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Die deutschen Autobauer präsentieren eine teilweise nicht zukunftsfähige Modellpalette auf der IAA
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THEMA: Die deutschen Autobauer präsentieren eine teilweise nicht zukunftsfähige Modellpalette auf der IAA
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Die deutschen Autobauer präsentieren eine teilweise nicht zukunftsfähige Modellpalette auf der IAA 17.09.2009 23:52 - vor 14 Jahren, 9 Monaten  
Die deutschen Autobauer präsentieren eine teilweise nicht zukunftsfähige Modellpalette auf der IAA, meint Gerd Lottsiepen vom VCD. Deutschen Hybridmotoren mit knapp zehn Liter Verbrauch hält er einen japanischen Hybridmotor mit vier Liter Verbrauch entgegen.

Friedbert Meurer: Die normalen Besucher müssen sich noch zwei Tage gedulden, bis zum Samstag. Dann wird die Internationale Automobilausstellung in Frankfurt am Main ihre Pforten auch für das breite Publikum öffnen. Die diesjährige IAA fällt in eine Zeit, in der die Automobilindustrie in einer ihrer schwersten Krisen seit Jahrzehnten steckt. Die Branche bangt, die Abwrackprämie in Deutschland ist aufgebraucht, noch gibt es kaum oder keine Entlassungen, weil sie durch Kurzarbeit vermieden werden. Angela Merkel, die Bundeskanzlerin, machte heute der IAA ihre Aufwartung.
Die Autokonzerne basteln an Autos und auch an ihrem Image. Sie bekennen sich zum Umwelt- und Klimaschutz. Nur handeln sie auch ausreichend danach? - In Frankfurt auf der IAA bin ich nun verbunden mit Gerd Lottsiepen, dem stellvertretenden Geschäftsführer des Verkehrsclubs Deutschland, der sich nach eigenen Worten für eine umwelt- und sozialverträgliche Mobilität einsetzt. Guten Tag, Herr Lottsiepen.

Gerd Lottsiepen: Guten Tag!

Meurer: Hat die Krise tatsächlich ein Umdenken ausgelöst? Nehmen Sie das wahr bei der IAA?

Lottsiepen: Die Krise löst zwangsläufig ein Umdenken aus. Die Autohersteller müssen jetzt natürlich auch sehen, dass weltweit andere Autos gefragt sind als bisher. Wir brauchen mehr energieeffiziente Fahrzeuge, sparsame Fahrzeuge, und die deutsche Industrie ist da in einer merkwürdigen Zwitterstellung. Einerseits preist sie an, dass 80 Prozent aller Premiumautos aus deutscher Produktion kommen, und gleichzeitig wollen sie energieeffiziente Autos in den unteren Klassen bauen und kriegen das aber nicht so richtig auseinander und zusammen.

Meurer: Wenn Sie die IAA vergleichen mit früheren Automobilschauen, hat sich was verändert?

Lottsiepen: Die IAA diesmal ist sehr uneinheitlich. An den Pressetagen, gestern und vorgestern, fuhren über das Freigelände ganz viele Fahrzeuge, wo halt Verbrauchswerte aufgetragen waren, groß aufgetragen waren, und CO2-Werte, und wenn man nur die Fahrzeuge nehmen würde, würde man sagen, die Autoindustrie hat es gelernt, jetzt kommen endlich energieeffiziente Fahrzeuge. Wenn man durch die Hallen geht, dann sieht man aber ganz andere Fahrzeuge, die auch total gefeiert werden und wo wirklich auch in den Ankündigungen die Manager dann wieder feuchte Augen kriegen, die Autos, die 300, 400, 500 PS haben, die 12, 15 Liter verbrauchen. Da ist wenig dazugelernt worden. Oder nimmt man den Hybrid, den BMW jetzt ankündigt; der soll im nächsten Jahr kommen. Das ist eine Rennmaschine, die 9,9 Liter verbraucht. Das ist überhaupt nicht mehr zukunftsfähig.

Meurer: Aber besser als 12 Liter, könnte man ja sagen?

Lottsiepen: Ja, besser als 12 Liter, aber die Japaner machen es vor, wo es hingehen muss. Wenn man den neuen Prius nimmt, der jetzt auf einen Verbrauch von unter vier Litern gekommen ist, das ist ein großes komfortables Fahrzeug, taxitauglich, da muss es hingehen. Es kann nicht sein, dass Autos von 12 auf 10 Liter runtergebracht werden, weil 10 Liter ist nicht zukunftsfähig, weder für unseren Planeten, fürs Klima, noch wenn man sieht, dass Öl eine endliche Ressource ist.

Meurer: Die Autoindustrie verteidigt sich, Herr Lottsiepen, indem beispielsweise ihr Präsident des Verbands, Matthias Wissmann, sagt, es gibt schon eine ganze Reihe von Mittelklassewagen, die weniger als 4 Liter auf 100 Kilometer benötigen. Gibt es die tatsächlich?

