Priusfreunde.de

gcf schrieb:
Darauf wird es hinauslaufen, aber auch den E-Trecker wird man pro Karotte Aufpreis bezahlen müssen.Ich habe meine Zweifel, dass E-Trecker so schnell eine Lösung sein können.

Beim Landwirt liegt kein 8h-Tag zugrunde, wo man zwischendrin bequem aufladen kann. Zu Erntezeiten wird ggf. Tag und Nacht durchgefahren, wenn das Wetterfenster gerade passt. Selbst mit Akkuwechsel wäre man hier wohl 2. Sieger, weil man sich so viele Ersatzakkus bei z.B. einem 48h-Einsatz ohne (nennenswerte) Pause gar nicht auf Halde legen kann.

Man müsste mal einen Bauern fragen, wie viele Hektar er in welcher Zeit bei der Ernte abarbeitet. Ich konnte auf die Schnelle nur herausfinden, dass man pro Hektar etwa 20l Diesel ansetzen kann, macht bei einem guten Wirkungsgrad des Traktormotors so ca. 60 bis 70kWh pro Hektar. Die durchschnittliche genutzte Fläche lag 2020 bei 63ha. Macht dann hochgerechnet 4000kWh, zwar nicht am Stück, aber sicherlich schubweise, wo dann wohl auch ein Block mit mindestens 1000kWh dabei ist. Dies wie gesagt bei durchschnittlicher Betriebsgröße.

Wenn der Regen dann schneller kommt, als man die Akkus laden kann, wird der Landwirt "begeistert" sein.

eppf

Landmaschinentechnik ist enorm robust und auch aus anderen Gründen gehe ich davon aus, dass wir in diesem Bereich noch sehr lange Dieselmotoren als Standard-Antrieb sehen werden. Das ist aber nur ein Nebenaspekt.

Das Kernproblem ist wohl eher, dass Landwirtschaft in unserem Land ohne mehr oder minder massive Subventionen nicht wirtschaftlich zu betreiben ist. Je kleiner der Betrieb, umso schwieriger. Das gilt insbesondere für Milchvieh, wo ich familiär etwas Einblick habe.

Der Entfall irgendeiner beliebigen Subvention kann für manche Betriebe tatsächlich den Todesstoß bedeuten. Das ist eine nüchterne Feststellung, kein Appell für das dauerhafte Subventionieren fossiler Brennstoffe.

Grüße, Egon

Ohne Subventionen wären Lebensmittel teurer, damit wieder der Mindestlohn zu niedrig und H4/Bürgergeld müsste auch sofort erhöht werden, das würde eine ganze Inflationslawine bewirken.

Alles steht auf tönernen Füßen.

Nicht so einfach. Evtl. wäre der Bio-Diesel in der Landwirtschaft direkt und steuerfrei verbraucht am besten aufgehoben, sicher jedoch kein Wasserstoff oder eFuel - ist ja noch viel teurer.

Bricht jetzt die Dieselproduktion mittelfristig zusammen (in 2023 haben über 100 Raffinerien und Förderunternehmen Konkurs angemeldet), wird aber der Diesel sowieso zu teuer.

"E-Trecker" mit Wechselakkus könnten evtl. auch eine Option sein, wenn nicht so teuer, ansonsten müßte unser Landwirtschaftsminister mal durchrechnen lassen müssen, wie es geht (Varianten wie es nicht geht, kann man sich sparen).

Zumindest in der LKW-Branche geht man aber mittelfristig von geringeren TCO aus, also so ganz hoffnungslos scheint es nicht zu sein.

Ich teile Egons Einschätzung. eppfs 48h kann man getrost auf 7*24h erweitern. Schon vor 40 Jahren waren die Bauern von 6 Uhr bis 23 Uhr unterwegs. Inzwischen arbeiten Lohnunternehmer zumindest in der Erntezeit 24h im Schichtbetrieb, so lange bis alle Felder in der Region abgeerntet sind. Das ist eine sichere Information, keine Vermutung. Zumindest bei speziellen Maschinen in der Landwirtschaft wird das noch lange auf Diesel basieren. Bei anderen Anwendungen, z.B. kleinen Traktoren, die vorrangig auf dem Hof oder zeitlich befristet eingesetzt werden, z.B. um Futter mit dem Siloblockschneider in den Stall zu bringen, sehe ich mittelfristig auch BEV als Option.

LG
Klaus

@gcf:
Der Vergleich Trecker mit LKW passt nicht so richtig.
Da stehen ganz unterschiedliche Betriebszeiten dahinter. Mit den Jahresbetriebszeiten eines Treckers wird wohl ein Spediteur mit seinen LKWs auf keinen grünen Zweig kommen.

Für einige Wochen im Jahr die Rund-um-die-Uhr-Versorgung mit Ersatzakkus bereitstellen zu müssen, wird sich nicht rechnen (können). Da kommen viel zu wenige Zyklen pro Jahr zusammen und das zertrümmert jedwede Rentabilität der Akkus.

