einen Tesla kauft man sich trotz der gegebenen Qualität. Dies Marke hat nun mal ein Alleinstellungsmerkmal, wenn man ein E-Auto haben will, das a) eine ansprechende Reichweite hat und b) bei einem Fahrprofil mit längeren Strecken auch eine bereits vorhandene Schnellladeinfrastruktur benötigt wird.

Dieses Alleinstellungsmerkmal sehe ich so schnell nicht in Gefahr und zwar maßgeblich wegen Punkt b).

Entweder man schluckt diese teilweise sehr miese Fertigungsqualität oder man muss auf ein langstreckentaugliches E-Auto mit schneller Überlandlademöglichkeit derzeit noch verzichten.

Ich glaube kaum, dass sich Tesla deshalb von so einem Beschwerdebrief groß beeindrucken lässt, auch wenn es für den Kunden noch so ärgerlich ist.

Das soll jetzt natürlich keine Rechtfertigung für die abgelieferte Qualität sein, sondern nur ein nüchterne Bestandsaufnahme des Status Quo.

eppf

Ich finde es sehr gut gut, die positiven wie auch die begründeten negativen Aspekte öffentlich zu
mache. Nur Dank dieser Informationsmöglichkeiten, war es mir bei meinem RAV4 Hybrid 2016
möglich,
zeitnah auf die Produktionsmängel hinzuweisen und sie beseitigen zu lassen.
Es wird sich bestimmt nichts (leider) gleich und sofort ändern...
aber stetter Tropfen höhlt den Stein!
Das wird sich auf jeden Fall im Neupreis und auch im Gebrauchtpreissegment niederschlagen.
Und wenn man Geld ausgibt, möchte ich als Kunde ein Produkt welches in Ordnung ist-ohne wenn
und aber. Ansonsten taugen die Verantwortlichen Personen nix und werden es immer wieder
versuchen, zu Deinem Nachteil sich einen Vorteil zu verschaffen.

@Schoettker: Danke für die Offenheit und trotzdem eine schöne Zeit
mit einem technisch fortschrittlichen Produkt !

Jeri schrieb:
Die Gefahr beim Model S liegt aus meiner Sicht darin, dass es sich Leute kaufen, die über eine S-Klasse nichtmal nachdenken würden. Die Eigendarstellung von Tesla Premium Sedans und SUVs zu bauen ist diesem Konflikt nicht unbedingt zuträglich.
Richtig. Und die Leute, die tatsächlich von einem Oberklasse-Modell kommen, werden von vielen Details enttäuscht sein. Nur vom derzeit konkurrenzlosen Dreiklang (Antrieb, Ladenetzwerk, Bedienkonzept) nicht.

Die Schwankungen in der Verarbeitungsqualität sind enorm, man kann dabei richtig ins Klo greifen. Was mir der Vorbesitzer von seinem nagelneuen S 100D berichtet, unterstreicht das leider.

Ich weiß schon, warum ich vier Monate aufwändig nach einem Model S gesucht und dabei ein gutes Dutzend besichtigt und Probe gefahren habe. Einmal sogar zusammen mit einem Tesla-Werkstattmeister (2 x 300 km), der das Auto und seine Vorgeschichte kannte. Das hat sich gelohnt; meiner war der beste von allen. Und trotzdem kommt er in einigen Details an keinen seiner Vorgänger heran.

Nur: In den tatsächlich wichtigen Punkten kommt kein anderes Auto an ein Model S heran. Das ist die Kehrseite, und damit wird es in erster Linie zu einer Frage der persönlichen Prioritäten. Schade, dass es die Kombination aus beiden Welten noch nicht gibt.

Sobald wir hier in ein paar Jahren ein flächendeckendes CCS-System mit voll automatisierter Abrechnung haben, wird sich das ändern. Wenn Tesla bis dahin nicht nachlegt, werden sie ein ernsthaftes Problem bekommen, denn für den zweifellos berechtigten Wegbereiter-Status allein kann man sich nichts kaufen.

Hier lässt sich übrigens die Reaktion des Tesla-Forums nachlesen:
- tff-forum.de/viewtopic.php?f=57&t=18109

Bis auf wenige Ausnahmen erfährt Schoettker dort Zustimmung. Das sagt einiges.

Zum Thema Wandelung (nicht "Wandlung"): Dieser Begriff wurde bereits 2002 aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch entfernt. Heute spricht man von Rückabwicklung des Kaufvertrags. Ein Rechtsanspruch darauf ist an sehr hohe Hürden und an mehrfach erfolglos nachgebesserte Mängel geknüpft - Mängel, die von einem Richter als relevant eingestuft werden.

An genau dieser Einstufung scheitert es oft, insbesondere, wenn das Auto jederzeit fahrbereit war und ist. Dann kann man nur auf Kulanz seitens des Händlers hoffen, aber nachdem man den erfolglos verklagt hat, ist dieser Zug natürlich abgefahren. Deshalb kann ich nur raten, bei Unzufriedenheit eine gütliche Lösung anzustreben. Eben so, wie Schoettker es gerade versucht.

Grüße, Egon