Tojo schrieb:
...Die Agentur ist für Produzenten ein ideales Medium. Sie erweckt bei der Meinungsbildung den Anschein von Neutralität....
Das dachte ich auch, bis ich mir mal die Meldungen ansah, die aus drei, vier Agenturen so bei einem Rundfunksender eintrudelten. Vorher dachte ich, dass es die Zeitungen und Sender sind, die aus einem breiten, weltweiten Spektrum an reichster Information, ihr - in meinen Augen - manchmal unbegreiflich provinzielles Süppchen kochen. Aber dann sah ich, dass dieses Angebot der Agenturen schon von vornherein einer solchen Nabelschau-Perspektive entspricht. Niest die Kanzlerin einmal, so melden sämtliche Agenturen das gleich mehrfach, während ein Paar Länder weiter ganze Krisen, krasse Unfälle, wichtige Politikdiskurse stattfinden können, ohne dass die Agenturen es bringen. Was mich vollkommen plattmachte, war, dass jede kleinste Aufregung über Deutsche Befindlichkeiten gemeldet wurde, während man Berichte über Brüssel - oft entweder die Quelle des Themas oder auch die einzige Instanz die es überhaupt ändern könnte - meistens vergeblich suchte. Berlin war hundert Kilometer breit, Brüssel passte auf einer Briefmarke. Entstellter kann man die Wirklichkeit nicht darstellen.
Als ich einem Redakteur meine Bestürzung mitteilte, sagte er: Die Agenturen verfügen durchaus über weltweite Berichte, aber die Abnehmer wollen das gar nicht alles haben. Die bezahlen für Pakete, die auf sie abgestimmt sind. Und da der Kunde König ist, machen die Agenturen dann etwas Schönes draus.
Dies hat meine Illusionen bezüglich Redakteure ein gutes Stück zerstört. Wenn man es normal findet, dass jemand anders dein Weltbild schon mal vorsortiert.... beschneidet....
(eh... zensiert?)........ Jungejunge
Es wird sicher Ausnahmen geben und außerdem ist die Situation für Redaktionen, die eigene Reporter vor Ort haben, eine Andere. Aber trotzdem...
Sorry, Leute. Aber die MID-Geschichte traf bei mir einen wunden Punkt.
Ich werde sofort wieder fröhlich sein.
Richard W.
. Sorry etwas O.T.
