Priusfreunde.de

Nordi schrieb:
P.S. Allerdings fällt mir in letzter Zeit auch in Deutschland auf, daß viele Menschen ihre persönlichen Höchstgeschwindigkeiten stark zurücknehmen.Das ist wohl eine lokal begrenzte Wahrnehmung. Z.B. auf der A95 München-Garmisch kann man diese Erkenntnis kein bisschen gewinnen und über den Spritpreis erreicht man bei den Kisten, die einen hier "überfliegen", garantiert keine Lenkungswirkung.

Zum Verbrennerausstieg gehört auch, dass man in den Jahren bis 2030 nicht nochmals beliebig viele Spritschlucker auf die Straße bringt, die dann bis 2040 oder noch länger weiterlaufen.

Da hätte es zwingend eine von beiden nachfolgenden Maßnahmen gebraucht:
a) Progressiv gestaltete Zulassungssteuer für Spritschlucker, wo spätestens für jedes Gramm CO2 über 150g WLTP mit mindestens 100 EUR Zulassungsgebühr zuschlägt oder
b) Zumindest das Tempolimit, welches wenigstens eine geringe Lenkungswirkung hin zur Verringerung der Topmotorisierung hätte.

Zusätzlich bräuchte es auch dringend eine Flottenverbrauchsvorgabe für BEVs. Diese 0-Gramm-CO2-Definition ist mit der größte Webfehler beim Umstieg der Antriebsart, weil Strom noch lange Zeit einen CO2-Rucksack mit sich führen wird. Quasi zu signalisieren, die Effizienz bei BEVs sei egal, weil eben 0 Gramm dahinter steht, ist schlichtweg fatal.

eppf

Kleine Rechnung:

SPD: 25,7 Punkte, Tempo 130 im Programm
Grüne: 14,8 Punkte, Tempo 130 im Programm
FDP: 11,5 Punkte, Freies Tempo im Programm

In Prozentzahlen/Gewichtung

Tempolimit 130: 77,9%
Kein Tempolimit: 22,1%

Ergebnis: Jaja, klassischer Kompromiß.

Ich sag ja: Go FDP, Ihr seid die Besten! "For HE is a jolly good feeellow, for he... "

Was wunderst du dich?
Die SPD ist mit im Spiel, da ergibt (2+0)/2 ja auch 3...

Wie ernsthaft die SPD hinter ihrer "Überzeugung" pro Tempolimit steht, hat sie schon oft genug bewiesen.

Es wäre z.B. möglich gewesen, das Tempolimit nach der Bundestagswahl 2005 und auch nochmals 2013 einzutüten, natürlich entgegen der Koalitionsvereinbarung mit der Union, die man ohnehin nur widerwillig einging. Nach diesen beiden Bundestagswahlen hätte Rot-Rot-Grün eine Mehrheit gehabt und wenn man nur diesen überfälligen Punkt außerhalb des Koalitionsvertrags eingebracht hätte.

Die daraufhin folgende Schnappatmung der Union hätte nicht lange angehalten. Nach der Wahl in 2013 wäre für die Union neben der großen Koalition nur noch eine Koalition mit den Grünen in Frage gekommen.

Aber halt, da war doch was, eine Regierungsbeteiligung der Grünen führt ja auch zu keinem Tempolimit, weil man das selbst gegenüber einem kleineren Regierungspartner nicht durchsetzen kann bzw. will.

eppf

eppf schrieb:

Aber halt, da war doch was, eine Regierungsbeteiligung der Grünen führt ja auch zu keinem Tempolimit, weil man das selbst gegenüber einem kleineren Regierungspartner nicht durchsetzen kann bzw. will.


Auch bei den Grünen gibt es genügend die nicht auf den Bleifuß verzichten wollen. Muss ja nur nach BW schauen wo Mercedes sicher auch die Grünen schon gut im Griff hat.

Mit dem Tempolimit ist es bei uns wie mit der Waffeneinschränkungen in den USA. Mit Vernunft und rationalen Argumenten kommt man bei beiden nicht weiter.

Andi_mit_i schrieb:
Mit dem Tempolimit ist es bei uns wie mit der Waffeneinschränkungen in den USA. Mit Vernunft und rationalen Argumenten kommt man bei beiden nicht weiter.Genau so ist es.
Beides gepaart mit absolut absurden Argumenten, warum man am Status Quo festhalten muss.

