Hallo zusammen,
da mein Prius aufgrund eines ungeschickten Ausparkmanövers derzeit in der Werkstatt steht, habe ich einen Yaris III 1.33 Life mit manuellem Sechsgang-Schaltgetriebe als Leihwagen. Meine Eindrücke zu diesem Fahrzeug möchte ich gerne schildern.
Da ich selbst früher Yaris-Fahrer war (2004-2006 Yaris I 1.3 Sol Automatik, 2006-2007 Yaris II 1.4 D-4D und 2007-2009 Yaris II 1.8 TS), finde ich es besonders interessant, die dritte Generation des Yaris mal etwas länger fahren zu können. Zwar bin ich beide Benziner und auch den Hybrid bereits gefahren, aber über mehrere Tage hinweg kann man doch einige Erfahrungen mehr sammeln.
Optisch gefällt mir der fünftürige Yaris III in der Farbe Platinsilber Metallic sehr gut. Der Wagen wirkt nun aufgrund der geringeren Höhe und der längeren Motorhaube weniger wie ein Van, ist aber trotzdem sofort als Yaris auszumachen. Auch wenn einige Details an die französische Kleinwagenkonkurrenz von Peugeot und Renault erinnern, wirkt der Yaris nicht verwechselbar und den Rückschwung in der C-Säule finde ich besonders schick.
Die Spaltmaße der Karosserie sind exakt, wenngleich für heutige Verhältnisse etwas breit geraten. Auffällig sind leider einige Sparmaßnahmen gegenüber dem Yaris II (sowohl außen als auch innen, aber dazu später mehr). So wirken die hinteren Türen sehr leicht und schließen blechern. Man spürt sogar wie das Blech vibriert. Dasselbe gilt für die Heckklappe. Weiterhin sind die Scheiben in den hinteren Türen nicht mehr unterteilt, sondern in einem Stück. Als Scheibenwischer kommt nur noch ein Einarmwischer zum Einsatz. Diesen möchte ich aber insgesamt nicht kritisieren, da er dank eines ausgeklügelten Gestänges einmal längs über die Scheibe gezogen wird und somit ein großes Wischfeld ohne Übergang ermöglicht. Praktisch ist auch die in den Wischerarm integrierte Spritzwasserdüse. So wird praktisch gleichzeitig gewischt und gesprüht und damit kurzzeitiger Blindflug vermieden. Gespannt bin ich allerdings, wann der freiliegende Schlauch, welcher zur Spritzwasserdüse führt, porös wird und bricht. Negativ ist allerdings, dass der Wischer oftmals nicht vollständig in die Ausgangsposition zurückkehrt. Entweder ist das Spiel im Gestänge zu groß oder der Scheibenwischermotor zu schwach.
Innen überzeugt der Yaris III, trotz im Vergleich zum Yaris II niedrigerer Innen- und Sitzhöhe durch eine im Vergleich zu anderen Kleinwagen immer noch recht hohen Sitzposition und guten Kopffreiheit. Der Ein- und Ausstieg gelingt so recht bequem und die Sitze sind weitaus bequemer geworden und bieten mehr Seitenhalt. Das Raumgefühl ist immer noch angenehm, wenn auch beengter als beim Yaris II. Sehr lobenswert ist die hoch angebrachte Rückbank, die eine extrem bequeme Sitzposition ermöglicht. Dies ist ein typischer Toyota-Pluspunkt, der leider beim Auris II nicht mehr vorhanden ist.
Vollkommen unzureichend (für größere Menschen) sind allerdings die Einstellmöglichkeiten von Sitzen, Kopfstützen und Lenkrad. Ich selbst komme mit meinen 1,75m noch relativ gut zurecht, allerdings ist im Yaris III, wie auch im Auris II das Lenkrad selbst in komplett herausgezogener Position viel zu weit weg. Der Einstellbereich beträgt zudem ohnehin nur wenige Zentimeter. Was das angeht, ist die europäische Konkurrenz Toyota leider nach wie vor meilenweit voraus und es ist eher schlechter als besser geworden.
Andere Einsparungen im Vergleich zum Yaris II sind ebenso ärgerlich. Die fehlende Gurthöhenverstellung ist ein Sicherheitsmanko, in den Dosenhaltern fehlen die Arretierungen (Dosen und Flaschen segeln haltlos umher), das Handschuhfach ist kleiner geworden, die oberen beiden Handschuhfächer, das Fach links unter dem Lenkrad sowie die Schublade unter dem Beifahrersitz sind ersatzlos gestrichen worden. Eine Innenraumbeleuchtung in der Mitte des Dachhimmels gibt es ebenfalls nicht mehr. Diese Funktion muss jetzt eine wackelige Billiglampe über dem Innenspiegel übernehmen. Auffällig ist auch, dass die Türverkleidungen vorderen Türverkleidungen nahezu und die hinteren Türverkleidungen vollständig aus Hartplastik bestehen. Beim Yaris II waren diese bis zur Oberkante mit weich gepolstertem Stoff bezogen. Diese Hartplastiktürverkleidungen sind die Wagenklasse aus meiner Sicht nicht mehr angemessen und sind zudem sehr kratzempfindlich, da der Kunststoff nicht durchgefärbt ist. Da können die vorderen Softtouch-Elemente leider auch nicht mehr viel retten.
