Priusfreunde.de

ollli schrieb:
Haben die deutschen Autofirmen Angst, dass sie weniger Autos verkaufen?
Ich vermute, dass das zwar stimmt, aber eher indirekt (im Gegensatz zur NRA/Waffen-Thematik): Die befürchten einen Imageverlust/Shitstorm, wenn sie bei diesem komplett ideologisch aufgeladenen Thema Position beziehen.

Jahrzehntelang wurde hierzulande halt gepredigt, dass ein generelles Tempolimit "Kommunismus"/"Diktatur" und also solches von jedem freiheitsliebenden Menschen abzulehnen sei.

Das dauert, bis das abklingt.

Das Schöne an der Sache ist, dass eh der Großteil normal fährt, die paar Schweizer, die fahren wie blöd, halten wir aus. Ich überhole trotzdem mit 120 einen LKW und lass mich nicht auf die Seite hupen und blinken.

PMueller schrieb:
Das dauert, bis das abklingt.
Es IST aber schon abgeklungen ! Schon seit ein paar Jahren, wenn man den Umfragen folgt.

Sogar, wenn man, zumindest dem jüngsten, Wahlverhalten folgt (und den Partei Programmen als Grundlage für eine Wahlentscheidung).

Interessant wäre es mal zu schauen,

1. Wenn man Tempomat konstant auf 100
2. auf 120
3. auf 130
4. Vollgas stellt

immer das max. erlaubte fährt

und dann mit einem Auto Lindau Stuttgart fährt. Alle zur selben Zeit jeweils starten.

Großteils fährt das Auto ja viel langsamer, da man gezwungen wird durch Vorausfahrende etc.

Was wären die Zeiten.

Schnellfahren hat ja für mich nur sehr bedeutenden Sinn: Zeitersparnis.

Gibt es da Erfahrungen?

Von A weiß ich, dass wenn ich Tempomat immer auf 10 über erlaubt stelle und mal konstant auf 100 stelle, ich von Bregenz nach Innsbruck 10 min länger brauche, das erkaufe ich mir dann aber mit 2 Liter Mehrverbrauch für diese Strecke, vom Stress gar nicht zu sprechen. Mit 100 muss ich fast nie überholen, was sehr entspannend ist.

cirr_s schrieb:
PMueller schrieb:
Das dauert, bis das abklingt.
Es IST aber schon abgeklungen ! Schon seit ein paar Jahren, wenn man den Umfragen folgt....
Naja,

aber es gibt ja immer noch kein Tempolimit, oder?
(Ja, die Mehrheit der Bevölkerung ist wohl dafür ... aber sie ist auch für alternative Energien und Freibier)

Es dauert aber anscheinend trotzdem noch, bis sich das in Gesetzen niederschlägt. Das zähle ich zum "Abklingprozess" dazu.

Und zum Vergleichspunkt: Soweit ich gesehen habe, ist inzwischen auch eine Mehrheit der Amerikaner für strengere Waffengesetze - aber es reicht offenbar auch eine ausreichend aufgestachelte Minderheit + "Skandalkultur" (die Politiker für Meinungswandel/Einsicht abstraft), um das weiter zu blockerieren.

ollli schrieb:
Das Schöne an der Sache ist, dass eh der Großteil normal fährt, die paar Schweizer, die fahren wie blöd, halten wir aus.Diesen Satz würdest du nicht schreiben, wenn du häufiger z.B. auf der A95 München-GAP unterwegs wärst, um nur eines von mehreren Beispielen zu nennen, wo auch ohne Schweizer massiv gebrettert wird.

eppf

ollli schrieb:

Schnellfahren hat ja für mich nur sehr bedeutenden Sinn: Zeitersparnis.