Bei den Waffen ist es eine Selbstverteidigung, die sogar eine halbautomatische Waffe erfordern kann. Beim Tempolimit ist es die Verkehrsgefährdung, die durch zu wenig Aufmerksamkeit bei zu langsamer Fahrt auftritt.

Zahlen, Fakten, Physik? Alles egal!

eppf

Seht ihr, daher setze ich nix auf Wahlprogramme unmittelbar VOR einer Wahl.

VOR der Wahl ist bei mir ab jetzt. Die Grünen und die SPD haben sich schon vor der Regierungseinrichtung jeweils einen dicken Minus Punkt aufgebrummt für 2025. Die FDP dagegen einen halben Respektpunkt.

Bei den sozialen Geschichten und CO2 Geschichten usw. warte ich fairerhalber ab, was wirklich passiert und verabschiedet wird die nächsten 3,5 Jahre. Bei der CDU was sie so einbringt und kommuniziert in der wohl verdienten Erholungs-Opposition. Und natürlich was auf Länderebene so läuft.

Das Tempo 130..NICHT - betrachte ich schon als in trockenen Tüchern, daher erfolgt schon heute die Punkte Verteilung.

Das mit dem halben Respektpunkt bei der FDP verstehe ich nicht ganz. Meinst du, etwas durchgesetzt zu haben, das der Anachronismus schlechthin ist, oder dass die FDP überhaupt in Koalitionsverhandlungen mit Rot und Grün geht?

Da wird es ohnehin noch knirschen, wenn sich herausstellt, dass die Voodoo-Finanzpolitik der FDP kein bisschen tragfähig ist.

Wenn beim Klimaschutz wirklich etwas Brauchbares herauskommen soll, wird man entweder an neuen Einnahmequellen oder an zusätzlichen Schulden, Fonds, oder wie man es auch nennen mag, nicht vorbeikommen.

Vielleicht macht da jemand noch eine plakative Rechnung auf, dass ein Tempolimit bis 2030 ein Einsparpotenzial von 2 Mrd. Euro mit sich bringt, wenn man dieses anstelle einer anderen Einsparmaßnahme eintütet.

In dieser Größenordnung dürfte es durchaus liegen, wenn man sich das vor ca. 2 Jahren verabschiedete Klimapaket mit zugehörigen Einsparpotenzialen und damit verbundenen Kosten ansieht.

eppf

Nein, lediglich dazu: Ihre in diesem Punkt klar kommunizierten Werte gegen ein massives prozentiuales Übergewicht und gegen schwer wiegende faktische Argumente mit Luft Argumenten und aus der schwächsten Position heraus durchgesetzt zu haben.

Ein halber Plus Punkt für Standfestigkeit in Verhandlungen. Aus einer klaren "Verlierer" Situation heraus. Aus einer 1/5 Gewichtung. Und bar jeder harter Argumente, welche alle auf der Seite des 4/5 gewichtigen Partners lagen. Was hatte die FDP denn? "Ich will, ich will, ich will, meee..."

Beim Tempolimit kritisiere ich primär die SPD. Als stärkste Partei in dieser Koalition sollte sie den Ton angeben. Und das sie bisher schon behauptet haben dass sie für ein Tempolimit gewesen wären, aber es nicht durchgesetzt haben weil es im bisherigen Koalitionsvertrag so ausgemacht war, ist doch schlichtweg verlogen.
Hätten SPD und Grüne das gemeinsam wollen hätte die FDP dies doch nie durchbekommen.

Aber bei der SPD ist es wohl bei Kompromisse wie wohl schon bei der Mehrwertsteuer.

Erinnert mich alles an den Nichtraucherschutz gegen den sich die Regierungen wegen der intensiven Lobbyarbeit der Tabakindustrie auch immer gewehrt haben obwohl die Mehrheit es wollte. Als in Bayern der Volksentscheid gekommen ist hat man Weltuntergangsszenarien und Eingriffe in die persönliche Freiheit heruntergebetet. Und was ist daraus geworden? Der Gestank ist ziemlich zurückgedrängt und sogar in den Wiesnzelten ist der Nebel weg. Und fast alle finden es gut.

