Hi,
so, ich habe hier ein wenig herumgelesen und finde das Thema sehr spannend.
In unserer "Fahrradstadt" ist das ganze Thema aber auch extrem heiß.
Die ganze Stadt sowieso zu klein für den ganzen Verkehr (Autos, Fahrräder, Fußgänger);
+ absolut unterirdischer ÖPNV (Busse, sternförmiges Netz, ...)
+ überproportional viele Radfahrer (70% Studis vom Dorf, 30% ideologische Hardcores
);
+ sehr viele Pendler und Touristen aus dem ländlichen Umfeld und Nachbarland....
= explosive Mischung
Warum sich hier im Forum so eine wüste Kontroverse entwickelt, scheint mir (auch) stark daran zu liegen, dass hier die jeweils "falschen" aufeinander treffen.
Dies ist eine Plattform, auf der sich nur sehr wenige rumtreiben dürften, denen rote Ampeln, Vorfahrt, Rücksicht, vorausschauendes Fahren, .... egal oder ein Graus sind - egal, mit welchem Vehikel.
Und dann ranzt der "gute Radfahrer" den "guten Autofahrer" an (und umgekehrt) wegen eines Verhaltens, das der gar nicht selbst an den Tag legt.
Was ich allerdings bei aller Liebe zur Ausgewogenheit schon sagen muss: Auf dem Fahrrad sind Viele (!= alle) deutlich "schlechtere Verkehrsteilnehmer" als im Auto.
Rote Ampel/Einbahnstraße/Vorfahrt/Zebrastreifen missachten, Fahrbahn in falscher Richtung benutzen, durch Fußgängerzonen/über Bürgersteige heizen, Richtungswechsel nicht ankündigen, ... wie oft sieht man das bei Autofahrer und wie oft bei Fahrradfahrern?
(spontan fällt mir keine Verkehrsregel ein, die von Autofahrern häufiger gebrochen wird als von Radfahrern ... außer Geschwindigkeitsbegrenzungen, weil es die bei Radfahrer nicht wirklich gibt
)
Das Erstaunliche finde ich ja: Das sind größtenteils dieselben Leute, die auf dem Rad Dinge tun, die ihnen im Auto nie in den Sinn kämen.
WEIL: Auf den Fahrrad hat das seeeeehr viel seltener negative Konsequenzen als im Auto. Wer öfter mal im normalen Verkehr mit dem Auto eine rote Ampel oder die Vorfahrt ignoriert, kommt nicht weit. Auf dem Fahrrad wird da Vieles "passend gemacht" oder ist per se nicht so folgenreich.
Ich habe mal in einer Zeitung über das Verkehrsverhalten von Fahrradfahrern die These gelesen, Radfahrer hätten "... ein gefühltes Recht auf Flow...".
Und das trifft meine Beobachtungen eigentlich recht gut.
Wo es für Autofahrer sehr normal ist, je nach Verkehrslage immer wieder anhalten, beschleunigen und langsamer als gewollt fahren zu müssen, versuchen Fahrradfahrer sehr viel mehr, konstant "ihre Geschwindigkeit" zu fahren.
(Das kann damit zu tun haben, dass es für Fahrradfahrer physisch deutlich anstrengender ist als mit dem Auto)
Ein weiterer Faktor (nicht nur in dem Kontext, sondern im Straßenverkehr und dem Leben überhaupt) dürfte mit
der menschlichen "Risikowahrnehmung" zu tun haben. Man schätzt Risiken immer deutlich niedriger ein, wenn man das Gefühl hat, die Lage selbst steuern/wählen zu können - was leider oft doppelt falsch ist: Das Risiko ist größer UND man hat sehr viel weniger selbst in der Hand als gedacht.
Egon schrieb:
Zitat:
Darf man das?
Dürfen Radfahrer Autos an der Ampel rechts überholen?
...Dürfen Radfahrer rechts überholen?
- www.bike-bild.de/service/recht/duerfen-r...berholen-427529.html
Grüße, Egon
Interessant. Wusste ich auch noch nicht.
Man lernt nie aus.
Damals (1988) hat mir mein Fahrlehrer das sogar als gutes Fahrverhalten beigebracht: "Rechts bis an den Bordstein dranfahren; sonst entstehen nur gefährliche Situationen."
Gut zu wissen, dass Fahrradfahrer aber ein Recht darauf haben, da zu fahren.
ABER: Knackpunkt dürfte der Terminus "ausreichend Abstand" sein.
Da es auf meinen "Standardwegen" nirgends Straßen gibt, die "1 KFZ-Breite + 1m + 1 Fahrradlenker(!!)breite" breit sind, dürfte das Ganze eher theoretischer Natur sein.
Und: Da, wo der Abstand stimmt, hatte ich auch noch nie Stress, wenn ein Fahrradfahrer da vorbeifährt. Schaut man sich halt an, sieht zu, dass man sich beim Anfahren nicht in die Quere kommt (lässt ihn ggf. erstmal vorbei) und gut ist.
Stress kommt bei mir immer nur auf, wenn Radfahrer sich im mm-Abstand an mir vorbeiquetschen (gerne auch mal, wenn ich fahre). Da denke ich so manches Mal: "Wenn ICH an DIR in diesem Abstand vorbeifahren würden, würdest du ausrasten."
Da kommt vermutlich wieder die "Risikowahrnehmung" von oben ins Spiel.
Gruß
PMueller