Priusfreunde.de

Ich wollte mal die wichtigsten Erkenntnisse zusammenfassen.
Edit:
Es geht vor allem um das Beschleunigen aus der Bewegung und aus dem Rollen im freiwilligen EV-Modus heraus, also nicht nur aus dem Stand.


PWR-Fahrmodus

Schnelles Ansprechen des Hybridsystems im PWR-Modus. Das System ist hier auch bereit frühzeitig Leistung aus dem Akku bereitzustellen, ohne auf den Verbenner zu warten.
Details siehe hier.


Beidfüßiges Fahren

Fahren mit beiden Füßen hat einen signifikanten Vorteil bei der Reaktionszeit des Fahrers beim Pedalwechsel (ca. 0,3 Sekunden, entspricht 4m bei 50km/h).
Diskussion dazu hier.


Fahrstufe B

Fährt man in B, wird der Verbrenner nicht mehr auf Drehzahl 0rpm heruntergefahren, auch wenn das System freiwillig rein elektrisch fahren kann, sondern der Verbrenner bleibt auf 1000rpm. Wenn man nun plötzlich Beschleunigen will, muss das System nicht erst den Verbrenner mit Strom aus dem Akku hochdrehen, sondern der Verbrenner kann aus eigener Kraft höhere Drehzahlen anfahren und Leistung aus dem Akku kann gleich zum Vortrieb genutzt werden. Besonders wenn der Akku einen niedrigen SOC (state of charge), oder aus anderen Gründen einen niedriges DCL (discharge limit) hat, ist das entscheidend.
Das ist vor allem bei Auffahrten auf die Autobahn deutlich wirkungsvoller, als der PWR-Modus alleine. Was das System bei höheren Geschwindigkeiten (60..70km/h) für einen kurzen Moment bremst, ist vor allem der stehende Verbrenner. Beim Auffahren ist die Situation ja so, dass man spontan zwischen starkem Beschleunigen und Rollenlassen entscheiden muss, je nach dem, wo gerade die Lücke ist.
Der Verbrenner „entsorgt“ in der B-Fahrstufe einen Teil der Energie, wenn man vom Gas geht (es wird also nicht alles rekuperiert). Daher sollte man es nur dann nutzen, wenn man gerade auch das schnelle Ansprechen braucht.
Im Stehen brauche ich es persönlich nicht, da ich mit dem rechten Fuß den Verbrenner aktivieren kann. Falls man aber nicht beidfüßig fährt, kann das durchaus eine Option sein. Man muss B aber vor dem stehenbleiben aktivieren (wenn man es im Stand aktiviert, bleibt der Verbrenner aus, bis man wieder anfährt).

Alles schön und gut, aber wofür brauche ich diese Erkenntnisse? Kurz vor dem Auffahren auf die BAB aktiviere ich PWR, nach der üblichen Kurve der Auffahrt hab ich so 55-60 auf dem Tacho, voll aufs Gas langt allemal um an einem mit 95 auf der BAB fahrenden LKW bequem vorbeizukommen. Wieviel bringt da die Stellung "B" zusätzlich, zumal bei mir der Verbrenner ausgangs der Kurve läuft? 0,xx Sekunden? Hab ich mich eingefädelt auf der BAB schmeiß ich PWR eh wieder raus, ich brauch es einfach nicht mehr.

Wenn man beim auffahren eh Vollgas gibt, ist es eh egal ob PWR oder ECO. Die einzelnen Fahrmodi beeinflussen in erster Linie doch eh nur die Kennlinie des Gaspedals...

Gruß Mario

Auf der AB- Auffahrt dürfte der gewählte Modus für gewöhnlich egal sein, voll drauflatschen und gut, die Auffahrten sind normalerweise lang genug. Aber beim überholen auf der Landstraße könnte es schon Sinn machen, da man schon dazu neigt, etwas zögerlicher als nötig draufzutreten.

hoffeck hat recht: Wenn der Verbrenner hochgedreht ist, ist der Modus völlig egal. Verbrenner und Akku liefern gleichermaßen die höchstmögliche Leistung.

@Priuskater
nicht immer macht das Gasgeben Sinn, musst mal darauf achten.