Das ist richtig. Aber bei dem Schnellfahren der meisten auf unseren vollen Straßen endet der Versuch in der Regel nur im Drängeln und völlig sinnlosen Gasgeben und Bremsen.
Der Zeitgewinn ist marginal für einen Großteil der Autofahrer weil sie eh nicht so lange Strecken fahren. Es ist eher ein Zeichen für schlechtes Zeitmanagement und Zeitplanung, sowie mangelende Selbstdisziplin und Rücksicht. Wer permanent hinter Terminen und knapper Zeit hinterherhetzt schaltet den Verstand aus und fährt halt auch entsprechend bekloppt. Immer am Rande dessen was gerade noch legal ist oder sogar etwas drüber. Und alles nur wegen ein paar Minuten die man vorher am Smartphone verdaddelt hat oder Zeit die man bei der Planung nicht berücksichtigt hat. Die meisten geben doch eine Fahrroute von A nach B in ihr Navi oder GoogleMaps ein und bekommen x Minuten. Das ist dann genau die Fahrzeit. Aber bis man loskommt vergeht dann auch Zeit, weil man vielleicht auch viel vertrödelt und hinkt dann dem Termin schon bei der Abfahrt um einige Minuten hinterher. Daraus kommt dann der Zeitdruck und die immer aggressivere Fahrweise. Es würde schon helfen bei Fahrzeiten pauschal 10 Minuten draufzusetzen für das drumherum. Dann müssten nicht andere Verkehrsteilnehmer diese hirnlose Raserei und Drängelei ausbaden.

wenn ich 40 km fahre, Stadt und AB dann gemischt, dann plane ich 6min mehr ein, das ist der Zeitverlust, den ich haben, wenn ich statt 130 (max.) 80 fahre.
Die Vorteile:
- ich muss NIE Überholen, muss nur rollen
- Der Verbrauch von Feldkirch nach Bregenz ist dann 2,9, wieder rauf 3,0 Liter phkm
- das Auto hält so wahrscheinlich ewig, die Reifen auch
- NULL Stress, höre dabei Nachrichten von YT oder TV Mediathek

Der Unterschied ist ca. 35min zu 43 min. Mehr ist es nicht, wenn viel Verkehr ist, dann ist der Unterschied noch geringer.

ollli schrieb:
Schnellfahren hat ja für mich nur sehr bedeutenden Sinn: Zeitersparnis.Genau diese Rechnung geht leider am wenigsten auf und wenn man das auf die zukünftige E-Mobilität überträgt, schon gar nicht. Den überschaubaren Zeitgewinn durch die schnellere Fahrt bekommt man dann an der Ladesäule wieder aufgebrummt.

Die auch unter guten Bedingungen (freie Autobahn) erzielbare Zeitersparnis steht jedenfalls in keinem vernünftigen Verhältnis zur unnötigen Energieverschwendung.

Bei 180 statt 130kmh, sofern man diese Geschwindigkeit irgendwo über längere Strecken konstant fahren kann, hat man eine Zeitersparnis von ca. 28% bei ca. 60 bis 80% Mehrverbrauch. Irgendwie keine heute noch verantwortbare Energieverschwendung.

eppf

ollli schrieb:
Haben die deutschen Autofirmen Angst, dass sie weniger Autos verkaufen?
Man hat offenbar "German Autobahn" international als Marketingargument platziert. Da wir die einzigen sind, die so tolle, unlimitierte Autonahnen haben, hat selbstverständlich kein Hersteller von sonstwo ähnlich Erfahrung mit hohen Geschwindigkeiten. Also mit Fahrwerken die das können, mit starken und haltbaren Motoren die sogar das aushalten, mit entsprechender Crashsicherheit usw.. Dieses Image zusammen mit einer sehr hochwertig anmutenden Verarbeitung innen, ist ganz sicher ein Verkaufsargument der deutschen Premiummarken. Künstlich konsturiert, Marketing halt.
Ich stimme zu, es wir noch einige Zeit dauern, bis hier wirklich ein Umdenken stattfindet.

LG
Klaus

KSR1 schrieb:
Ich stimme zu, es wir noch einige Zeit dauern, bis hier wirklich ein Umdenken stattfindet.Man konnte aber auch schon bei Aussagen von Premiumherstellern zwischen den Zeilen herauslesen, dass sie mit einem Tempolimit leben können. Selbst der Chef der Rasermarke Nr. 1 Audi hatte sich schon entsprechend geäußert.

