Priusfreunde.de

eppf schrieb:
Dir ist aber schon klar, dass du mit diesem "korrekt" (bezüglich der didis) die Bestätigung abgegeben hast, dass das alles nur bis zu einem gewissen Auslastungsgrad der Straße funktionieren kann, den wir hierzulande schon viel zu oft überschritten haben?

eppf

Da bin ich vollkommen bei dir.

Gerade deswegen halte ich es fuer hoechst idiotisch, JETZT den Strassenraum zu beschraenken zu Gunsten zweifelhafter und physikalisch nicht kompatibler oberirdischer OEPNV-Systeme, am besten noch schienengebunden.

Das sind Konzepte aus dem letzten bzw. vorletzten Jahrhundert, denn das Thema ride-sharing ist in spaetestens 10 Jahren derart verbreitet, dass bei fast gleichem Preis (Elektroauto) der OEPNV wesentlich weniger genutzt werden wird.

Grund: Zeitersparnis.

Ich kenne jetzt schon in Berlin einige, die kein privates Auto mehr haben aber gleichzeitig ums Verrecken nicht in den Massentransport steigen.
Sinken die Preise dafuer, wird das noch staerker um sich greifen.

Was ich aber kritisiere ist, dass der Staat mit idiotischen Verboten den privaten Autobesitzer gaengelt, etwas von Verkehrswende schwafelt und dabei vollkommen vergisst, dass die echte Verkehrswende darin bestehen wird, dass Autofahrten (!!!) nicht mehr privat durchgefuehrt werden, sondern diese Dienstleistung kurz ueber lang ausgelagert wird.

Beim Fernverkehr das gleiche:

Schnellfahrstrecken fuer Personenzuege mit MILLIARDENBUDGETS, stattdessen wird die Autobahninfrastruktur nicht angepasst, obwohl dort:

- Fernbus
- Gueterverkehr
- privater Verkehr bzw. Transport

auf EINER Fahrbahnstruktur gleichzeitig laufen koennen.

Braucht es dann dafuer ein TEMPOLIMIT (Back to topic).

Auf jeden Fall.

Allein die Geschwindigkeitsdifferenzen in DE zwischen Lastwagen und PKW auf unbegrenzten Strecken sind toedlich.

Ich fahre uebrigens auf solchen unbegrenzeten Strecken ohne den nachfolgenden Verkehr beim einspuren auszubremsen konsequent auch links etwas ueber Richtgeschwindigkeit, wenn die Autobahn mit 3 Spuren auf 2 Spuren mit LKW belegt ist, bis ich den Ueberholvorgang abgeschlossen habe.

tecis schrieb:
Gerade deswegen halte ich es fuer hoechst idiotisch, JETZT den Strassenraum zu beschraenken ...Das Problem mit den Straßen liegt bei uns eindeutig auf der Hand.

Egal wie viele Fahrspuren, das Auto füllt sie immer komplett auf, weil dem Auto immer und überall die erste Prio eingeräumt wird. Egal ob jetzt innerstädtisch oder bei Autobahnen.

Innerstädtisch bräuchten wir neben einem massiven U-Bahn-Ausbau vor allem abgetrennte Fahrradspuren, statt eines weiteren Autobahnausbaus endlich ein vernünftiges Schnellzugnetz.

Mir wäre es auch deutlich lieber, die Autoflut insbesondere in den Städten über gute Alternativangebote einzudämmen, anstelle über den Preis. Am Eindämmen kommt man aber schlichtweg nicht vorbei.

Wenn man Corona einmal ausklammert, wird es immer noch von Jahr zu Jahr schlimmer und eine Fehlentscheidung nach der anderen wird beim Straßenbau begangen, indem man krampfhaft versucht, den Durchsatz auf vielen Strecken weiter zu erhöhen und dabei komplett übersehen wird, dass es unbehebbare Nadelöhre gibt.

Da führt man an viele neuralgische Punkte, wo ein weiterer Ausbau unmöglich ist, immer mehr Autos heran und wundert sich dann, wenn der Stau immer länger wird. Das ist alles, bloß keine zukunftsgerichtete Verkehrspolitik.

Im Gegenzug will man offensichtlich z.B. beim MVV-Ausbau in München sogar noch Dornröschens Schlafdauer toppen. Beim S-Bahn-Südring hat man nunmehr schon gut 30 Jahre erreicht, bei bereits vorhandener Trasse!

Als allererstes gehört jeglicher Autobahnneubau und Autobahnausbau (nicht Instandsetzung!) unter restriktiver Betrachtung auf den Prüfstand, damit macht man alles nur noch schlimmer.

eppf

Interessant zu erwähnen zu dem Thema "Wer Strassen sät wird Verkehr ernten" sei noch das sogenannte Braess-Paradoxon:

de.wikipedia.org/wiki/Braess-Paradoxon

Wenn ich das Paradoxon richtig interpretiere heißt die Lösung der Verkehrsprobleme also nicht Umfahrungsstraßen, sondern Kapazitätserweiterung = Zusatzfahrbahnen zu bestehenden Verkehrswegen.