Ebenfalls eingespart wurde die verschiebbare Rückbank mit variabel einstellbarer Lehnen-Neigung. Nun kann man argumentieren, dass der Kofferraum größer geworden ist und damit eine verschiebbare Rückbank nicht mehr notwendig ist. Ein vergrößerter Kofferraum mit zusätzlich verschiebbarer Rückbank wäre aber doch eine noch bessere Alternative gewesen. Für mich ist das einzig nachvollziehbare Argument, dass die Traktionsbatterie beim Hybrid unter der Rückbank untergebracht wurde, was eine Veränderung der Plattform notwendig gemacht hat und aus Kosteneinsparungsgründen will man bei den konventionellen Modellen keine zweite Variante bauen. Ich finde es jedenfalls schade, dass der Yaris fast alles verloren hat, was ihn besonders gemacht und ausgezeichnet hat.
Dazu gehört auch der Tacho. Der Mitteltacho der ersten beiden Yaris-Generationen mit dem 3D-Tiefendisplay, wurde von der Presse stets verteufelt. Bis heute verstehe ich nicht warum. Die Augen mussten sich nicht von Nah- auf Fernsicht und umgekehrt einstellen, beim Blick von der Straße auf den Tacho und umgekehrt, Zahlen lassen sich einfacher ablesen als eine analoge Zuordnung von Zeigerposition und Zahlenwert und zudem sah es noch futuristisch aus. Weiterhin konnten die Instrumente nicht vom Lenkrad verdeckt werden und man musste nicht so weit nach unten blicken.
Die Analoginstrumente hinter dem Lenkrad beim aktuellen Modell mögen den Massengeschmack besser treffen, sind aus meiner Sicht aber nicht nur langweilig, sondern auch unpraktischer. Zudem hat Toyota nicht mal hinterleuchtete Instrumente (Optitron) verbaut. Lexus war der erste Hersteller der solche Instrumente angeboten hat, danach wurden diese auch sukzessive in sämtlichen Toyota-Modellen verbaut. Nun führt die Konkurrenz immer häufiger ebenfalls solche Instrumente ein und Toyota kehrt zu Steinzeitinstrumenten zurück, die frappierend an die frühen 1990er-Jahre erinnern. Für mich ist der absolute Tiefpunkt, dass Yaris und Yaris Cool nicht einmal mehr über einen Drehzahlmesser verfügen und die Tankanzeige monochrom über ein Taschenrechnerartiges BC-Display anhand winziger Klötzchen angezeigt wird. Das ist Aygo-Niveau und in dieser Wagenklasse völlig unangemessen. Der von mir gefahrene Yaris Life verfügt glücklicherweise sowohl über einen Drehzahlmesser, als auch über eine große Tankuhr. Wobei groß untertrieben ist. Riesengroß trifft es besser, was auch auf die Zahlen des großen Tachometers zutrifft. Dies möchte ich allerdings ausdrücklich loben, weil die Ablesbarkeit für Analoginstrumente ausgesprochen gut ist. Allerdings bleibt auch ein Rätsel, warum die Instrumente in einem Kleinwagen nicht etwas pfiffiger gestaltet werden. Mein Urban Cruiser hat bspw. in einem Rundinstrument gegenläufig angebrachte Zeiger für Geschwindigkeit und Drehzahl untergebracht, das optisch an einen Radarschirm erinnert. Besonders toll finde ich, dass die beiden Zeiger beim Starten einmal ausschlagen und das gegenläufig.
Das Design des Armaturenbretts mag mir nicht recht gefallen. Es wirkt auf mich ähnlich unmotiviert wie beim Auris II. Zwar ist es nicht so langweilig wie in manchem Volkswagen, wirkt aber irgendwie zusammengestückelt und lässt keine klare Designlinie erkennen. Das großflächig verbaute Hartplastik hat zum Glück wenigstens eine optisch ansprechende Struktur und ein mattes Finish. So wirkt es zumindest optisch einigermaßen hochwertig. In den vorderen Türverkleidungen und am Armaturenbrett kommen Softtouch-Elemente zum Einsatz, die den Qualitätseindruck nochmal etwas aufwerten sollen. Alles in allem ist der Qualitätseindruck zufriedenstellend. Mehr aber auch nicht. Sehr gut ist die Verarbeitung. Sämtliche Spaltmaße im Innenraum sind genau und auch bei Minusgraden knarzt oder klappert nichts. An dieser Stelle ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem Yaris II auszumachen, sofern diese in Frankreich produziert wurden. Die in Japan produzierten Yaris II überzeugten dahingehend ebenfalls.
