US-Autoindustrie: Letzte Ausfahrt Detroit 12.11.2008 11:32 - vor 15 Jahren, 7 Monaten
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SZ online: www.sueddeutsche.de/wirtschaft/380/319252/text/
Die amerikanische Autoindustrie ist ohne Obamas Unterstützung pleite - sie hat in den vergangenen Jahren einfach zu viele Fehler gemacht. Ein Kommentar von Michael Kuntz
[...] GM-Chef Rick Wagoner sagt jetzt ganz offen, dass ohne Staatsknete aus Washington in der ersten Hälfte des kommenden Jahres die Lichter ausgehen am Detroit River im Hauptquartier von General Motors, dem Konzern mit weltweit 250.000 Beschäftigten.
Selber schuld, mag man da sagen. Wer jahrzehntelang gutes Geld verdiente mit dicksten Geländewagen und Pick-ups, darf sich nicht wundern, wenn bei steigenden Benzinpreisen und sinkenden Einkommen die Amerikaner sich allenfalls noch kleine Autos aus asiatischer Produktion leisten.
Oder trendige Cityflitzer wie den Smart von Daimler oder den Mini von BMW. Wer den Hybrid verschlafen hat und den sparsamen, spurtfreudigen modernen Diesel ignoriert - den bestraft das Leben. Wer sich zu lange auf den schrumpfenden nordamerikanischen Automarkt konzentrierte - der bekommt nun die Quittung.
Ganz so einfach ist es freilich inzwischen nicht mehr. Denn in Zeiten der Finanzkrise und eines beispiellosen Käuferstreiks auf dem weltweit größten Automarkt Nordamerika kommt selbst der Branchenprimus Toyota nicht mehr voran. Schon zum zweiten Mal im laufenden Geschäftsjahr mussten die erfolgsgewohnten Japaner ihre Gewinnprognose senken. [...]
George W. Bush empfahl den Autoherstellern, doch einfach mehr gefragte Autos zu bauen. Die würden dann auch gekauft. Der nächste Präsident scheint mehr Verständnis für die Autokonzerne zu haben, von denen angesichts ihrer Werke in Kanada und Korea, Deutschland und Russland keiner mehr so recht weiß, wie sehr sie eigentlich noch amerikanisch sind. Nun soll Barack Obama alles richten. Staatsgeld nimmt zwar Ängste, lähmt aber auch. Staatshilfe wirkt zudem wie eine Droge - die Dosis reicht nie.
Bush hatte schon recht: Derzeit stehen in Amerika ein paar Autowerke zu viel. Die lassen sich nur erhalten mit neuen, attraktiven Autos zu Preisen, die sich der Konsument leisten kann und will.
Das Geld-Päckchen aus Washington darf daher kein Startschuss zu einem globalen Wettlauf um Subventionen sein, sondern nur eine einmalige Hilfe zur Selbsthilfe. Damit es für GM, Ford und Chrysler nicht heißt: "Letzte Ausfahrt Detroit".
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Re: US-Autoindustrie: Letzte Ausfahrt Detroit 20.11.2008 16:56 - vor 15 Jahren, 7 Monaten
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Sehr lesenswerter Artikel auf spiegel.de:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,591566,00.html
Die darin kurz angesprochene Uneinsichtigkeit von GM-Chef Wagoner ist angesichts der Realität beeindruckend.
Grüße, Egon
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Egon
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Re: US-Autoindustrie: Letzte Ausfahrt Detroit 20.11.2008 17:27 - vor 15 Jahren, 7 Monaten
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aus dem von Egon verlinkten Artikel:
"GM-Chef Rick Wagoner hat im Kapitol argumentiert, man brauche nur einen Überbrückungskredit, dann werde alles wieder gut: "Was uns jetzt Probleme bereitet, sind nicht unser Produktportfolio, unser Geschäftsplan oder unsere Langfriststrategie." Man habe alles richtig gemacht. Schuld sei die Kreditkrise. Den meisten Kongressabgeordneten stieß diese Haltung sauer auf. "Sie wollen von uns Medizin für selbstzugefügte Wunden", donnerte Senator Christopher Dodd."
ich denke, das sagt doch alles...alle anderen sind Schuld, dass es einem schlecht geht, aber auf keinen Fall hat man selbst einen Fehler gemacht. So, lieber Staat, wenn es mir gut geht, halte Dich bitte aus meinen lukrativen Geschäften raus, aber wenn es mir schlecht geht, dann hilf mir gefälligst...