Leider kann nicht ein Bundesland ein Tempolimit per Volksentscheid durchdrücken.

Andi_mit_i schrieb:
Erinnert mich alles an den Nichtraucherschutz gegen den sich die Regierungen wegen der intensiven Lobbyarbeit der Tabakindustrie auch immer gewehrt haben obwohl die Mehrheit es wollte. Da stimme ich zu und genau in diese Richtung geht es auch beim Tempolimit. Selbst die Parteien, welche dafür sind, agieren lobbygesteuert dagegen, leider in diesem Zusammenhang auch die Grünen.

Selbst ohne aktive Unterstützung der SPD hätte man auf dieser roten Linie beharren können und die Verhandlungen wären gewiss nicht geplatzt.

Jetzt haben wir es praktisch schwarz auf weiß, dass es die Grünen insgeheim auch nicht haben wollen (dürfen). Deshalb auch meine anfangs geschriebene Reaktion, dass nun eine weitere Partei für mich Geschichte ist. Wer sich so offenkundig in den Lobbyismus mit einreiht, und dabei ureigenste politische Kernthemen über Bord wirft, unterscheidet sich in nichts mehr von den anderen etablierten Regierungsparteien.

Man kann und muss sicherlich Kompromisse eingehen, aber doch nicht bei einem Thema, welches gaaaaanz oben auf der eigenen politischen Agenda steht und zudem eine sowohl gesellschaftliche als auch wissenschaftliche Mehrheit dahintersteht.

Das Tempolimit hat doch für die Grünen dieselbe politische Wertigkeit, wie die Schuldenbremse für die FDP und der Mindestlohn für die SPD. Mehr Klimaschutz bei deutlich gesenkten CO2-Emissionen wollen dagegen doch alle 3 Parteien.

Wie schon gesagt, alternativ wäre vielleicht noch eine progressiv gestaltete Zulassungssteuer für Spritschlucker in Frage gekommen, um den Verkehr zumindest in einem Punkt in die richtige Richtung zu lenken, aber das wäre im Gegensatz zum Tempolimit gewiss niemals durchgegangen. Da wäre wohl das allerdickste Veto vom Ministerpräsidenten im "Ländle", also aus der eigenen Partei gekommen.

Jetzt bleibt bei den Autokonzernen alles so, wie es vorher war. Den Verbrennerausstieg haben sie ohnehin schon eingetütet. Sie zieren sich nur noch, das wirklich offen mit Datum kundzutun, um noch eine Zeit lang möglichst viele Stinker verkaufen zu können. Und bei den BEVs wird auf aberwitzige Fahrleistungen und Fahrzeuggrößen aufgerüstet, es kann kaum schlimmer laufen.

eppf

Wenn ich mir die letzten Beiträge so durchlese, bekomme ich den Eindruck, daß Deutschland keine dringenderen Probleme hat, als das Tempolimit auf Autobahnen.

Timo, der heute 200 Kilometer Autobahn gefahren ist und mit Tempo 140 schon zu den schnelleren Teilnehmern gehört hat.

Timico schrieb:
Wenn ich mir die letzten Beiträge so durchlese, bekomme ich den Eindruck, daß Deutschland keine dringenderen Probleme hat, als das Tempolimit auf Autobahnen.

In meinem täglichen Alltag würde für mich persönlich ein Tempolimit ein dringendes Problem schnell lösen.

Welches denn?

Timo

Zitat:
"Es war nicht durchsetzbar"
Kretschmann verkraftet Scheitern des Tempolimits

Das Herzensprojekt der Grünen, ein Tempolimit, wird es augenscheinlich nicht geben. Damit hat Ministerpräsident Kretschmann jedoch gerechnet. Scheitern soll der Klimaschutz daran allerdings nicht. Er setzt optimistisch darauf, auf anderem Wege voranzukommen.

[...] "Was dem Ami seine Waffe ist, ist dem Deutschen das Rasen"
- www.n-tv.de/politik/Kretschmann-verkraft...article22874732.html
- www.spiegel.de/politik/deutschland/winfr...f5-9f79-7339decdaefd

Grüße, Egon