Auch ich schließe mich der Einschätzung von Egon vollumfänglich an.

eppf

Das ist gut möglich das es so nicht geht - also: Wie könnte es trotzdem gehen?

Das die Akkus z.B. eben nicht rund um die Uhr 365 bereit stehen, sondern nur für die Erntezeit, sonst laufen die als Stromspeicher.

Da die Effizienz auch nicht gerade prickelnd ist, könnte auch das ein Ansatz sein.

Bislang lief die "Kreativität" ja nur in eine Richtung: Immer größere Äcker und immer größere schwerere und teurere Maschinen, die verfügbaren E-Trecker sind aber eher klein und leicht.

Ich sehe das Problem, das die Diesel-Infrastruktur nur für die Landwirtschaft am laufen zu halten ebenso teurer werden wird, sobald mal die benötigten Mengen drastisch runter gehen, evtl. müssen die sich dann das eFuel mit den Flugzeugen teilen.

Es ist zwar sinnvoll, sich rechtzeitig mit Zukunftsszenarien zu beschäftigen, man sieht ja anschaulich was passiert, wenn man es nicht tut.

Aber dieses Szenario, wie es mit den landwirtschaftlichen Maschinen weitergeht, muss wahrlich nicht heute gelöst werden. Es wird schon Sinn machen, auch diesen Bereich in die E-Mobilität zu überführen, dazu steht aber die E-Mobilität noch zu sehr am Anfang, bzw. die Akkukosten sind noch viel zu dominant, um die sinnvollste Lösung bei den vorhandenen Betriebsstunden ausarbeiten zu können.

Allerdings ist es garantiert auch nicht verkehrt, die Landwirte bereits heute darauf einzustimmen, dass fossile Brennstoffe mit der Zeit immer teurer werden und in einigen Jahren der Neukauf eines Diesel-Treckers nicht mehr so richtig angesagt sein wird, wenn man eine Nutzungsdauer von 20 Jahren benötigt, damit die Rechnung aufgeht.

Aber so wie jetzt die Landwirte von heute auf morgen im laufenden Betrieb mit deutlich höheren Kosten zu konfrontieren, ist und bleibt eine politische Unverschämtheit.

eppf

Heute meinte ein Kollege, der Diesel fährt und als Mindestanforderung für ein Auto sieht, das man mit 150 km/h 500 km weit fahren kann:
Was ein Blödsinn, die Subvention für Agrardiesel zu streichen und den normalen Diesel zu lassen. Entweder alles streichen oder die Steuer für alle gleich erhöhen, wäre fair gewesen. Aber das würde die FDP Stimmen kosten.
Mein Gefühl stimmt zu.
Auch hier stimme ich zu, @eppf:
Aber so wie jetzt die Landwirte von heute auf morgen im laufenden Betrieb mit deutlich höheren Kosten zu konfrontieren, ist und bleibt eine politische Unverschämtheit.

Zu der Idee, das sich Infrastruktur für ein paar Landmaschinendiesel nicht lohnt: Da widerspreche ich aufgrund meiner Erfahrungen mit E85, bevor es den Steuervorteil verlor. Urlaubsfahrt vom Rhein-Main-Gebiet nach FRG, via A3 beginnend. Erster Stopp in Geiselwind, E85 getankt. Im weiteren Verlauf war die Versorgung gut. Nur im Winter bin ich mal über die Grenze gefahren, um mit Super die Ethanolkonzentration im Tank zu senken. Erzeuger wie Tankstellenbetreiber waren mittelständische Betriebe. Dort habe ich auch ein großes Werbeplakat eines Ford Autohauses gesehen für ein Modell mit "Flexifuel", also das Benzin und E85 offiziell darf. Will sagen, Kraftstoff kann offenbar auch in kleinem Maßstab wirtschaftlich sein, wenn man gezielt subventioniert. Die Nische wird man sich leisten können. Müssen? Normaler Pkw-Diesel enthält einige Prozent Biodiesel. Aus meiner Sicht kann man diesen Biodiesel den Landwirten steuerfrei zur Verfügung stellen, statt damit statistisch den CO2-Ausstoß des Individualverkehrs zu schönen. Genau so wie man damals E85 platt gemacht hat und das Bioethanol lieber in Form von E10 in die Fläche gebracht hat. Nach meinem Ermessen sollte man zusehen, Individualverkehr zu elektrisieren, die Steuerermäßigung für Pkw-Diesel schrittweise verringern und den Spezial-Sprit für Spezialanwendungen reservieren. Produktionskapazitäten sind ja offenbar vorhanden. E85 habe ich u.A. an der "Dorftanke" in Emmerichenhain getankt, eine Gemeinde die zur Kleinstadt Rennerod gehört. Wenn man sowas wirtschaftlich schafft, funktioniert auch eine eigene kleine Infrastruktur für die Landwirtschaft.

LG
Klaus

Gemäß dem Artikel hier, bezahlen schwedische Bauern nun seit Juli den gleichen Preis für Agrardiesel wie alle anderen auch, gabs da Streiks?

www.regeringen.se/pressmeddelanden/2023/...-pa-jordbruksdiesel/

Allerdings ist die Dieselsteuer auch noch geringer als die Benzinsteuer was über die KFZ-Steuer wo es für Diesel eine extra Strafe gibt, etwas ausgeglichen wird.

