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Kaunertaler Gletscherstrasse

Im Sommer 2009 waren wir mit meinem voll beladenen P2 im Kaunertal unterwegs.

Die Kaunertaler Gletscherstrasse beginnt in Feichten auf 1287 m Höhe. 16 km später war unsere Unterkunft, das Gepatschhaus auf 1928 m ereicht. (Batterieanzeige: 2 Balken)

Auf der steilen und mit Schlaglöchern und Entwässerungsrinnen versehenen Zufahrt zum Haus, konnte der Prius seine Geländegängigkeit beweisen. Während die Handschalter die Zufahrt mit einer Mindestgeschwindigkeit von etwa 15 km/h bewältigen mussten (1. Gang, eingekuppelt), konnte der Prius die Steigung mit einer beliebigen, den Schlaglöchern angepassten Geschwindigkeit befahren.

Zwei Tage und ein paar Kurzstrecken später, ging es dann vom Gepatschhaus weiter zum Parkplatz Weißseeferner auf 2750m Höhe. Der Prius war mit 4 Personen und Tagesgepäck beladen. Anfangs zeigte die Batterie noch drei Balken an, schnell waren wir bei einem Balken angekommen.

Die maximale Leistung eines Verbrennungsmotors sinkt mit steigender Höhe. In einer Höhe von 2500 m hat ein Verbrennungsmotor noch etwa 75% seiner maximalen Leistung (laut Nissan Betriebsanleitung aus den 80ern). Beim P2 währen das dann noch etwa 43 kW (58 PS). Diese Leistung erreicht der P2 aufgrund seines Getriebes aber erst ab einer Geschwindigkeit von 80 km/h. Bei unserer tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeit lag die durchschnittliche Verbrennerdrehzahl bei etwa 3500 1/min. Ein P2 hat dann in 2500 m Höhe eine Verbrennungsmotorleistung von etwa 30 kW (41 PS).

Auf den letzten 290 Höhenmetern hat die Strasse eine durchschnittliche Steigung von 10,4 %.

Die Motorsteuerung des P2 passt sich an die Höhe an. Der Prius hat sich bei 0 .. 50 % Gaspedalstellung so angefühlt, wie immer mit leerer Batterie. Im Unterschied zu geringeren Höhen, war allerdings die maximale Verbrennungsmotorleistung bei etwa 50% Gaspedal erreicht. Mehr als 50% Gaspedalstellung hat zu keiner Erhöhung der Motorleistung geführt.

Neben uns waren noch ein paar andere Autos auf der Strasse unterwegs. Das Tempo der anderen zu halten war möglich. Viel Reserve hatte der P2 aber nicht mehr.

Die Kühlwassertemperatur war im üblichen Bereich, nach dem Abstellen hat das Fahrzeug nicht gestunken.

Die anschließende Talfahrt war angenehmer als befürchtet. Vor der Talfahrt habe ich den kalten Verbrenner erstmal eine halbe Minute im Stand laufen lassen, um ihn vorzuwärmen. Auf der Talfahrt in Stellung B war es möglich, den nicht wirklich warmen Verbrenner bei etwa 3000 1/min zu halten, ohne dabei die Bremsen zu überlasten.

Danke für den ausführlichen Bericht. Er zeigt dass der Prius auch bergtauglich ist.

Kaum bekannt ist, dass mit der Höhe die Motorleistung abnimmt. Das ist sehr eindrücklich beschrieben und hängt mit der dünneren Luft in großen Höhen ab.

So wie es sich liest hat Toyota keine Höhenkorrektur eingearbeitet. Es würde jedoch vorteilhaft sein nach der Berfahrterkennung den Benziner immer mit max. Leistung laufen zu lassen um die Batterie nicht auf 1 Balken abfallen zu lassen. In dem Fall währe immer noch eine Reserve für schwierige Situationen vorhanden. Steuerbar könnte das über das MFD sein.

Hallo zusammen,
als "Prius-Neuling" war ich seinerzeit auch sehr gespannt auf die Bergtauglichkeit.
Habe mich damals dann daran erinnert, mit welchem Gang bzw. Tempo ich (m)einen Handschalter wohl bewegt hätte und mich gedanklich daran orientiert.
Seitdem habe ich keine Sorgen in dieser Frage mehr.
Aber 4 Personen plus Gepäck sind in den Bergen auch für Autos V1.0 und vergleichbarer Leistung kein Pappenstiel mehr !
mfG schwarzvogel

RolandN8 schrieb:
Danke für den ausführlichen Bericht. Er zeigt dass der Prius auch bergtauglich ist.

Kaum bekannt ist, dass mit der Höhe die Motorleistung abnimmt. Das ist sehr eindrücklich beschrieben und hängt mit der dünneren Luft in großen Höhen ab.

So wie es sich liest hat Toyota keine Höhenkorrektur eingearbeitet. Es würde jedoch vorteilhaft sein nach der Berfahrterkennung den Benziner immer mit max. Leistung laufen zu lassen um die Batterie nicht auf 1 Balken abfallen zu lassen. In dem Fall währe immer noch eine Reserve für schwierige Situationen vorhanden. Steuerbar könnte das über das MFD sein.
Die Motorleistung in diesen Höhen lässt sich noch mit einem Turbolader halte. Diesen hat aber der Prius nicht.
(Flugzeugtriebwerke mit Kolbenmotor haben auch einen Turbolader drinn)

de.wikipedia.org/wiki/Flugzeugmotor

Durch Motoraufladung bleiben Flugmotoren auch in großer Höhe leistungsfähig.

Calestra schrieb:

Die Motorleistung in diesen Höhen lässt sich noch mit einem Turbolader halte. Diesen hat aber der Prius nicht.


