Vor einiger Zeit hat die Berliner Zeitung in einer Beilage über alternative Antriebe geschrieben - und den Prius zwar gelobt, den Preis aber gerügt. Die schrieben, dass ein vergleichbarer Golf 5.000 Euro billiger sei. AAARGH.
Daraufhin entspann sich folgendes Gemaile:
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ICH:
Liebe Redaktion,
wie schafft man es, den Berlinern ein Hybrid-Auto madig zu machen? Indem man Vorurteile schürt. Der Toyota Prius ist keineswegs 5.000 EUR teurer als ein vergleichbarer Golf - das ist eine Mär, die von der deutschen Autolobby gestreut wird. Nehme ich einen Benziner-Golf mit Automatik und 103 KW (der Japaner kombiniert ja Benzin und Elektro), statte ihn so aus, dass er der Serienausstattung des Japaners entspricht (Klimaautomatik, LM-Räder, Multifunktionslenkrad, Radio/CD mit MP3, Aux-In, 4 Türen, Berganfahrhilfe), dann komme ich auf einen Preis von 25.401 EUR. Der Basis-Prius, der das auch alles kann, kostet 24.900 EUR. Das Hybrid-Fahrzeug ist also knapp 500 Euro BILLIGER. Und hat auch noch mehr Platz auf der Rückbank und bessere Versicherungseinstufungen.
Ich finde es schade, dass so ungenau berichtet wird über diese Technik, würde sie doch gerade in Berlin mit seinen vielen Stop-and-Gos viele Tonnen CO2 einsparen können - der Hybridwagen braucht in der Stadt knapp viereinhalb Liter Super, der Golf stößt pro Kilometer knapp 70g mehr CO2 aus. Ich habe mich jedenfalls gerade gegen einen Golf und für einen Prius entschieden.
DIE:
Als zuständiger Redakteur habe ich den Text von Herrn Rudolph aufmerksam redigiert und kann seine Einschätzung – 5000 Euro teurer – nur minimal korrigieren. Entscheidend ist, dass man den 1,4-Liter-Golf mit 80 PS (59 KW) zum Vergleich heranziehen muss, da der Toyota Prius eben nicht die Leistung zweier Motoren kombiniert, sondern sie eben wechselseitig einsetzt. So bleibt der Prius im Benzin-Modus ein Fahrzeug mit 57 KW – wobei wir uns wahrscheinlich absolut einig sind, dass diese Leistung mehr als ausreichend ist, zumal in urbanen Ballungsräumen. Nur sollte man eben keinen sportiven 103-KW-Golf in den “Ring” schicken. Ausstattungsbereinigt ergab sich in meiner Rechnung eine Differenz von etwa 4000 Euro. Der Golf fährt dann zwar mit Schaltgetriebe, aber wer nach einem spritsparenden Auto sucht, wird sich bei einem konventionellen Benziner ohnehin gegen eine Automatik entscheiden. Der Kalkulation unseres Autors liegt im übrigen der Vergleich mit einem konventionellen Toyota Auris zugrunde. In der gehobenen Ausstattungslinie “Sol” steht dieser mit 71 KW für 18.800 Euro in der Liste.
ICH:
Hallo Herr XXXXX,
Wenn ich im Prius einen Kickdown mache, stehen beide Motoren parallel (!!!) zur Verfügung. Informieren Sie sich mal bei Toyota - man kann und muss die beiden Leistungen addieren.
Und die Geschichte mit dem Automatikgetriebe (bei Toyota ein Planetengetriebe, stufenlos - daher geht das auch gar nicht einzeln mit den Motoren!!!)) ist natürlich auch ein bisschen unsinnig - natürlich muss man die Ausstattung ordentlich vergleichen und hat Dinge wie "Berganfahrhilfe",
"Automatik", "16-Zoll-Alufelgen", "4 Türen", "Aux-In", "Multifunktionslenkrad" "Klimaautomatik elektronisch" oder "MP3-CD-Radio mit 6 Lautsprechern" dem Golf hinzuzufügen. Einfach, um fair zu bleiben. Besonders in der Stadt ist Automatik ein Must-Have. Außerdem ordere ich im VW-Konzern auch eine Automatik, wenn ich Sprit sparen will: Multitronic oder DSG sparen nämlich gegenüber Schaltwagen Sprit lt. Datenblättern. Als Dienstwagennutzer waren bei der Neuwagensuche die Kriterien Automatik, Klimatronic und gute Radionanlage grundlegend. Und da konnte ich rechnen wie ich wollte: Außer Skoda (2.500 EUR drunter, allerdings mit furchtbar dröhnendem Motor) blieb da neben dem Prius alles preislich auf Augenhöhe.