KSR1 schrieb:
Aus meiner Sicht kann man diesen Biodiesel den Landwirten steuerfrei zur Verfügung stellen, statt damit statistisch den CO2-Ausstoß des Individualverkehrs zu schönen.
...
Nach meinem Ermessen sollte man zusehen, Individualverkehr zu elektrisieren, die Steuerermäßigung für Pkw-Diesel schrittweise verringern und den Spezial-Sprit für Spezialanwendungen reservieren. Diesen Ansatz würde ich sofort unterschreiben!

Vor allem würde es sogar in einen gewissen Kreislauf übergehen. Landwirte sorgen für den Biodiesel und nutzen diesen dann auch selbst.

Dieser E5- und E10-Schwachsinn ist tatsächlich nichts anderes als eine Schönung des offiziellen CO2-Ausstoßes im Straßenverkehr.

eppf

Warum die Landwirte immer noch auf Diesel setzen
Bauern protestieren, weil ihnen Steuererleichterungen für den Agrardiesel gestrichen werden sollen. Fällt diese Subvention weg, sehen das viele Landwirte als existenzbedrohend an.
[...]
Kein Landwirt tauscht seinen Fuhrpark von heute auf morgen einfach mal aus. Denn Landmaschinen sind so teuer, dass sie oft viele Jahrzehnte lang im Einsatz sind, damit sich ihr Kauf auch rechnet. Und zum andern ist es derzeit noch fast unmöglich, überhaupt eine Alternative zum Diesel zu finden. Es gibt nur ganz wenige Elektro-Fahrzeuge am Markt, die heute schon praxistauglich sind - Hoflader, mit denen sich der Stall entmisten lässt, zum Beispiel.
www.swrfernsehen.de/marktcheck/bauernpro...ternativlos-100.html

LG
Klaus

Agrarwissenschaftler: Diesel-Subventionen für Landwirte sind unzeitgemäß
Der Bund will die Steuererstattungen für Agrardiesel kippen. Ein Wissenschaftler erklärt, warum die Subventionen für den Kraftstoff nicht mehr zeitgemäß sind.
www.heise.de/news/Agrarwissenschaftler-D...gemaess-9580837.html

LG
Klaus

Letzte Generation versus Bauern: Gute und schlechte Blockierer?
Was haben die Proteste von Klimaaktivisten und Landwirten gemeinsam? Beide Gruppen blockieren Straßen. Beide setzen sich ihrer Meinung nach für gute Ziele ein. Und dennoch prallen in der öffentlichen Bewertung der Straßenblockaden Welten aufeinander.
www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/l...e-blockierer,Tz0Tacn

Meinung: Zum Glück sind Bauern keine Klimakleber!
Protestierende Bauern und Klimaaktivisten haben eine Gemeinsamkeit: die Form ihres Protestes. Doch hysterische Reaktionen provoziert nur eine Seite, meint Stefan Giese.
www.swr.de/swraktuell/bauern-proteste-kl...ber-kolumne-100.html

LG
Klaus

Zitat:
Subventionen fallen schrittweise
Ampel nimmt Pläne für Agrar-Kürzungen teilweise zurück - www.n-tv.de/politik/Ampel-nimmt-Plaene-f...article24639440.html
- www.gmx.net/magazine/politik/ampel-gepla...ruecknehmen-39029614

Grüße, Egon

Zitat:
Fähre blockiert: Habeck in SH von wütenden Bauern abgefangen

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wollte am späten Donnerstagnachmittag mit der Fähre von Hallig Hooge am Fähranleger Schlüttsiel in Schleswig-Holstein anlegen. Dort warteten aufgebrachte Bauern - es kam zu einem Handgemenge mit der Polizei. Bundeskanzler Olaf Scholz reagierte mit Empörung auf den Vorfall.

- Bauern lehnen Gesprächsangebot von Habeck ab
- Politiker reagieren erschüttert
- Schwarz: "Das Vorgehen ist inakzeptabel"
- Montag gehen Bauernproteste weiter - www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstei...ngen,habeck1116.html

Zum kommenden Montag sollen alle BAB A7 Auffahrten im höheren Norden bis einschließlich Bad Bramstedt blockiert werden.

Die wichtigsten Fragen vor den Bauernprotesten in SH - www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstei...uernproteste100.html

Zitat:
Bauernproteste:
Günther verurteilt Aktion gegen Habeck scharf

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat die Blockadeaktion von Bauern gegen Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) scharf verurteilt. «Jeder Protest hat Grenzen», sagte Günther am Freitag in Kiel. Diese hätten der Bauernverband und dessen schleswig-holsteinische Präsident Klaus-Peter Lucht klar formuliert: «Keine Blockadeaktionen und eine eindeutige Distanzierung von extremen Randgruppen, Rechtsbruch oder Aufrufen hierzu.» - www.zeit.de/news/2024-01/05/guenther-ver...-gegen-habeck-scharf

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