Es wird aber in keinem Fall der Antrieb zu einem Tempolimit aus dieser Richtung kommen.

Jedem Hersteller, der zukünftig auf autonom fahrende Autos setzt und da zählen die Premiumhersteller allen voran mit dazu, ist vollkommen klar, dass damit die hohen Geschwindigkeiten ihr Ende haben müssen und je eher sich das Geschwindigkeitsgefüge auf unseren Autobahnen beruhigt hat, umso eher kann man auch Fahrzeuge autonom fahren lassen.

Eigentlich wäre es im ureigensten Interesse der Hersteller, dass ein Tempolimit kommt, wenn man ein paar Jahre weiter vorausdenkt. Wer aber ein Tempolimit proaktiv selbst ins Spiel bringt, wird vermutlich als Nestbeschmutzer angesehen, bzw. er hat dann Angst vor dem Zorn der Raser.

Insgeheim hoffen wohl bereits einige Automanager, dass ein Tempolimit kommen wird, gegen das sie aber aus Imagegründen bis zuletzt offiziell gewettert haben. Hauptsache, nicht die eigene Idee.

eppf

Es wäre für die Autohersteller wohl am besten wenn man die Grünen für das "böse Tempolimit" auf ewig beschuldigen kann.

Du meinst, dass es so ähnlich läuft, wie bei Sebastian Frankenberger, dem wir es zu verdanken haben, dass in Bayern das längst überfällige Rauchverbot in Gaststätten kam?

Der 10 Jahre nach Einführung des Rauchverbots immer noch Morddrohungen bekam und die CSU garantiert insgeheim froh ist, diese bei (damals) vielen Rauchern unpopuläre Entscheidung nicht selbst eintüten zu müssen, um was man zwischenzeitlich beim besten Willen nicht mehr herumgekommen wäre.

Damals deshalb, weil man nach nunmehr 12 Jahren Rauchverbot Raucher mit der Lupe suchen muss, die nach wie vor gegen das Rauchverbot in Gaststätten sind.

eppf

eppf schrieb:
Insgeheim hoffen wohl bereits einige Automanager, ...

Das heißt aber im Umkehrschluss, daß die Autolobby nicht mehr in diese Richtung lobbyiert. Und das widerum, daß das Nichtfallen der Tempo-Freiheit auf Autobahnen nur noch aus persönlicher Motivation einer kleinen Gruppe Politiker kommt. Ich nenne keine Namen ...

cirr_s schrieb:
Das heißt aber im Umkehrschluss, daß die Autolobby nicht mehr in diese Richtung lobbyiert. Diesen Schluss darf man nicht zwingend ziehen. Es traut sich halt keiner, der erste zu sein, ein Tempolimit als sinnvoll zu bezeichnen. Was auch noch dazu kommt, selbst wenn in manchen Managerköpfen die Erkenntnis vorhanden ist, dass spätestens mit den autonom fahrenden Autos das Tempolimit durch die Hintertüre kommen wird, es wird nach wie vor allzu sehr auf den kurzfristig erzielbaren Gewinn geschaut.

Das sieht man auch sehr anschaulich an der halbherzigen Vorgehensweise bei der E-Mobilität, aber da war es wichtiger, die schönen Verbrennergewinne noch möglichst lange einzufahren, auf Kosten, bei der E-Mobilität hinterherzuhinken.

Weitsicht ist nicht die Stärke unserer Automanager. Es ist vielmehr eine extreme Ignoranz ausgeprägt, was man alleine am Abgasskandal erkennen kann. Wie weit neben der Spur muss man gewesen sein, um zu glauben, der an den Tag gelegte Abgasbetrug bei den Dieselmotoren würde nie auffliegen? Spätestens mit dem aktuellen EuGH-Urteil zum Thema Thermofenster kann hier noch ein Kostentsunami auf die Hersteller zurollen.

Die persönliche Motivation einzelner Politiker (Porschefahrer) mag zwar auch vorhanden sein, die spielt aber gewiss eine untergeordnete Rolle. Maßgeblich wird immer noch das gemacht, was die Autolobby fordert.

eppf