Jetzt aber nochmal inhaltlich zum Stern-Artikel:
>> in keiner Talkshow über Klimawandel oder
>> Tempolimit fehlt der Politiker, der den
>> Hybridantrieb als Wunderwaffe im Kampf
>> gegen knapper werdende Ressourcen preist.
Da muss mir etwas entgangen sein.
Ich schaue wohl zu wenig Talkshows.
>> Die vermeintlichen Allheilmittel verbrauchen
>> im so genannten "neuen europäischen Fahrzyklus"
>> NEFZ vergleichsweise wenig und reißen in der
>> Wirklichkeit stark nach oben aus.
Dagegen lässt sich wenig sagen, denn das ist wohl einfach Fakt. Der NEFZ kommt dem Hybrid-Antrieb in besonderer Weise entgegen, das wurde auch an anderer Stelle hier im Forum schon festgestellt. Das kann man aber kaum als ernsthaftes Argument gegen ihn verwenden...
Da halte ich es ganz wie Otto Rehagel:
Wichtig is aufm Platz, hat der Mann mal gesagt, als man ihm mit irgendwelchen Fußball-Theorien lange genug auf die Nüsse gegangen ist. Übertragen heißt das: Wenn ein flottes, praktisches Auto unter 5 Liter auf 100 km konsumiert und dabei auf CO2, Stickoxide und Russ weitgehend verzichtet, dann passt das schon. NEFZ hin oder her.
>> 39,5 Prozent für den Urvater des
>> teilelektrischen Fahrens, den Toyota Prius.
Das wären 6 Liter Durchschnittsverbrauch. Ich müsste mich ziemlich anstrengen, um in diese Region vorzudringen. Oder andersrum: Es ist erheblich einfacher, einen Prius mit 4.5 als mit 6.0 Litern zu fahren. Was nicht heißt, dass es nicht geht.
>> Anders beim Hybrid. Das böse Erwachen ereilt
>> den stolzen Fahrer auf Autobahnen und Landstraßen.
>> Wer nicht ständig bremst oder beschleunigt,
>> hat vom teilelektrischen Fahren nichts.
Das ist oberflächlich betrachtet richtig, übersieht aber schlicht, dass sich der Unterschied zwischen Hybrid- und konventionellem Antrieb keineswegs nur auf die Rekuperation beschränkt. So ist etwa der Verbrennungsmotor des Prius für sich betrachtet schon ausgesprochen sparsam, weshalb man auch außerhalb der Stadtgrenzen auf niedrige Verbräuche kommen kann (wenn man will). Dazu kommen weitere Aspekte, die hier ja jeder kennt und die ich jetzt nicht alle aufzähle.
>> Und die sehr schwere Batterie ist nicht nur
>> zusätzlicher, spritfressender Ballast,
Das ist ganz einfach Blödsinn, weil die Batterie nicht nur sehr kompakt und relativ leicht ist, sondern durch den Einsatz der Hybrid-Technik an anderer Stelle im Fahrzeug massiv Gewicht eingespart wird. Nicht umsonst ist ein Prius deutlich leichter als viele vergleichbare Fahrzeuge, vor allem leichter als vergleichbare Diesel.
>> sondern auch Platz raubend. Ein Blick in den
>> kleinen Kofferraum eines Luxus-Lexus ernüchtert.
Das stimmt! Der Kofferraum des Lexus GS 450h ist ein Witz, der des LS 600h ist in Relation zur Fahrzeuggröße ebenfalls eher klein. Dagegen ist gegen die Kofferräume des Prius und des Lexus RX 400h nichts zu sagen, da passt das wieder.
Die von mir in Japan näher betrachteten Hybrid-Fahrzeuge von Toyota (unter anderem ein Van und ein Coupé) hatten hier ebenfalls keine Einschränkungen, wobei ein Coupé natürlich eine eher schlechte Raumausnutzung hat. Trotzdem hätte man bei beiden die Hybrid-Batterie suchen müssen und nicht (wie bei GS 450h und LS 600h) sofort gewusst, wo sie sich befindet.
>> Deutliche Kritik hagelt es allerdings für
>> die Autoredakteure: "Die fahren gerne Bleifuß",
>> sagt Peter Wandt vom japanischen Weltmarktführer.
Das stimmt, gilt aber natürlich bei den Tests von Nicht-Hybriden ebenso.
>> Empfehlung der Pressestelle für Langstreckenfahrer
>> anders aus: "Da plädieren auch wir klar für den
>> Diesel", sagt Peter Wandt von Toyota.
Das ist bedauerlich.
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Ich bin Langstrecken- und langjähriger Dieselfahrer und darf allen Mitlesern sowie Herrn Wandt versichern: Es geht ganz prima ohne Diesel, der Hybrid ist mehr als eine echte Alternative! Alleine schon die stufenlose Automatik ist ein Gedicht, dazu der Drehmomentbums, wenn der Elektromotor mithilft - da fehlt nichts. Es fühlt sich ähnlich an wie ein Diesel-Audi mit Multitronic, nur ohne das Nageln und die Abgase und die lustigen Fehlermeldungen auf dem Display.
Bei hohen Tempi sieht das sicher anders aus, da dürfte ein großvolumiger Diesel im Verbrauch die Nase vorn haben. Aber das ist offenbar ohne praktische Relevanz, denn im Tempolimit-thread wird uns allen ja dauernd glaubhaft versichert, man bräuchte keines, weil man sowieso nirgends mehr schnell fahren könne.
![](https://priusfreunde.de/portal/components/com_kunena/template/priusfreunde15/images/german/emoticons/silly.png)
Entschuldigung, das war unsachlich, ich bedaure diese Äußerung.
>> der Diesel. Er ist bei gleichmäßiger Landstraßentour
>> oder zügiger Autobahnfahrt klar im Vorteil.
Landstraßentour: Falsch.
Zügige Autobahnfahrt: Richtig, aber die gibt es ja nicht mehr, siehe oben.
>> Im Stadtverkehr ist das Lob für den Hybrid absolut
>> berechtigt. [...] Für alle anderen wird der Zauber
>> des teilelektrischen Fahrens am Ortsschild brechen:
>> Dann schlägt die Stunde des Dieselmotors.
Das ist a) inhaltlich und b) von der Grammatik her falsch. Für alle anderen als den Stadtverkehr wird der Zauber brechen? Brrrr....
Entschuldigung, das war schon wieder unsachlich.
>> Wegen der vergleichsweise niedrigen CO2-Emissionen,
>> die bei der Produktion von Bioethanol oder Sunfuel
>> entstehen, könnte ein Porsche Cayenne mit einer
>> Kombination von Hybrid- und Bioethanolantrieb
>> plötzlich zum Umweltschlager mutieren.
Genau, und dann verleihen wir auch gleich George W. Bush den Friedensnobelpreis.
Diese Äußerung ziehe ich hiermit zurück und antworte nochmal sachlich:
Die Umwelt(un)verträglichkeit eines Verkehrsmittels lässt sich nicht über dessen CO2-Emissionen definieren. Wenn darüber diskutiert werden soll, dann muss man schon etwas weiter ausholen. Von daher ist eine derart isolierte Betrachtungsweise - wie auch das statement an sich - ziemlich dämlich und zeugt von geringer Kompetenz des Verfassers.
Grüße, Egon<br><br>Posting geändert von: Egon, am: 08/11/2007 20:15