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Leise, sauber und sparsam: Der neue Prius hätte das Zeug zum Renner. Doch mit seinem Design steht er sich selbst im Wege

Damals, der kratzende Rollkragenpulli, den Mutter uns für kalte Tagen anzog. Häßlich. Aber vernünftig und warm. Oder diese neuen Gesundheits-Sportschuhe gegen Wehwehchen an der Bandscheibe. Nicht stylish. Doch gut für den Rücken. Was sagt uns das? Vieles, was schlau und gesund ist, sieht leider uncool aus. Ähnlich verhält es sich mit dem Toyota Prius. Seit nunmehr zwölf Jahren versuchen die Japaner, das Hybridauto salonfähig zu machen. Zumindest hierzulande mit mäßigem Erfolg. Die erste Version wurde offiziell erst gar nicht nach Deutschland importiert. Der Nachfolger – ein streng nach der Kammschen Lehre entwickelter Kompakter mit Schrägheck – erreichte zwar unsere Fernstraßen, aber nicht unsere Herzen

BRAV-BIEDER: DIE OPTIK

Mit der neuesten Ausgabe des Prius wird sich an diesem Dilemma vermutlich kaum etwas ändern. Dabei waren die Designer durchaus bemüht. Doch der niedrige cw-Wert von 0,25 erfordert offenbar mehr Zugeständnisse ans Design, als zu bewältigen ist. Kein netter Augenaufschlag, kein sympathischer Schwung, keine Emotion. Gewiss, Schönheit ist eine subjektive Angelegenheit. Aber trotz der erstmals lieferbaren 17-Zoll-Felgen finden wir objektiv keine Perspektive, aus der dieser Toyota wirklich Charme versprüht. Das gilt auch für den Innenraum. Auch hier trotzt Toyota den Zeichen der Zeit und verzichtet auf Farbe und Schick: Bei soviel grauem Hartplastik, gleichsam grauem Velourspolster und billig imitiertem Aluriffel-Kunststoff hält sich der Wohlfühlfaktor in Grenzen. Immerhin: Das serienmäßie Headup-Display sorgt für Luxus am fernen Horizont der Windschutzscheibe – und im Kombiinstrument tobt sich Captain Future aus.

KOMFORTABEL: DER HYBRID-ANTRIEB

Dabei wäre gerade die dritte Ausgabe des Prius geeignet gewesen, die Generation Golf in den Toyota Showroom zu locken. Noch nie war diese Zielgruppe empfänglicher für die Lehren von Nachhaltigkeit und Effizienz. Mit überarbeiteter Technik zeigt sich der nun auf 136 PS Gesamtleistung erstarkte Japaner fahrdynamischer denn je – ein guter Diesel macht dennoch mehr Spaß. Der Prius beschleunigt binnen 10,4 Sekunden auf Tempo 100 und schafft bei Bedarf gute 180 km/h in der Spitze. Das Fahrwerk ist sehr weich abgestimmt und eindeutig auf Komfort ausgelegt – das passt zum Wesen des alternativen Antriebs. Selbst Zweifler müssen anerkennen, dass zwischen dem Elektrobetrieb und dem automatischen Zuschalten des Vierzylinder-Benzinmotors kein Ruckler stört. Das trifft auch zu für die aus einem ausgeklügelten Planetenradsystem bestehende Kraftübertragung. Mit ihr wird der Einsatz eines Schalt- oder Automatikgetriebes überflüssig. Die Beschleunigung vollzieht sich komplett ohne Zugkraftunterbrechung und ähnelt der eines Elektroautos. Dabei bleibt dem Fahrer der hohe technische Aufwand vollständig verborgen. Denn bis auf einen Betriebsmodus-Schalter im Armaturenbrett wird die Hybridtechnik wie von Geisterhand gesteuert.

Mehr hier: www.tagesspiegel.de/magazin/mobil/art363,2861175

Was bleibt unterm Strich? Der Prius ist leise und sauber unterwegs. Und er ist nicht unerreichbar teuer. Trotzdem werden wohl nur wenige so charakterstark sein, sich mit dem Auto von morgen in die Welt von heute zu verirren. Der Prius ist einfach nicht schön genug. Trotz Klima- und Wirtschaftskrise entscheidet der Autofahrer vor allem nach optischen Gesichtspunkten.

Da fällt mit nix ein

Ich mag diese ehrlichen Artikel. Wenn man sowas

ein guter Diesel macht dennoch mehr Spaß.

liest, dann weiß man jedenfalls gleich woher der Wind weht.

"Ein guter Diesel" ist doch ein Widerspruch in sich.

Gruß, Günter

Zitat aus dem Tagesspiegel-P3-Artikel:
BRAV-BIEDER: DIE OPTIK

Wenn es in dieser Klasse eine "brav-biedere" Optik gibt, dann doch wohl beim neuen Golf VI. Zweifelsohne ist es VW dort gelungen, sämtliche "Ecken und Kanten" des Vorgängermodells wegzuretuschieren und das Auto (vor allem von hinten) völlig langweilig aussehen zu lassen.

Gegen den Golf VI sieht der P3 schon fast sportlich aus, wenngleich ich ihn auch nicht wirklich "schön" finde. Zumindest hat er einen unverwechselbaren Charakter ...

midimal schrieb:
Das Fahrwerk ist sehr weich abgestimmt und eindeutig auf Komfort ausgelegt – das passt zum Wesen des alternativen Antriebs. .


"...sehr weich abgestimmt...."

Aber nur wenn man von Autos ala Mini Cooper oder Porsche GT 2 umsteigt.

Ich fand das Fahrwerk eher "sportlich" ausgelegt. Ich steige aber auch von der E-Klasse um

...dies scheint von jemandem geschrieben zu sein, der den Prius nicht mag - und auch nicht wirklich gefahren ist.

Das weiche Fahrwerk ist aus der Luft gegriffen, dass das Design altbacken sei ist ebenso weit hergeholt.

Ein reines Vernunftauto ist der Prius eben nicht. Für den Preis eines gleichwertig ausgestatteten Golfs bekommt man hier viel mehr Platz und Komfort. Und ein 1,4 L Golf war und ist auch keine Sportskanone, allerdings die meistverkaufte Variante...

Sangatsu schrieb:
...dies scheint von jemandem geschrieben zu sein, der den Prius nicht mag - und auch nicht wirklich gefahren ist.
Glaube ich eher nicht, weil im Artikel außer der Anmutung alles andere, insbesondere der Hybrid-Antrieb, sehr positiv dargestellt ist.

Würde man den Abschnitt mit der angeblichen Biederkeit der Karosserie weglassen, so bliebe fast nur noch ein Lobpreis auf dem P3 übrig ...

Offenbar ließ sich an kritischen Punkten nichts anderes finden als die Äußerlichkeiten.