Pebbles
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Re: US-Autoindustrie: Letzte Ausfahrt Detroit 20.11.2008 20:37 - vor 15 Jahren, 7 Monaten
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Pebbles schrieb:
"Was uns jetzt Probleme bereitet, sind nicht unser Produktportfolio, unser Geschäftsplan oder unsere Langfriststrategie."
Habe ich gestern im Radio gehört. Musste innerlich sehr lachen...
Grüße
Malte
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Egon
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Re: US-Autoindustrie: Letzte Ausfahrt Detroit 30.11.2008 12:10 - vor 15 Jahren, 7 Monaten
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Zitat:Kalifornien soll ein Öko-Musterland werden, doch noch dominieren auf den Straßen die schweren Geländewagen - und das soll so bleiben, hoffen Automanager. [...] Der sinkende Ölpreis ist also an den Zapfsäulen angekommen. Schon überlegen amerikanische Automanager bei der Los Angeles Motor Show jedenfalls an der Hotelbar, ob der amerikanische Autokäufer sich tatsächlich für immer von den dicken Pick-ups, Geländewagen beziehungsweise Sport Utility Vehicles (SUV) verabschiedet hat.
Zum Bericht (sueddeutsche.de) hier klicken.
Grüße, Egon
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Re: US-Autoindustrie: Letzte Ausfahrt Detroit 01.12.2008 09:43 - vor 15 Jahren, 7 Monaten
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Das gibt ihnen eine kurze Galgenfrist, mehr nicht. Neulich habe ich schon wieder gelesen, dass Experten davon ausgehen, dass in ca. 2 Jahren der Rohöl-Preis bei 200$/Barrel liegt, also deutlich höher als in diesem Sommer. Das ist dann der endgültige Blattschuss. Naja, da haben sie ja noch etwas Zeit, Millionen-Abfindungen herauszuhandeln, bevor sie in die Wüste geschickt werden
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Re: US-Autoindustrie: Letzte Ausfahrt Detroit 02.12.2008 17:15 - vor 15 Jahren, 7 Monaten
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Das unwichtigste Detail interessiert Amerikas Öffentlichkeit besonders brennend: Mit welchem Transportmittel werden die drei millionenschweren Detroiter Autobosse diesmal in Washington anreisen? Nicht unbedingt aus tieferer Einsicht, aber aus strategischer Cleverness werden sie heute ihre Firmenjets wohl zu Hause lassen. [...] "Ich war im Begriff, meinen Cadillac Richtung Washington zu bewegen, aber als ich den Wagen anließ, bekam ich einen elektrischen Schlag und die Verkleidung begann zu brennen"
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/autoindustrie120.html
Grüße, Egon
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Re: US-Autoindustrie: Letzte Ausfahrt Detroit 03.12.2008 13:33 - vor 15 Jahren, 7 Monaten
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Ein Tag später, und wieder ein Bericht zum selben Thema, und wieder ist es vor allem ein - meiner Meinung nach ziemlich unwichtiges, aber fast schon wieder amüsantes - Detail, das herausgearbeitet wird:
Chefs müssen zehn Stunden Auto fahren - Nachdem vor zwei Wochen die Anreise der drei Konzernchefs in Firmenjets auf scharfe Kritik gestoßen war, plante Ford-Chef Mulally laut US-Medien, diesmal in einem Hybrid-Auto nach Washington zu kommen. Detroit liegt rund zehn Autostunden entfernt. Auch GM-Chef Wagoner will mit einem Firmenauto kommen.
Zum Bericht (netzeitung.de) hier klicken.
Grüße, Egon<br><br>Posting geändert von: Egon, am: 03/12/2008 13:45
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Egon
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