Mich ärgert es sehr, dass die deutsche Autolobby erfolgreich ausländische
Hybrid-Autos madig macht und es auch noch in der Presse widergekäut wird. Ist nichts gegen sie persönlich, aber allein dieses "wechselseitig" in Ihrer
Antwort zeugt davon. Beschleunigen Sie mal Ihren erwähnten 80-PS-Golf in knapp über 10 Sekunden auf 100. Dann sehen Sie, warum der Prius parallel sämtliche Newtonmeter zur Verfügung stellt. Ich hatte vorher einen 6-Zyl-Audi-Diesel und weiß, wie sich über 200 Nm anfühlen - und kann dem Prius Power bescheinigen.
Ich bin also nach wie vor der Meinung, dass Sie in den "Leserbreifen" der Berliner Zeitung meine korrigierte Rechnung abdrucken sollten, um zu zeigen, dass der Prius eine Alternative ist, die NICHT mehr kostet. Wenn man ein luxuriös ausgestattetes Auto mit der Leistung und Automatik sucht. Und das sind viele.
Ich arbeite NICHT bei Toyota und habe auch vorher nie einen Japaner gefahren - daran liegt es einfach nicht. Ich möchte nur, dass gerade in der Großstadt Berlin sinnvolle Autos gefahren werden. Es muss ja einen Grund haben, dass z.B. das Ordnungsamt in Spandau gleich mehrere PRIUS hat und eben keinen Golf.
Fahren Sie einfach mal einen Prius Probe und freuen sich darüber, dass an der Ampel kein Motor läuft ...
DIE:
Lieber Herr ______,
In der Tat bin ich gerne bereit, mich von Ihren Argumenten überzeugen zu
lassen. Wenngleich ich anmerken muss, dass auch ein Prius im Kickdown kaum
mit 4,5 Litern zufrieden sein wird. Noch einmal zur Ehrenrettung unseres
Autors: Besagter Auris leistet in der Spitze 130 Newtonmeter, der Prius
"Nur" 115, die Höchstgeschwindigkeit – die mir nun wirklich egal ist – ist
bei beiden Fahrzeugen mit 170 km/h identisch. Dass da die Werte des
TSI-Golfs drüber liegen ist egal und muss nicht weiter ausgeführt werden.
Für den Otto-Normal-Käufer, der eben keinen Firmenwagen abschreiben kann,
bleibt auf dem Hof des Händlers leider doch die gefühlte Preisdifferenz. In
meinem nächsten Bekanntenkreis landeten zwei junge Familien trotz großer
Prius-Lust beim Skoda Fabia Combi bzw. bei einem Citroen C4. Das der Toyota
Prius sein Geld gefühlt Wert ist, nicht nur bezüglich der ökologischjen
Distinktion, steht außer Frage.
ICH:
Lieber Herr XXXX,
da ja der E-Motor zur Hilfe kommt beim Beschleunigen, habe ich trotz alledem nie solche Werte im Bordcomputer wie in "normalen" Benzinern mit gleichen Beschleunigungswerten und KW-Zahlen. Versprochen.
Und da heute fast jeder seine Autos finanziert oder least, ist das mit der Preisdifferenz auf dem Hof auch nicht mehr so schlimm. Nebenbei: Da ich den Prius auch privat nutze, versteuere ich den geldwerten Vorteil - daher war mir bei der Auswahl der Listenpreis schon auch wichtig.
Ansonsten wäre es mir ehrlich gesagt eh wichtiger, wenn die ganzen Geschäftsleute auf einen Hybriden umsteigen, da ist viel mehr CO2 zu retten, denke ich
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Darum streite ich hier so vehement.
Wenn man das Fass mit dem "Normal-Käufer" aufmachen wollte, müsste man anfangen, über Versicherungsprämien und vor allem über WIEDERVERKAUFSWERT und ZUVERLÄSSIGKEIT und GARANTIE beim Prius sprechen, weil das den Privatkunden interessiert. Mal sehen, was die Familie in ca. 6 Jahren über ihren C4 sagt ...
Nix für ungut, dann muss das eben so sein mit den Äpfeln und Birnen. Ich wollte einfach nicht, dass alle Leser mit 5.000 Euro verschreckt werden und noch nicht einmal ANFANGEN nachzudenken. Schade, wieder eine Chance vertan.
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Jajaja, so ist das.
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Ein Leserbrief wurde nie veröffentlicht. Klar.