Ja, dabei gibt es allerdings dann wieder die zwei altbekannten Probleme:

- Woher den Platz für breitere Fahrbahnen (vor allem bei bestehender Bebauung innerorts) nehmen?

- Ist zusätzliche Kapazität wieder ein zusätzlicher Anreiz, diese auch zu nutzen.

Vor dem hier diskutierten Themenfeld ist aus meiner Sicht eine solche Kapazitätserweiterung nur sinnvoll, wenn diese den ÖPNV und den Radverkehr bevorzugte.

Privater motorisierter Individualverkehr (vulgo: das Auto) braucht nicht noch mehr Platz, sondern eine viel bessere Auslastung der bestehenden Kapazität, damit dieser nicht 95 % der Zeit ungenutzt herumsteht, was dann solche Sachen wie Ride-Sharing, autonomes Fahren, etc... mit beinhaltet, damit möglichst wenige Menschen auf privaten Autobesitz angewiesen sind.

Richtig, das Hauptproblem bei der Kapazitätserweiterung besteht darin, dass das Verkehrsaufkommen mindestens genauso stark zunimmt, wie die Kapazität erweitert wird.

Dies in Verbindung mit der Nadelöhrsituation, wo eine Kapazitätserweiterung nicht möglich ist, bringt dann erst so richtig die Misere mit sich.

eppf

In Städten ist es Zeit Platz für das Fahrrad zu schaffen. Aber nicht auf Kosten der Gehwege und Fußgänger. Also bleibt nur die Möglichkeit den Autos den Platz zu nehmen. Gerade das Fahrrad wäre das beste Verkehrsmittel im Stadtbereich und auf den ersten Kilometern. Städte die diesen Weg gegangen sind zeigen sich als deutlich lebenswerter als solche die rein auf das Auto setzen.

Und in der Breite und auf dem Land benötigt man deutlich besseren ÖPNV. Wie das funktioniert zeigt die Schweiz. Dort kommt man praktisch überall mit Bahn und Bus hin weil alles abgestimmt fährt. Aber dort hat es halt nur eine schwache Autolobby und man verbessert das System schon seit vielen Jahrzehnten. Ein Zeitraum in dem man in Deutschland dank der Autolobby das Gegenteil gemacht hat. Man hat Eisenbahnlinien stillgelegt und das gesamte Netz kanibalisiert und unattraktiv gemacht. Das Resultat, inzwischen ist alles marode und um das System zu erhalten muss man auch viele Sperrungen wegen notwendiger Bauarbeiten durchführen.

Zudem sollte es vorgeschrieben sein wenn eine Straße ausgebaut/erneuert wird und parallel dazu eine Eisenbahn existiert diese ebenfalls ausgebaut/erneuert werden muss.

Ein Beispiel wie man es nicht machen sollte ist am Autobahnende der A95 noch weit vor Garmisch. Dort werden Straßentunnels gebaut um die überlastete Autobahn/Bundesstraße zu verbessern. Grundsätzlich richtig um die Dauerstaus an Wochenenden loszuwerden. Nur die danebenliegende Eisenbahnlinie München-Garmisch zuckelt nach wie vor langsam dahin und ist keine ernstzunehmende Konkurrenz für die Straße. Dabei müsste man die Linie zweigleisig auslegen, für höhere Geschwindigkeiten ausbauen oder zumindest die in den letzten Jahrzehnten stillgelegten Kreuzungsmöglichkeiten wieder reaktivieren.

So wird man den Umstieg vom heilgen Auto auf ökologisch sinnvolle Verkehrmittel nie hinbekommen.

Aber um beim Thema zu bleiben ein Tempolimit auf der A95 wäre dringendst notwendig!!!

marratj schrieb:
de.wikipedia.org/wiki/Braess-Paradoxon
Besten Dank, ich kannte das noch nicht.

eppf schrieb:
statt eines weiteren Autobahnausbaus endlich ein vernünftiges Schnellzugnetz.

Nein, warum habe ich geschrieben. Physik.


eppf schrieb:

Mir wäre es auch deutlich lieber, die Autoflut insbesondere in den Städten über gute Alternativangebote einzudämmen, anstelle über den Preis. Am Eindämmen kommt man aber schlichtweg nicht vorbei.

Nein, durchs eindaemmen erreicht man gar nichts, habe ich auch geschrieben warum.



eppf schrieb:
indem man krampfhaft versucht, den Durchsatz auf vielen Strecken weiter zu erhöhen und dabei komplett übersehen wird, dass es unbehebbare Nadelöhre gibt.

Nein, das Gegenteil ist der Fall. Durch idiotische Verkehrsberuhigungen etc. wird der Durchsatz verringert.

eppf schrieb:


Da führt man an viele neuralgische Punkte, wo ein weiterer Ausbau unmöglich ist, immer mehr Autos heran und wundert sich dann, wenn der Stau immer länger wird. Das ist alles, bloß keine zukunftsgerichtete Verkehrspolitik.

