Und weiter geht es mit
Egons fröhlicher Gebrauchtwagensuche.
Heute mit einem besonderen Leckerbissen der Kategorie "Schlechter geht immer". Das würde auch gut in unseren Thread
Gebrauchtwagen-Inserate: Glaube besser gar nichts! passen.
Nachdem ich bis auf eine weit entfernte Ausnahme nun alle derzeit in Frage kommenden Auris I aus den Inseraten besichtigt habe, blieb noch der Blaue in Fulda übrig. Der macht bereits auf den Fotos einen derart schlechten Eindruck, dass mir hier im Forum von einer Besichtigung völlig zurecht abgeraten wurde. Nachdem aber die Optionen ausgehen, habe ich es heute Morgen trotzdem probiert. Das hätte ich besser bleiben lassen sollen.
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suchen.mobile.de/auto-inserat/toyota-aur...fulda/190721135.html
Fähnchenhändler in osteuropäischer Hand, weit außerhalb der Stadt, Gelände eine einzige Baustelle, mittendrin Autos aller Marken, Gattungen, Preisklassen und Zustände. Viele Billgst-Autos, aber auch auffallend viele teure Mittel- und Oberklasse-Fahrzeuge. Der Auris, ein dunkelblauer Executive ohne weitere Extras, stand etwas am Rand.
Im Inserat kommt das Wort "Unfall" überhaupt nicht vor - am Auto aber umso mehr. Der Wagen hat einen ganz erheblichen Vorschaden und ist immer noch nicht vollständig repariert. Der Kotflügel hinten links wurde getauscht, aber nicht fertig lackiert. Zitat des Händlers: "Können wir kurzfristig organisieren". Na, wenn das mal kein Vertrauen schafft.
Im Inneren des Autos sind die Spuren der großen Reparatur deutlich wahrzunehmen: Teile der Innenverkleidung sind schief oder locker, es fehlen Klipse, in den Falzen der Gummidichtungen hat sich der typische braune Schmodder von Schweißarbeiten abgesetzt.
Das Auto war auf einer Richtbank, das Messprotokoll lag noch im Handschuhfach. Alle Messwerte sind innerhalb der Toleranz, viele davon aber nur sehr knapp. Die Motorhaube muss mit einem Hebel geöffnet werden, weil sie beim Entriegeln keinen Zugang mehr zur manuellen Entsperrung im Motorraum freigibt. Die Spaltmaße im Heck bieten nun ausreichend Lebensraum für Eidechsen - alles hat eben auch sein Gutes.
Ich werde neugierig und schaue etwas gründlicher als sonst unter die Abdeckungen im Kofferraum. Hui, da hat aber jemand fleißig Schweißen geübt, das ist fein. Auf den Bildern ist das nicht so gut zu erkennen, aber ich darf Euch versichern, dass die unfallfreie gegenüberliegende Seite unter der Verkleidung völlig anders aussieht.
Meine Schweißnähte sehen auch immer so aus, ich kann es nämlich nicht. Deshalb schweiße ich höchstens mal die Querstrebe von unserem alten Kellerregal oder so was. An die Karosserie eines Autos würde ich mich nicht wagen - da hatte der Kollega offenbar weit weniger Berührungsängste.
Es geht aber noch weiter: Auf der Rückfahrt habe ich mir noch einen weiteren angeschaut. Zu dem könnte ich auch so einiges schreiben, aber ich beschränke mich auf ein kleines Detail: Schon mal eine Felge gesehen, bei deren Beschädigung auch gleich ein Stück Gummi aus der Reifenflanke herausgerissen wurde?
Der Rest des Autos hat einen ähnlich vertrauenerweckenden Eindruck hinterlassen, das erspare ich Euch jetzt, es ist spät. Gebrauchtwagensuche ist echt nichts für Leute mit schwachen Nerven oder solche, die ganz fest an das Gute im Menschen glauben.
Nach den heutigen Besichtigungen erscheinen mir sogar der mit dem Höhenschlag in den Reifen und dem trotzdem nicht verhandlungsbereiten Händler wieder interessant (
KLICK). Oder der in Freiberg trotz der weiten Anreise (
KLICK). Die können eigentlich nur besser sein - obwohl, schlechter geht immer, habe ich ja heute wieder erlebt.
Grüße, Egon