Hallo zusammen,
aktuell wurde mir für eine Firmenfahrt abermals ein Leihwagen zur Verfügung gestellt. Diesmal handelt es sich um einen Hyundai i30 1.4 Trend. Einen Fahrbericht möchte ich euch nicht vorenthalten.
Optisch finde ich den Hyundai i30 sehr gelungen. Er sieht m. E. gleichermaßen sportlich und elegant aus. Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern (bestes Beispiel: Auris II) geht beim Hyundai i30 die sportliche Optik aber nicht zulasten des Raumangebots oder der Übersichtlichkeit. Ganz im Gegenteil. Die große und weit entfernte Frontscheibe vermittelt in Verbindung mit der guten Kopffreiheit ein geradezu großzügiges Raumgefühl. Der Blick fällt zudem auf ein optisch ansprechendes Armaturenbrett. Positiv hervorzuheben sind weiterhin die hinterleuchteten Instrumente (Toyota als einstiger Vorreiter dieser Technik, hat diese bei den aktuellen Modellen leider durchweg eingespart), die in ihren tiefen Höhlen nicht nur schick aussehen, sondern auch bestens abzulesen sind. Dies gilt leider nicht für die digital ausgeführte Kühlwassertemperaturanzeige sowie für die ebenfalls digital ausgeführte Tankanzeige. Diese sind jeweils erheblich zu klein dargestellt, aber immerhin mittels eines hochauflösenden TFT-Displays. Das BC-Display und das Radiodisplay wirken mit ihrer grobpixeligen Auflösung jedoch ziemlich antiquiert. Die Materialauswahl im Innenraum hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Die Oberflächen sind im Sichtbereich weich aufgeschäumt und wirken optisch ansprechend und hochwertig. Im unteren Bereich kommt leider billig wirkendes und kratzempfindliches Hartplastik zum Einsatz. Auch die Knöpfe fassen sich wenig hochwertig an und die Sitzbezüge wirken etwas billig. Die A-Säulenverkleidungen sind nicht mit Stoff überzogen. Im Vergleich zu den Konkurrenten schneidet der Wagen aber trotzdem in diesem Punkt gut ab, weil inzwischen alle Hersteller den Rotstift spitzen. So bietet der hochgelobte Golf VII ebenfalls unterhalb des Sichtbereichs nur Hartplastik, dass aber im Gegensatz zum Hyundai teilweise schlecht verarbeitet und windig befestigt ist. Einen derart wackeligen und unterdimensionierten Hebel zur Sitzhöhenverstellung wie der Golf ihn aufweist, leistet sich der Hyundai zudem auch nicht. Vielmehr ist zu loben, dass auch der Beifahrersitz in der Höhe verstellbar ist. Der Rotstift wird allerdings auch an anderer Stelle sichtbar. Nur der Fahrerfensterheber verfügt über eine Autofunktion, asphärische Spiegelgläser wurden gleich ganz eingespart und der Kofferraum könnte billiger und primitiver nicht ausgekleidet sein.
Sehr viel zu wünschen übrig lässt die Verarbeitungssorgfalt der Karosserie. Die Spaltmaße sind teilweise extrem unterschiedlich und breit. Weiterhin sieht die an den Schweißnähten im Motorraum aufgebrachte Karosseriedichtmasse wenig professionell aus. Die Haltestange für die Motorhaube sowie die windig wirkende Heckklappe verstärken den Eindruck, dass der Rotstift ordentlich geschwungen wurde. Auf der Habenseite stehen aber der satte Türklang und die ausgesprochen bequemen Sitze. Deren Einstellbereiche erreichen zwar, ebenso wie die Einstellbereiche von Lenkrad und Kopfstützen, nicht ganz das Niveau der deutschen Mitbewerber, sind aber für ein asiatisches Auto beachtlich und ermöglicht auch Großgewachsenen eine bequeme Sitzposition. Toyota gibt sich dahingehend nach wie vor keine Mühe. Wer größer als 1,90m ist, hat in so manchem Toyota-Modell das Nachsehen.