Die Bedienergonomie ist weitgehend überzeugend, mit einigen Ausnahmen. Wie immer positiv zu erwähnen sind die Lenkstockhebel, die sich griffig anfassen und in denen die Funktionen logisch gebündelt sind. Links finden sich alle Lichtfunktionen und rechts alle Scheibenwischerfunktionen. Der Warnblinkschalter liegt in Griffweite und Touch-System sowie Klimabedieneinheit sind ebenfalls in angenehmer Höhe angebracht.
Kritik verdient die Positionierung des Touch-Systems, da es zu weit rechts angebracht ist und zudem schon bei moderatem Lichteinfall störend spiegelt. Zur Bedienung des Bordcomputers, muss man durch das Lenkrad oder um das Lenkrad herumfassen, da der Einstellknopf sich im Instrumentenbereich befindet. Diese Lösung ist fummelig und während der Fahrt sogar gefährlich. Zu loben wäre noch die intuitive Bedienung von Radio und Freisprecheinrichtung am Lenkrad.
Das Touch-System ist bereits ab Life serienmäßig und überzeugt durch ein hübsches Menüdesign und eine sehr einfache Bedienung. Die gerade verfügbaren Radiosender werden unter dem Menüpunkt „Media“ angezeigt und lassen sich per Fingerdruck sofort auswählen. Eine Wohltat im Vergleich zu den Bediensystemen der deutschen Hersteller, bei denen man nur noch mich Scrollen beschäftigt ist. Unter dem Punkt „Car“ wird eine Verbrauchsstatistik angezeigt. Sehr praktisch ist die serienmäßige Rückfahrkamera. Hilfslinien auf dem Bildschirm helfen zudem beim Einparken.
Nun lasse ich aber den 1.33 Benziner an. Eigentlich handelt es sich um denselben Motor, der auch in meinem Urban Cruiser zum Einsatz kommt. Im Yaris erkenne ich die Maschine jedoch nicht wieder. Sie springt schwerfälliger an als im Urban Cruiser und das Laufgeräusch ist etwas knurriger. Subjektiv beschleunigt der Yaris allerdings deutlich besser, was neben einer anderen Getriebeübersetzung aber auch am präsenteren Laufgeräusch liegen kann. Nach 100 PS fühlt sich die Maschine aber dennoch nicht an. Der frühere 1.3 Benziner mit 87 PS fühlte sich trotz Minderleistung eher flotter als lahmer an.
Ein trauriges Kapitel ist das Sechsganggetriebe. Zwar ist es schön, dass Toyota inzwischen fast durchgehend 6-Gang-Getriebe verbaut, die Qualität der ehemaligen 5-Gang-Getriebe erreichen diese jedoch nicht mehr. Schaltvorgänge fühlen sich hart und knorpelig an und Gangwechsel von 1 nach 2 sind bei nicht ganz präziser Hebelführung bei sehr kalten Temperaturen mit Kratzgeräuschen verbunden. Dahingehend unterscheidet sich der Yaris III nicht von meinem Urban Cruiser. Ich finde das insofern traurig, weil Toyota früher traumhaft gute Getriebe gebaut hat. Weiterhin finde ich den an alte Opel-Modelle erinnernden Schalthebel mit Ring für den Rückwärtsgang alles andere als schön. Man hätte den Rückwärtsgang auch ohne Ring neben dem sechsten Gang unterbringen können (so macht es Honda) oder statt eines Rings nach links nur einen größeren Widerstand einbauen können (so war es einst im Corolla Verso und bei diversen Ford-Modellen). Dann hätte man auch einen hübscheren Schaltknauf verwenden können.
Die Bremsen packen kräftig zu und lassen sich gut dosieren, allerdings taucht der Wagen beim Bremsen vorne relativ stark ein, da an der Hinterachse Trommelbremsen zum Einsatz kommen. Es handelt sich um eine weitere Sparmaßnahme gegenüber dem Yaris II, bei dem bis auf wenige Ausnahmen Scheibenbremsen zum Einsatz kamen.
Die Federung ist leider gegenüber dem Vorgänger straffer geworden. Man kann mit dem Restkomfort aber noch gut leben und bekommt zum Ausgleich ein etwas direkteres Lenkverhalten und weniger Seitenneigung in Kurven geboten.
Fazit:
Der Yaris III ist insgesamt kein schlechter Kleinwagen, aber insgesamt doch ziemlich in die Durchschnittlichkeit abgerutscht, bei dem Versuch den europäischen Geschmack besser zu treffen und zeitgleich enorme Kosteneinsparungen zu realisieren.
Schade, dass Toyota die Besonderheiten früherer Yaris-Generationen wegrationalisiert hat. Bleiben als Argumente das überzeugende Touch-System, sparsame Motoren, ein für vier Personen ausreichend großes Platzangebot und die zu erwartende zuverlässige Technik.
Für mich persönlich gibt es allerdings ohnehin nur eine interessante Yaris-Version: Die Hybrid-Variante. Diese macht den Yaris am Ende doch wieder zu etwas Besonderem.