Priusfreunde.de

priusb78 schrieb:
Sind synthetische Kraftstoffe in ausreichenden Mengen um die heutigen fossilen Kraftstoffe zu ersetzen, überhaupt realistisch machbar?
In der Zeit, in der man die fossile Verbrennung bereits drastisch zurückfahren muss, eindeutig nein!

D.h. man muss eindeutig auf effizientere Lösungen setzen und da gehört ein Verbrennungsmotor, der via viel Ökostrom erzeugtes E-Fuel weiterhin mit nur etwa 30% Durchschnittswirkungsgrad nutzt, eindeutig nicht mit dazu.

eppf

Volle Zustimmung!

Bei Flugzeugtriebwerken, wo es noch keine E-Antriebe gibt, mag das anders sein. Noch besser wäre, den Flugverkehr aufs wirklich Notwendige zu reduzieren!

Ähnlich kritisch sehe ich daher auch FCEVs, die auch das Problem des extrem niedrigen Wirkungsgrades bei der Wasserstofferzeugung haben.
Den kostbaren Ökostrom könnte man fürs Klima besser diekt in E-Motoren in der Industrie verwenden.

Gruß Thorsten

priusb78 schrieb:
Bei Flugzeugtriebwerken, wo es noch keine E-Antriebe gibt, mag das anders sein. Noch besser wäre, den Flugverkehr aufs wirklich Notwendige zu reduzieren!Beim Flugverkehr kann die Devise wirklich nur lauten, diesen auf das Notwendige einzudämmen. Hier wäre vor allem zuerst bei den Strecken Handlungsbedarf, die man alternativ auch am Boden absolvieren könnte. Bei Langstrecken muss sich nach und nach ein angemessener CO2-Preis etablieren, so wie überall anders auch. Eine Rechnung dazu ganz unten im Beitrag.

Die E-Fuels sollte man sich hier sparen. Diesen energetischen Aufwand zu betreiben, um die Wirksamkeit der CO2-Emissionen um ca. 1/3 zu senken, erachte ich nicht für sinnvoll.

Die Luftfahrtbranche ist offensichtlich der irrigen Meinung, wenn das Kerosin CO2-neutral hergestellt wird, verschwindet auch gleichzeitig der RFI-Faktor, der je nach Berechnungsgrundlage (Zirruswolkenanteil) irgendwo zwischen 2.3 und bis zu 5 liegt. Nach heutigem Erkenntnisstand sollte man mit ca. 3 recht nahe an der Wahrheit liegen.

Dabei gilt dann ganz einfach die Formel
RFI(efuel) = RFI(alt) - 1
und bei RFI=3 hätte man die klimawirksamen Emissionen mit E-Fuels eben nicht um 100%, sondern nur um ein Drittel reduziert, aber trotzdem bei der E-Fuel-Produktion Unmengen an grüner Energie verbraten.

Diese grüne Energie wäre noch längere Zeit anderswo sinnvoller eingesetzt. Bis zum quasi beliebigen Überschuss an Ökostrom dauert es noch ein "bisschen".

Machen wir wie oben angekündigt mal die Rechnung auf, wo man unter Berücksichtigung eines angemessenen CO2-Preises bei den Preisaufschlägen landen würde.

Langstreckenflug mit 10000km
Proppenvolles Flugzeug mit knapp über 3l/100 Personenkilometer
CO2-Preis 50 EUR/Tonne (heutiger Zertifikatspreis)

Das ergibt dann ca. 1 Tonne CO2 pro Passagier.
Rechnet man RFI mit ein, werden 3 Tonnen daraus, bei E-Fuel "nur" 2 Tonnen.

Das ergäbe einen CO2-Aufschlag von 200 EUR pro einfacher Strecke bei E-Fuels und 300 EUR bei herkömmlichen Kerosin. Ob 100 EUR Preisdifferenz ausreichen, um die Zusatzkosten für gut 300l E-Fuel im Vergleich zu fossilen Kerosin auszugleichen?

eppf

Guter Ansatz! Ich würde vorschlagen, 400 EUR CO₂-Abgabe auf den Langstreckenflug draufzuschlagen, und wie Du schreibst, damit sinnvolle CO₂-senkende Maßnahmen an anderer Stelle umzusetzen. Die Welt ist voll von Möglichkeiten, viel mit wenig finanziellem Einsatz einzusparen.
Wer sich einen Langstreckenflug leisten kann, den machen 400 EUR auch nicht arm. Von Geschäftsfliegern, die für 3-5.000 EUR Business fliegen, reden wir erst gar nicht.

Gruß Thorsten

Ich sehe gerade bei mir einen Rechenfehler. In der Abschlussberechnung im letzten Absatz hatte ich den Wert für Hin- und Rückflug niedergeschrieben, aber eine einfache Strecke genannt.

Ich sprach ja von 50 EUR pro Tonne. Bei 100 EUR pro Tonne, was man im Jahr 2030 sicherlich ansetzen sollte, wäre die Schlussrechnung dann wieder richtig.

