Priusfreunde.de

schrubber schrieb:

Und da kommt wieder meine Frage auf, warum verzichtet man freiwillig darauf, besser gesehen zu werden? Was wiegt ein Speichenreflektor? 1g? Das ist den anderen Verkehrsteilnehmern, welche bei einem evtl. Unfall lebenslang haften, einfach nicht fair.

Aber irgendwie muss man doch die 10 Kilo Übergewicht am Bauch kompensieren. Und wenn es nur 5g an den Rädern sind. Man hat ja auch schon Unmengen an Geld für die anderne 179g am superleichten Titancarbonrahmen ausgegeben.

Und außerdem sind solche Reflektoren uncool, da wird man ja als Amateur erkannt...


Der Gewichts- und Ausrüstungsfetischismus in diversen Sportarten kennt keine Grenzen. Wenn man schon selber nicht so fit ist wie der Profi fühlt man sich als solcher wenn man das Equipment hat. Quasi eine Art Placeboeffekt.

Ich verstehe es auch nicht wieso gerade Mountainbikes keine Schutzbleche haben. Die Dinger wiegen ja auch nichts, dafür hat man nicht die braune Dreckspur vom Arsch den Rücken hoch. Aber scheinbar gefällt das manchen.
Nicht einmal E-MTBs (für mich ein kompletter Unfug diese Kombination) haben sowas, wo da das Gewicht wirklich keine Rolle spielt.

Man merkt , dass ihr keine Ahnung vom Radfahren und Sport überhaupt habt.
Sportliche Grüße von Heinz !

Dann kläre mich bitte auf, ich möchte es wirklich gerne verstehen, denn ich habe tatsächlich keine Ahnung von der Materie. Welchen Vorteil habe ich, wenn ich als Fahrradsportler auf Reflektoren verzichte? Oder gibt es schlichtweg einfach keine passenden Reflektoren?

heinz die speiche schrieb:
Man merkt , dass ihr keine Ahnung vom Radfahren und Sport überhaupt habt.
Sportliche Grüße von Heinz !

Denselben Eindruck wie Heinz, jedenfalls in Bezug auf Radsport, hatte ich auch. Tut mir leid, aber die meisten hier aufgeworfenen Fragen beantworten sich ganz schnell, wenn man selbst etwas mehr als nur zum Bäcker fährt.
Wir Radsportler müssen eben auf der Straße oder zumindest auf öffentlichen Wegen trainieren, das ist alternativlos. Und dass wir deswegen, sofern nur tagsüber unterwegs, volle StVO-Nachtfahrtausrüstung dranbauen, die bei Wettbewerben wieder ab müssen, schon weil dort gar nicht erlaubt, ist nicht so einfach wie manche(r) denkt.
Rennpedale bieten keine Befestigungsmöglichkeit für Reflektoren, beispielsweise. Rennreifen mit Reflektorstreifen gibt es nicht. Viele leichte Laufräder haben Speichen, die keine Reflektormontage vertragen.

Schutzbleche dran oder nicht dran stört ja niemanden, außer den Fahrer selbst oder den hinterherfahrenden Clubkollegen. Und gerade im nassen Gelände taugt das nicht, weil Dreck zwischen Reifen und Schutzblech die Drehung ganz schön behindern kann.

ABER: Sobald auch nur geringe Gefahr besteht, dass ich in die Nacht komme, schnalle ich Akkuleuchten dran, die das Rad gut sichtbar machen. Und nach Möglichkeit trage ich tagsüber helle Trikots, um besser sichtbar zu sein, wenn es mal durch Wald geht.

Schutzbleche könnt ihr vergessen, die sind nicht vorgeschrieben. Reiner Komfort.

Ansonsten wundert es mich, dass die Industrie da nicht liefert. Einen Reflektorstreifen auf einen Rennradreifen zu drucken kann ja wohl kein Problem sein. Und einen roten/weißen Reflektor in den Rahmen zu integrieren doch wohl auch nicht? Gerade der rote Reflektor passt doch super hinten an den Sattel,schön zum stecken für das Rennen. Und das mit den Pedalreflektoren muss doch auch machbar sein, notfalls mit Reflexionsfolie vorne/hinten an den Schuhen.

