Ich mach hier mal die Spassbremse...
Die bisherigen Ausrollversuche sind bzgl. Feststellung von aerodynamischen Effekten eher kontrapoduktiv...
Warum?
Weil bei geringen Durchschnittsgeschwindigkeiten der Rollwiderstand im Verhältnis zum Luftwiderstand sehr groß ist. Siehe auch das schöne Diagramm.
Und wenn gerollt wird, dann ist auch der Antriebsstrang (Antriebswellengelenke, Differential, Planetengetriebe, MG1 und MG2) am drehen. Durch die Reibungsverluste in den Lagern und Verzahnungen erhöht sich der Rollwiderstand um ca. 10%.
Diese Reibungsverluste sind auch sehr unterschiedlich - je nach Viskosität der Öle und Fette. Bei niedrigen Temperaturen erzeugen die Schmiermittel einen höheren Reibungswiderstand im Antriebsstrang.
Auch der Luftwiderstand ist durchaus variabel.
Als erstes wäre hier die Luftdichte. Die geht bei der Luftwiderstandskraft linear mit ein.
Ein paar typische Luftdichten:
Höhe 0m - 20°C - normaler Luftdruck 1013 hPa => 1,204 kg/m³
Höhe 0m - 0°C - normaler Luftdruck 1013 hPa => 1,292 kg/m³
Höhe 500m - 20°C - normaler Luftdruck 1013 hPa => 1,136 kg/m³
Höhe 500m - 0°C - normaler Luftdruck 1013 hPa => 1,224 kg/m³
Höhe 0m - 20°C - niedriger Luftdruck 989 hPa => 1,176 kg/m³
Höhe 0m - 20°C - hoher Luftdruck 1030 hPa => 1,225 kg/m³
Anmerkung zu den obigen Luftdrücken. Dies sind die "offiziellen" Luftdrücke, welche immer für Höhe 0m angegeben werden. Bei 500m Höhe beträgt der reale Luftdruck ca. 955 hPa.
Die rel. Luftfeuchte hat auch einen kleinen Einfluss auf die Luftdichte.
Bei 20°C beträgt die Sättigungsmenge an Wasser pro Kubikmeter Luft ca. 17 gr/m³ (100% rel. Luftfeuchtigkeit). Am Tage im Sommer schwankt die rel. Luftfeuchtigkeit zwischen 30 und 70% => +/- 3 gr im Tagesverlauf ohne Regen (+/- 0,003 kg).
Was beim Luftwiderstand richtig reinhaut, ist der Gegen- oder Rückenwind.
Bei 50/100 km/h Fahrzeuggeschwindigkeit passiert folgendes mit der Luftwiderstandskraft:
Ohne Störwinde => 76/306 N
Gegenwind 5 km/h => 92/337 N
Rückenwind 5 km/h => 62/276 N
Dieses kleine Lüftchen verändert den Luftwiderstand je nach Fahrgeschwindigkeit um ca. 10-20%. Je langsamer man rollt, desto größer wird der Fehler...
Was ist allso zu tun?
Wie schon von einigen vorgeschlagen, muss die Ausrollgeschwindigkeit möglichst hoch sein. Und das Auto muss schon "warmgefahren" sein, so dass die Reibungsverluste im Antriebsstrang möglichst gering sind.
Evtl. so könnte es gehen auf ebener und leerer Landstraße:
* Auf 120 km/h beschleunigen und dann bis auf 80 km/h ausrollen lassen
* Mittels GPS-Tracker (Smartphone oder Navi oder...) den Ausrollvorgang protokollieren lassen und dann auswerten.
* Luftdruck und Lufttemperatur protokollieren
* Temperatur von Reifen und Fahrbahn protokollieren
* Wind grob schätzen und protokollieren
* Strecke und Startpunkt des Ausrollens immer gleich lassen
* Jede Konfiguration min. 2-mal testen - bei großen Abweichungen ggf. einen 3. Versuch machen
* Eine Versuchskonfiguration niemals direkt hintereinander 2-mal testen. Immer verschiedene Konfigurationen hintereinander testen, um andere Einflüsse ausschließen zu können
Viel Spaß...
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