Wieder verkehrt. Wenn ich will, kann ich jedes Nadeloehr beheben. Und wenn dafuer ein Haus weggerissen werden muss oder ein Tunnel gebaut. "Man" will nicht, dass ist das Problem.

eppf schrieb:

Als allererstes gehört jeglicher Autobahnneubau und Autobahnausbau (nicht Instandsetzung!) unter restriktiver Betrachtung auf den Prüfstand, damit macht man alles nur noch schlimmer.


Und immer noch nichts verstanden:

Nur wenn ich die Verkehrswege dem tatsaechlichen Bedarf anpasse, habe ich keinen Stau und damit ein funktionierendes Verkehrssystem.

Andi_mit_i schrieb:


Und in der Breite und auf dem Land benötigt man deutlich besseren ÖPNV. Wie das funktioniert zeigt die Schweiz.

DIe CH-Bahn SBB ist das reinste Zuschussgeschaeft. Aehnlich wie die CH-Landwirschaft. Beides Politiki (pl. Politikum?).

Andi_mit_i schrieb:
In Städten ist es Zeit Platz für das Fahrrad zu schaffen. Aber nicht auf Kosten der Gehwege und Fußgänger. Also bleibt nur die Möglichkeit den Autos den Platz zu nehmen. Gerade das Fahrrad wäre das beste Verkehrsmittel im Stadtbereich und auf den ersten Kilometern. Städte die diesen Weg gegangen sind zeigen sich als deutlich lebenswerter als solche die rein auf das Auto setzen.

Ja, so lebenswert dass auf der Frankfurter Allee in Berlin nebst nicht mehr fliessendem Autoverkehr dieses Jahr schon mehrere Radfahrer umgekommen sind.
Super Konzept.



Andi_mit_i schrieb:


Zudem sollte es vorgeschrieben sein wenn eine Straße ausgebaut/erneuert wird und parallel dazu eine Eisenbahn existiert diese ebenfalls ausgebaut/erneuert werden muss.

Nein, die Eisenbahn ist viel teurer und wird kaum benutzt. Voellig rueckwaertsgewandte Forderungen.


Andi_mit_i schrieb:


So wird man den Umstieg vom heilgen Auto auf ökologisch sinnvolle Verkehrmittel nie hinbekommen.

Die (Fern-)Bahn ist nicht oekologisch sinnvoll. Sie ist ein Verkehrsmittel des 19. Jahrhunderts. Weg damit.
Das Auto ist heilig, weil es Freiheit gibt, praktisch ist und in der Elektroversion nochmal richtig Effizient.

marratj schrieb:


Privater motorisierter Individualverkehr (vulgo: das Auto) braucht nicht noch mehr Platz, sondern eine viel bessere Auslastung der bestehenden Kapazität, damit dieser nicht 95 % der Zeit ungenutzt herumsteht, was dann solche Sachen wie Ride-Sharing, autonomes Fahren, etc... mit beinhaltet, damit möglichst wenige Menschen auf privaten Autobesitz angewiesen sind.

Richtig, dass ist der Ansatz.

Aber nicht:

- boeses Auto

- boeser Individualverkehr.

Off topic tempolimit, aber wichtig:

Ich bewege mich in Berlin eher untypisch fuer die Stadt sowohl im extremen Suedwesten (Wannsee) wie auch im aeussersten Osten (Mahlsdorf).

Wie bekannt, wurde zu DDR-Zeiten dem Auto kaum prioritaet eingeraeumt. Daraus folgt, dass dieser Stadtteil (ehem. Ost-Berlin) nicht bzw. kaum autogerecht ausgebaut wurde und stattdessen der OEPNV bevorzugt wurde.

Dass heisst heutzutage, dass im gesamten Osten (beweisbar !!!) der Verkehr erheblich schlechter fliesst als im Westpendant (von Kreuzberg und Neukoelln abgesehen, wo nach idiotischsten Entscheidungen zum Teil permanent Stau angesagt ist).

Nun wuerde man ja annehmen, dass aufgrund der geringeren Attraktivitaet des Autos dort (peripherie Ost) weniger Menschen mit dem Auto fahren.

Mitnichten ist das der Fall. Sie stehen nur mehr im Stau. So sehr, dass mancher Lieferdienst mit Zeitgarantie solche Gebiete gar nicht (mehr) bespielt.

Damit ist die These, dass schlechte Strasseninfrastruktur Verkehr bzw. Autobesitz verhindert, restlos widerlegt.

tecis schrieb:

DIe CH-Bahn SBB ist das reinste Zuschussgeschaeft. Aehnlich wie die CH-Landwirschaft. Beides Politiki (pl. Politikum?).

Welche Straße ist kein Zuschußgeschäft? (Mit Ausnahme der wenigen Mautstraßen). Warum muss daher ein Eisenbahnlinie Gewinne erzielen und die Landstraße daneben nicht?

Bitte einmal das Aufkommen der Mineraloelsteuer nebst darauf erhobener Mehrwertsteuer analysieren.

Die Strassen sind davon mehrfach bezahlt.