Wenn es eine Höhenerkennnung (dünne Luft und daher geringerere Motorleistung) gäbe hat ja das Getriebe die fantastische Möglichkeit einen Teil des Leistungsverlustes durch eine erhöhte Motordrehzahl auszugleichen.

Motorleistung = Drehmoment * Drehzahl * Faktor

Angenommen das Drehmoment bleibt gleich, dann kannn durch erhöhen der Drehzahl die Leistung gesteigert werden. Das macht bei dem Getriebe das stufenlos auch hohe Übersetzungen realisieren kann Sinn.

Ich würde erwarten, dass mit so einer Bergerkennung die Leistung sich um 10 bis 20% steigern liese.

Zur Höhenkorrektur dieses:

Mit der Höhe nimmt die Luftdichte ab, dadurch saugt der Motor weniger Masse an und hat weniger Energieinhalt zur Verbrennung, außerdem muß das Gemisch reduziert werden, sonst ist zuviel Sprit in der Luft und das fette Gemisch reduziert die Leistung weiter.
Auf rund 3km Höhe sind noch etwa 80% maximale Leistung vorhanden.

Ein Flugzeug mit Kolbenmotor ohne Turbolader steigt ab etwa 4km Höhe nicht mehr weiter, da die verbleibende Leistung dazu nicht mehr ausreicht. Auch die Insassen sollten ohne Druckkabine dort anfangen, Sauerstoff zu nehmen.

Die Gemischkorrektur in der Höhe erfolgt bei Prius automatisch über den Luftmengenmesser im Ansaugrohr, bei geringerer Dichte mißt der weniger Menge (Masse). Die Software spritzt dann weniger Sprit ein. Außerdem wird über die Lambasonden das Gemisch ggf. angepaßt.

Früher bei Vergasern oder alten Einspritzungen hatten manche Autos eine separate Höhenanpassung, manche aber auch nicht, und darum Probleme mit Überfettung auf Alpenpässen.

Ein Bekannter hat einen 5er BMW Diesel, der auf über 3000m kalt nicht anspringt. Er wurde ins Tal zum Anlassen abgeschleppt. Es war ein Softwarefehler, der bei Kaltstart die Höhe nicht berücksichtigt hat. Ein Update hat es berichtigt, BMW trug alle Kosten.

Man kann die geringere Luftdichte beim Motor durch Ladung (Turbo oder Kompressor) ausgleichen, so daß der Motor immer Luftdruck auf Meereshöhe hat (Höhenlader) oder aber auch höheren Druck erzeugen um die Leistung ganz generell zu erhöhen ("aufblasen").
Bei Kolbenmotoren für Flugzeuge macht man oft nur ersteres, um die Motoren zu schonen. Beim Auto ist die zweite Lösung üblich (Downsizing der Motoren, Sportmotoren).

Hallo Schoettker,

wunderbar erklärt, was so alles passiert in der Höhe. Das betrifft ja auch den Pipsi. Die von dir beschriebene Höhenkoffektur bezieht sich nur auf den Motor.
Wir haben aber doch noch einen weiteren Freiheitsgrad, den der Motordrehzahl.

Meine Idee ist es in der Höhe eine höhere Motordrehzahl zu nehmen um damit die Leistung zu steigern. Der Einwand, dass dann auch der Verbrauch ansteigt ist richtig (Erhöhte Motorreibung und Planschverluste im Getriebe) aber wenn dann 40 statt 30kW bereitstehen fände ich es gut. Dann würde die Batterie nicht so leer und es wären Reserven vorhanden die in schwierigen Situationen helfen.

Schoettker schrieb:
Zur Höhenkorrektur dieses:
[...]
Früher bei Vergasern oder alten Einspritzungen hatten manche Autos eine separate Höhenanpassung, manche aber auch nicht, und darum Probleme mit Überfettung auf Alpenpässen.

Ein Bekannter hat einen 5er BMW Diesel, der auf über 3000m kalt nicht anspringt. Er wurde ins Tal zum Anlassen abgeschleppt. Es war ein Softwarefehler, der bei Kaltstart die Höhe nicht berücksichtigt hat. Ein Update hat es berichtigt, BMW trug alle Kosten.


Hallo,

Das finde ich jetzt doch interessant... der P1 hat ja bekanntlich das Problem, dass er im kalten manchmal nicht sofort anspringt.. er meldet dann, dass der Verbrenner nicht anspringt.

Das ist mir auch schon passiert. Allerdings nicht primär wenn es kalt ist, sondern meist im Winterurlaub in Südtirol auf so ca. 1000m Höhe. dort springt der motor dann nicht beim ersten Versuch an, sondern man muss erst einige mal versuchen.

Der Motor hat zwar einen Luftmassemesser, aber ich weiss nicht, wie schnell dieser reagiert. Die Lambda-Sonde funktioniert am Anfang noch nicht, sondern muss erst noch geheizt werden, bis da verlässliche Werte rauskommen.. aber solange mehrmaliges starten funktioniert schwamm drüber

ciao

Florian

RolandN8 schrieb:
Es würde jedoch vorteilhaft sein nach der Berfahrterkennung den Benziner immer mit max. Leistung laufen zu lassen um die Batterie nicht auf 1 Balken abfallen zu lassen. In dem Fall währe immer noch eine Reserve für schwierige Situationen vorhanden. Steuerbar könnte das über das MFD sein.
Der Prius 3 hat im Prinzip so was in Form des Power-Modus. Im Power-Modus versucht der Prius ja die Batterie möglichst voll zu halten (auch über den Verbrennungsmotor).