Würde der Gesetzgeber es verlangen, gäbe es das alles über Nacht.

Rennräder und den Radsport mal beiseite geschoben: was mich viel mehr stört, ist dass es von vielen Herstellern kaum bis gar keine Kinder- und Jugendräder gibt, die ab Werk StVZO-konform sind.

Die Kids (und in Verlängerung dann auch deren Eltern) wollen halt meistens nur “coole” Mountainbikes, ohne so doofes Zeug wie Schutzbleche, Reflektoren oder gar ein Licht mit Nabendynamo. Gerade in der Altersgruppe, wo ich solche Dinge am wichtigsten fände, fehlen die meistens komplett.

Für unsere Tochter haben wir schließlich ein CUBE Ella gekauft, das tatsächlich entsprechend ausgestattet ist, aber halt auch eher als City-Rad beworben wird. Bei den Rädern für die Jungs sieht es da schon wieder eher mau aus. Zum Glück haben wir nur Mädels und die zweite will auch ein Ella (liegt aber auch am Namen, da heißt das Rad wie das Kind :-D)

Wenn ein Fahrzeug nicht der StVZO entspricht, darf man dies dann im öffentlichen Verkehr bewegen?
So manch Rad auf der Straße gehört dazu.
Und wie es dann mancher auch benutzt ist ein anderes Thema.
Tempomat 35 und ein Rennradler hackt an mir vorbei als sei er der Spitzenreiter der Tour de Dope...

Ich denke die Eingangsfrage ist relativ einfach zu beantworten und ist es sind viele Dinge geduldet worden, die eigentlich so nicht passen.

Zumindest früher war ein Aufkleber auf solchen Rädern, dass diese nicht der STVO entsprechen und deswegen nicht im öffentlichen Straßenverkehr eingesetzt werden dürfen. Was nützt die beste Regel wenn sie keiner kontrolliert...

TF104 schrieb:
Ich denke die Eingangsfrage ist relativ einfach zu beantworten und ist es sind viele Dinge geduldet worden, die eigentlich so nicht passen.
Das ist wohl korrekt. Und das leider sowohl auf Seite der Radfahrer als auch der Autofahrer.

Nicht-StVZO-konforme Räder werden allerorten genauso geduldet wie durch Autos und teilweise sogar LKWs zugeparkte Geh- und Radwege.

Mir scheint ein generelles Problem zu sein, dass die StVO in vielen Köpfen nur als gut gemeinter Vorschlagskatalog angesehen wird statt als verbindliches Regelwerk. Lächerlich geringe Strafen (wenn Übertretungen denn überhaupt mal kontrolliert und verfolgt werden) haben halt dazu geführt, dass ein nicht unerheblicher Teil der Verkehrsteilnehmer einfach auf andere pfeift…

Ein Radfahrer wird von der Polizei angehalten und kontrolliert.

Polizist: "Kein Licht - 20€, keine Reflektoren vorne und hinten - 20€, keine Reflektoren an den Speichen - 20€, keine Klingel - 10€..."

Der Radfahrer fängt an zu lachen.

Polizist: "Warum lachen Sie jetzt?"

Radfahrer: "Da vorne kommt einer ganz ohne Fahrrad. Was der dann wohl bezahlen muss?"

Manche Ordnungshüter sind auch auf einem Auge blind. Ich habe schon mitbekommen, wie Radfahrer, die auf dem Gehweg gefahren sind, angehalten wurden und vor Ort ein Bußgeld bekommen haben, während die Autos, die in direkter Sichtweite auf demselben Gehweg geparkt haben, alle ungeschoren davongekommen sind. Antwort vom Ordnungsamt, warum hier mit zweierlei Maß gemessen wurde: “Parkdruck”.

Dass sich in solchen Situationen die Fronten zwischen Auto- und Radfahrern bisweilen etwas verhärten, ist dann durchaus nachvollziehbar.