Manchmal hat man seine 70 drauf, aber von hinten kommt ein einzelnes Auto mit 130. Fährt man Vollgas, ist man genau am Ende der Beschleunigungsspur auf Kollisionskurs. Da hält man lieber kurz inne, lässt dadurch passieren und beschleunigt dann einige Sekunden versetzt weiter. Genau dann, wenn man den rückwärtigen Verkehr für eine Entscheidung für eine Sekunden beobachtet und kurz rollt, geht einem der Verbrenner aus. Wenn man dann aber doch schnell weg will, dauert es einen Augenblick mehr, bis man wieder maximale Leistung hat.
Gibt auch andere Situationen mit kleinen Lücken im zäheren Verkehr bei 80 bei vollgestellter rechter Spur, da will man auch flexibler reagieren. Man ist ja auch nicht immer alleine auf dem Beschleunigungsstreifen, vor allem wenn man die Auffahrten etwas sportlicher nimmt, hat man immer wieder eine Trantüte vor sich, da ist der Verbrenner dann auch schnell wieder aus.
Es gibt auch innerorts teils kurze Beschleunigungsstreifen, da ist man mit einer schnelleren Reaktion auch besser dran, vor allem im Winter, wenn das System eh schon träger reagiert. Meiner Erfahrung nach hilft da B merklich mehr als PWR. Da habe ich so eine Situation, die ich täglich fahre. Neuerdings immer mit B und bin verblüfft, wie viel zackiger das doch geht.

Das sind jetzt kleine Details, aber wenn man alle drei Sachen kombiniert, dann ist man deutlich agiler und vor allem kontrollierter unterwegs.

dukesim schrieb:


@Priuskater
nicht immer macht das Gasgeben Sinn, musst mal darauf achten.



Ich hab wirklich gutgläubig angenommen man kann (so man denn möchte) verstehen was ich meine.

Priuskater schrieb:

(...)
Ich hab wirklich gutgläubig angenommen man kann (so man denn möchte) verstehen was ich meine.

Naja, ich kann ja nicht Gedanken lesen:

Priuskater schrieb:
(...)
Wieviel bringt da die Stellung "B" zusätzlich, zumal bei mir der Verbrenner ausgangs der Kurve läuft? (...)

Wenn er läuft, bringt es nicht.
Das der Verbrenner aber (fast) immer läuft, während man gerade entscheidet, dass man Vollgas geben will, bezweifle ich. Ich meine aber, das du das so in deiner Antwort impliziert hast, daher meine entsprechende Antwort. Man landet nunmal immer wieder im freiwilligen EV, wenn man am Ende der Kurve gerade die Lage sondiert, was an sich auch Sinn macht.


PWR bringt ja auch "nichts". Beim Normal-Fahrmodus und PWR ist der "Elektrische Schlag" identisch, wenn man voll drauflatscht, ECO lässt den Schlag weg, das ist aber eher ein subtiler Unterschied. Die maximale Beschleunigung ist identisch, soweit man das Pedal schlagartig komplett runterdrückt wird. Der Unterschied ist nur da, wenn man dieselbe mittlere Gaspedalstellung wählt (was aber eigentlich keinen Sinn macht, man will ja Vollgas), durch die am Anfang schnell ansteigende mathematische Funktion ergibt sich bei PWR eine höhere Leistung. Hier kommt der PWR-Fahrmodus voll zum Tragen: Im Teillastbereich reagiert das System schnell und ist nicht mehr in Watte gepackt.

Wenn du dir also die Mühe machst, PWR einzustellen, dann macht es erst recht Sinn B einzulegen, um in einem "EV-Zwischenfall" den Verbrenner nicht "abzuwürgen".

Mein "Normalmodus" ist ECO und eben nur wenn ich vorhabe stark zu beschleunigen (BAB-Auffahrt, geplantes Überholmanöver) PWR. Ich bin es gewohnt noch in der üblichen Kurve zur BAB-Auffahrt mir einen groben Überblick zu verschaffen, entsprechend fällt meine Entscheidung aus: Gas geben oder Zeit lassen, wenn ich mir Zeit lassen will ist es mir egal ob der Verbrenner gerade an ist oder nicht und wenn ich mich für Gas geben entscheide läuft er weil ich einfach dafür mit dem Gasfuß sorge. Ich hab echt keinen Plan warum ich am "Schaltknüppelchen" spielen sollte. Aber mach Du mal so und ich mach anders, passt schon.

Ich habe eine Verständnisfrage: Was unterscheidet diesen Thread von Maximale Beschleunigung / Fahren mit beiden Füßen?

@yarison

• Im verlinkten Thread geht es um das beidfüßige Fahren allgemein (Vorteile/Nachteile) und um das damit im Speziellen verbundene Beschleunigen aus dem Stand


• In diesem Thread hier geht es allgemein um das (reaktions-)schnelle Beschleunigen, vor allem aus dem Rollen heraus.
  Da ist das Beidfüßige ein Aspekt, hinzu kommt der PWR-Fahrmodus, vor allem aber auch die B-Fahrstufe.