D.h. ein Langstreckenflug von z.B. FRA nach LAX und zurück würde heute um 300 EUR teurer. Bei Business- und Firstclass muss der Aufschlag natürlich entsprechend des höheren Platzbedarfs im Flugzeug angepasst werden.

eppf

Das teurer machen reduziert aber noch nicht die Emissionen.
Also entweder fliegen mit eFuel oder so teuer machen, das weniger geflogen wird.

Was ich vor allem zum Ausdruck bringen wollte:
E-Fuels reduzieren die wirksamen Emissionen nicht ansatzweise in dem Maße, wie man es uns vormachen will.
Also entweder fliegen mit eFuel oder so teuer machen, das weniger geflogen wird.
Deshalb ist in deinem Satz vor allem die "Oder-Seite" die zielführende. Mit der "Entweder-Seite" reduziert man nur um ca. 1/3, verbraucht aber im Vorfeld Unmengen an grüner Energie für die Bereitstellung der E-Fuels.

eppf

Man sollte Efuels nur für Autos mit Verbrennungsmotoren benutzen und gleichzeitig die Herstellung von Benzin sowie Neuzulassungen von Autos mit Verbrennungsmotoren verbieten. Dann können vorhandene Autos mit Verbrennungsmotoren noch bis zur Verschrottung genutzt werden um durch Elektroautos zu ersetzten.

Gerd

Aber erst dann, wenn genügend Ökostrom für die E-Fuel-Herstellung vorhanden ist und das dauert wohl länger, als in den meisten Fällen die noch verbleibende Verbrennerlebensdauer.

Ansonsten kann man gleich normales Benzin und Diesel weiterfahren und den Strom für andere CO2-Einsparungen verwenden.

eppf

...und das eingenommene Geld aus CO₂-Abgaben sinnvoll zur Vermeidung von CO₂-Ausstoss irgendwo auf der Welt verwenden. Dem Planeten ist es egal, wo CO₂ freigesetzt oder reduziert wird.

Gruß Thorsten

Fangen wir z.B. damit an, wieder vermehrt Dinge hierzulande unter besseren ökologischen Bedingungen zu produzieren, anstelle massenweise dreckig produzierte Ware aus China einzukaufen und diese dann noch um die halbe Welt zu schippern.

Das wäre schon einmal eine erste Win-Win-Situation. Weniger Produktionsemissionen und Wegfall der Transportemissionen.

Aber dann würden ja wieder unsere CO2-Emissionen hierzulande steigern, obwohl es global gesehen ein Rückgang wäre.

Ohne Ausweisung des CO2-Fußabdrucks nach dem Konsumprinzip wird man nie so richtig zum Ziel kommen, weil man seine eigenen Emissionen zu einem nennenswerten Teil in Länder auslagern kann, die sich wenig um den Klimaschutz scheren.

eppf

Ist nicht für jeden von uns der persönliche Fußabdruck entscheidend?
Was interessiert mich der Fußabdruck von Deutschland?
Wenn ich regionale Produkte kaufe, ist das für MEINE CO₂-Bilanz sicher besser als im Winter Erdbeeren aus Chile zu kaufen, oder?
Auch meinen alten Prius weiter zu fahren ist sicher eine lange Zeit besser als ein Model 3 Made in China zu bestellen, oder?
Gruß Thorsten

Ganz ohne Ex/Import wird es nicht laufen, denn nicht jedes Land verfügt über alle nötigen Bodenschätze, Energie- und Nahrungsquellen für eine Selbstversorgung.

Je nach Produkt entsteht der größte Teil der CO2eq beim Mining, Veredlung, Transport oder Verwendung.

Wer z.B. in Polen oder anderen Braunkohleregionen wohnt, für den sind möglichweise Importprodukte schon eine Verbesserung der CO2-Bilanz.

Am sichersten ist es freilich, einfach möglichst gar nichts mehr zu konsumieren.

priusb78 schrieb:
Ist nicht für jeden von uns der persönliche Fußabdruck entscheidend?
Was interessiert mich der Fußabdruck von Deutschland?Gehe mal einfach durch deine Wohnung durch, wie viele Produkte du finden wirst, wo Made in China draufsteht.

Dinge des Lebens, die man benötigt und hierzulande nicht mehr produziert werden, kannst du auch nicht als lokal produzierte Ware kaufen.

Insofern ist der Fußabdruck von Deutschland auf Basis des Konsumprinzips durchaus eine wichtige Größe, sonst kann man sich hinter den Emissionen anderer verstecken.

eppf

@gcf:
Insbesondere Rohstoffe, die es im eigenen Land gar nicht gibt, muss man natürlich importieren.

Aber die Produktion ins Ausland zu verlagern, weil es dort billiger ist und sich kein bisschen darum zu scheren, dass dort mit einem deutlich höheren Ausstoß an Treibhausgasen produziert wird, das gehört dem Konsumland zugerechnet.

eppf