Lottsiepen: Bei Mittelklassewagen, da muss er in der deutschen Industrie aber lange, lange suchen. Mir fällt da wirklich der Prius ein mit einem Verbrauch von 3,9 Litern. Alle Fahrzeuge aus deutscher Produktion, die Mittelklasse genannt werden, verbrauchen mehr als 4 Liter. Aber auch der VCD sagt, wir haben durchaus in diesem Jahr mehr Angebot als früher und jeder Kunde, jeder Autokäufer kann heute mit einem Auto auskommen, was 5 Liter verbraucht, auch dann, wenn man drei Kinder hat, auch dann, wenn der Vater viel auf der Autobahn unterwegs ist, drei Musterkoffer unterbringen muss und viel mit viel Last unterwegs ist.

Meurer: Das wäre ein Mittelklassewagen von der Größe eines Golfs oder was schwebt Ihnen vor?

Lottsiepen: Es gibt zum Beispiel einen sehr interessanten Passat mit Erdgasantrieb. Es gibt auch Golfs inzwischen, Golf blue motion gibt es, die wirklich Verbrauche haben, die akzeptabel sind. Das Problem bei VW ist, da gibt es eine ganze Reihe von Golf-Fahrzeugen, sehr viele Golfs, der beste hat einen Verbrauch, der akzeptabel ist, einen CO2-Ausstoß von 99 Gramm, das ist wirklich sehr gut, aber es gibt dann eben auch wieder andere Golfs, die massenweise verkauft werden, die 150, 160 Gramm haben und das ist nicht mehr zukunftsfähig. Deshalb muss VW auch hingehen, die Spritspartechniken in alle Fahrzeuge einbauen, nicht nur in ein Fahrzeug, was blue motion heißt.
Die Verwirrung ist ja inzwischen unendlich. Wenn man in die Halle von Daimler geht, da gibt es blue efficiency, da gibt es blue tech und da gibt es blue zero, dreimal blue, und wie kriegt man das auseinander.

Meurer: Das klingt alles wirklich sehr umweltfreundlich, Herr Lottsiepen. Jetzt denkt der Autokäufer unter anderem auch daran, an die Sicherheit seiner drei Kinder, von denen gerade die Rede ist, und dann will er lieber ein großes Auto kaufen. Ist das so falsch gedacht?

Lottsiepen: Es ist heute nicht mehr so, dass groß automatisch gut und klein automatisch schlecht ist.

Meurer: Aber groß ist sicherer?

Lottsiepen: Nein, das ist nicht automatisch so. Zum Beispiel ist jetzt der IQ von Toyota, der auf den Markt gekommen ist, ein sehr intelligentes Kleinfahrzeug, manche sagen "mini" kostet auch seinen Preis. Für ein relativ kleines Auto ist man da auch mit 12.000 Euro dabei. Der schneidet bei allen Crash-Tests wirklich gut ab, wirklich vergleichbar zu den großen Karossen.

Meurer: Wie sehr sind denn - das gehört ja auch dazu - die Verbraucher daran interessiert, wirklich umweltfreundliche Autos zu kaufen?

Lottsiepen: Es zeigt sich - und das zeigen auch neuere Untersuchungen, zum Beispiel auch, was die Verbraucherzentrale gestern vorgestellt hat -, dass die Kunden immer mehr umweltfreundliche Fahrzeuge haben wollen, und der Run ist einfach da, das hat man in diesem Jahr ganz deutlich gesehen, zu kostengünstigeren, also billigeren Autos und auch Autos, die weniger verbrauchen, und das wird sich in nächster Zeit garantiert fortsetzen, denn wenn wir aus der Krise raus sind, dann werden die Ölpreise richtig stark nach oben schnellen. Das sagen eigentlich alle Experten. Deshalb ist jeder, der jetzt ein Auto kauft, was 1 oder 2 Liter mehr verbraucht und vielleicht dafür 100, 300, 500 Euro billiger zu haben ist als das Vergleichsmodell, schlecht beraten, jetzt ein paar hundert Euro zu sparen. Er zahlt es später doppelt, dreifach, vierfach wieder drauf.

Meurer: Ganz kurz: Gehört die Zukunft dem Elektroauto?

Lottsiepen: Das weiß man überhaupt noch nicht. Die ambitionierten Pläne der Bundesregierung sagen, dass es im Jahr 2020 eine Million sein werden bei dann insgesamt 40 bis 50 Millionen Autos. Das dauert noch sehr lange und auf absehbare Zeit werden Elektroautos im Vergleich zum Basismodell mit einem Benzinmotor 10.- bis 20.000 Euro mehr kosten und diese Kosten wird der Verbraucher kaum zahlen wollen. Ob der Staat dann lange Zeit sehr stark subventioniert, steht auch infrage; das sollte er nicht tun. Aber man muss jetzt erst mal bauen und ausprobieren. Wir sprechen uns überhaupt nicht dagegen aus, dass man jetzt wirklich das auch mal ausprobiert. Dann kann man wirklich sehen, ob es was taugt oder nicht.

Meurer: Wir setzen auf die Zukunft. - Danke schön, Gerd Lottsiepen, stellvertretender Geschäftsführer des Verkehrsclubs Deutschland.
midimal
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Re: Die deutschen Autobauer präsentieren eine teilweise nicht zukunftsfähige Modellpalette auf der IAA 18.09.2009 03:52 - vor 14 Jahren, 9 Monaten  
coupéspace
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