Das stehende Gaspedal gefällt mir hingegen gar nicht. Ich mag lieber die hängende Variante. Aber das ist sicherlich Geschmackssache. Das Platzangebot vorne fällt, wie eingangs beschrieben, sehr großzügig aus. Das Raumangebot im Fond kann nicht ganz mithalten, allerdings bietet die Rückbank auch eine ungewöhnlich große Oberschenkelauflage und ist bequem gepolstert. Die Bedienung gibt keine Rätsel auf und erfolgt intuitiv. Sie entspricht weitgehend dem japanischen Bedienstandard. Die Bedienung der manuellen Klimaanlage erfolgt in Griffhöhe und ist logisch einwandfrei. Im linken Lenkstockhebel sind die Lichtfunktionen gebündelt und im rechten Lenkstockhebel die Scheibenwischerfunktionen. Wie von anderen asiatischen Herstellern gewohnt, ist die Funktionsaufteilung sinnvoll und die Lenkstockhebel sind relativ dick und damit ergonomisch günstig geformt. Auch die Einstellringe für das Scheibenwischerintervall bzw. Nebelscheinwerfer/-schlussleuchte lassen sich hervorragend bedienen. Zudem rasten die Hebel satt und angenehm ein. Weiterhin ist mir positiv aufgefallen, dass einem kein synthetisches Blinkergeräusch zugemutet wird, sondern noch ein gutes altes Relais zum Einsatz kommt.
Erfreulicherweise verfügt der Hyundai auch über zwei vernünftige Dosen/Flaschenhalter. Immer mehr Hersteller bieten entweder unbrauchbare Lösungen an oder sparen diese ganz ein. Für mich, der gerne auch während der Fahrt ein kühles Wasser oder ein Cola Light zu sich nimmt, sind fehlende Dosenhalter ein Ausschlusskriterium. Der Golf VI bot bspw. keine brauchbaren und der neulich von mir gefahrene Renault Mégane ebenfalls nicht.
Beim Anlassen der Maschine glaubt man kaum, dass es sich um einen Vierzylinder-Motor handeln. Der Motor springt nicht an, sondern "säuselt" an. Keine Vibrationen oder Karosseriebewegungen sind zu spüren. Im Stand ist der Motor kaum zu hören und auch während der Fahrt bleibt er dezent im Hintergrund und klingt ausgesprochen gesund und angenehm. In Zeiten von Turbo-Benzinern die ein ganzes Arsenal an Störgeräuschen abfeuern (TSI lässt grüßen) ist dieser betagte Saugmotor (kommt bereits seit 2005 in diversen Hyundai und Kia-Modellen zum Einsatz) eine wahre Wohltat. Das manuelle Sechsganggetriebe lässt sich leichtgänging und präzise schalten und ist gut abgestuft. Das Drehzahlniveau ist aber trotz Sechsgangschaltung auf der Autobahn recht hoch. Dank der guten Manieren der Maschine und der guten Dämmung ist das zwar nicht weiter störend, aber durchschnittlich 7 Liter Verbrauch (bei gemächlicher Fahrweise) sind alles andere als ein Ruhmesblatt. Ein Stopp- und Startsystem ist leider nicht an Bord. Angenehm empfand ich die herkömmliche Handbremse. Ich mag elektronische Handbremsen, über die die Top-Variante des i30 allerdings auch verfügt, einfach nicht.
Das Fahrwerk ist nochmal ein besonderes Highlight des kompaktes Hyundais. Die Federung bügelt auch grobe Unebenheiten souverän weg. Fahrwerksgeräusche sind kaum zu vernehmen. Dennoch sind die Kurvenlage als handlich und sicher und der Geradeauslauf als stabil zu bezeichnen.
Die Bremsen verzögern kräftig und lassen sich gut dosieren.
Mit 17.970 Euro liegt der Preis angesichts der schon recht guten Ausstattung auf einem erfreulichen Niveau. Die 5 Jahres-Garantie ohne Kilometerbegrenzung zeigt, dass Hyundai Vertrauen in seine Produkte hat und gibt über Jahre Sicherheit.
Fazit: Trotz einiger Schwächen, halte ich den Hyundai i30 für einen der besten Kompaktwagen überhaupt. In den wesentlichen Punkten stellt er ein überzeugendes Angebot dar, dessen Preis-Leistungsverhältnis, auch angesichts der großzügigen Garantieleistungen, unübertroffen ist. Würde Hyundai einen überzeugenden Hybridantrieb anbieten, wäre der i30 ein Kaufkandidat für mich.