Das kommt nicht so ganz rüber, sorry. Ich habe einen Satz im ersten Beitrag ergänzt.

Es handelt sich also um zwei getrennte Aspekte:
Beim beidfüßigen Fahren ist z.B. das Problem: Wenn man noch fährt und dann beim Gasgeben (mittelmäßig stark) bremst, aktiviert man tatsächlich ersteinmal die Reibungsbremse. Man bremst also gegen elektrische Leistung und Leistung vom Verbrenner mit der normalen Bremse an (nur wenn man voll bremst, kommt das BOS und das Drehmoment des Antriebs wird reduziert).
Was an der Ampel also mit dem BOS wunderbar funktioniert und nur Leistung in den Akku schiebt, macht während der Bewegung keinen Sinn. Nicht nur, dass es energetisch schlecht ist, es ist auch schlecht kontrollierbar, ich habe es selbstverständlich schon ausprobiert. Hier braucht man also den B-Fahrmodus. Im Wesentlichen ist das der Auslöser für diesen Thread hier.

Ich verstehe noch nicht, warum es eines weiteren Threads zu dem Thema bedarf.
Was ich verstehe, sind die Ansätze von dukesim.
B-Modus kann Sinn machen, ja.
Allerdings kam es bei meinem Gen.3 im CT200h mal zu einem Fauxpas und mich würde interessieren, ob das bei den Gen.4 (1,8 und 2,0) noch passieren kann:
Mir ging schon ein gutes Stück vor Ortsausgang jemand auf den Keks und ich dachte nur "bitte nicht mehr dahinter sein". Da er schon innerorts völlig unkoordiniert beschleunigte und bremste, wollte ich mit Blick auf den Akkustand nicht, das der Benziner ständig gestartet und gestoppt wird, um am Ortsschild "volle Power" zu haben.
Beim CT musste in B nicht mehr der Benziner geschaltet werden, der drehte mit um 1000 Umdrehungen mit. Leider fuhr das Auto dabei im EV und bewegte sich und den Verbrenner mit Energie aus dem Akku. Am Ortsausgang war der Akku dann am unteren Ende der üblichen Skala.
Ist das bei Gen.4 auch so? Wird womöglich in ähnlichen Situationen bei höheren Geschwindigkeiten bis 120km/h, die Gen.4 wohl elektrisch kann, der Akku geleert?

LG
Klaus

@KSR1

Ja, das macht der P4 in so einem Fall auch so. Die 1000rpm werden elektrisch gehalten, der Verbrenner bringt dabei keine Leistung.
In der von dir beschriebenen Situation wäre es also besser ohne B elektrisch zu rollen und damit einen Tick Akku zu sparen und erst kurz vor dem Beschleunigen in B zu gehen.

Beim Corolla 2.0 ist das gar kein Problem.
Schaltwippe auf S1 oder D1 und auf geht's. da geht nix mehr aus und er dreht untenrum mit unter 50kmh Geschwindigkeit schon über 3000-4000 Umdrehungen

Beim Prius 4 macht es für mich wenig Sinn den B zum Beschleunigen zu nutzen, da der Benziner sowieso sofort da ist im Powermodus und der Elektromotor erstmal genug Leistung für den kurzen Moment zur Verfügung stellt. Hat das mal jemand nachgemessen was das für einen Unterschied macht?

Knuddel1987 schrieb:
Beim Corolla 2.0 ist das gar kein Problem.
Schaltwippe auf S1 oder D1 und auf geht's. da geht nix mehr aus und er dreht untenrum mit unter 50kmh Geschwindigkeit schon über 3000-4000 Umdrehungen

...

Geht das auch im Stand? Dann könnte man instant mit maximalem Drehmoment beschleunigen?

Je höher der Benzinmotor dreht und je mehr Drehmoment er entwickelt, desto höher dreht auch der Elektromotor als Ausgleich und gibt weniger Drehmoment ab. In Summe wirst du bei weniger Systemdrehmoment raus kommen. Pauschalisieren ist schwierig da unterschiedliche Betriebszustände vorliegen können etc.

Deswegen verstehe ich nicht, warum man den Benziner bereits mit Drehzahl haben möchte, da der Elektromotor erheblich mehr Drehmoment zur Verfügung stellt im unteren Geschwindigkeitsbereich bis ungefähr 30kmh bei einer Beschleunigung von 0kmh. Beschleunigt man hingegen oben Rum könnte der Benziner laufend schon einen Vorteil Bringen, die Frage ist halt wieviel wirklich?