Der andere war auch zu schnell.
Und? Wir haben sie gemessen.

Ja das ist nun mal leider so.

Und zum Thema zulässiges Fahrzeug oder nicht.
Der PKW muss i.d.R. regelmäßig zum TÜV. Der zustand eines Rades interessiert wenn noch mal genau? Niemanden außer er wird angehalten.

Sprecht mal mit einem Polizisten dazu.
Das diese stille Duldung der Nutzung von eigentlich Sportgeräten oder Spielzeug je nach Ausführung nicht automatisch dazu führt das man sich über alles hinweg setzt ist leider die Folge dessen.
Meist wird ein Radfahrer (ohne Licht oder entsprechende Ausrüstung) ja nur angehalten weil er eben komisch fährt (Alk oder Drogen) oder sich nicht an Regeln hält (rote Ampeln etc.).

Wie kann man sowas ändern?
Durch mehr Polizei?
Kann sein, wenn man sie nicht für anderen Mist einbindet.

Genauso wie stille Duldung von Ordnungswidrigkeiten durch Kraftfahrzeugführer leider dazu führt, dass viele sich darüber hinwegsetzen. Da sprich aber lieber mal nicht mit einem Polizisten drüber, da fällst du vielleicht sonst vom Glauben ab. Da wird ernsthaft mit "Parkdruck" argumentiert, dass man Falschparker entgegen der gesetzlichen Grundlagen einfach gewähren lässt oder sogar noch dazu ermutigt.

Aber solange wir uns immer wieder im Kreis um die Diskussion "die anderen sind aber noch viel schlimmer!!!" drehen, wird das nichts mit einer wie auch immer gearteten Verkehrswende. Aber ehrlicherweise ist diese von vielen Verantwortlichen auch gar nicht gewollt. Und solange regelmäßig unterschiedliche Maßstäbe angesetzt werden, wird das "Jeder gegen Jeden" auf unseren Straßen halt leider noch zunehmen, je mehr Fahrzeuge (egal welcher Bauart) dort unterwegs sind.

Wieviele Polizisten kennst du persönlich?
Nur mal so...

Es gibt eine Liste der Prioritäten die man sieht.
Und es gibt leider auch das Problem das man eigentlich immer handeln müsste, dann aber mit der Bürokratie nicht nachkommt und die Justiz ebenso überfordert ist.

Du kannst theoretisch jeden LKW anhalten und kontrollieren und wirst etwas finden.
Du kannst Nachts so gut wie jeden PKW anhalten und wirst was finden.

Solche Sätze machen nachdenklich.
Und bevor hier vom eigentlichen Problem abgelenkt wird, belassen wir es auf die Diskussion Radfahrer und Autofahrer.

Ich bin früher zur Disko gelaufen, wenn am Fahrrad das Rücklicht mal wieder kaputt war, bevor der ABV kassieren konnte.
Und heute fährt man selbstverständlich mit einem Rad was nicht mal Licht hat und dann ohne sich ansatzweise an Verkehrsregeln zu halten. Weil die Chance angehalten wird gering ist.
Warum?
Weil man massiv Stellen abgebaut hat.

Und nur mal so am Rande, weil du hier die falsch geparkten Autos in Spiel bringst, die interessieren die Polizei nicht wirklich. Das ist Sache des Ordnungsamtes.
Und auch da schaut es personaltechnisch nicht besser aus.
Es mag nicht überall so sein, aber auch da fehlt es an Personal.
Früher hat man den Nachbarn der beschissen parkt mal angesprochen.
Heute ruft man nach der Polizei und hat einen Anwalt...

Wir drehen uns im Kreis. Du siehst überall Radfahrer, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten und ich sehe überall Autofahrer, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten.

Am Ende liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Einig sind wir uns darin, dass ein nicht unerheblicher Teil unserer Bevölkerung gehörigen Nachschulungsbedarf bzgl. der StVO hat und dass die Strafen zu niedrig sind und auch viel zu wenig kontrolliert wird.

Belassen wir es dabei.