Meine Nachbarin, eine ältere Dame, hat sich vor knapp zwei Jahren einen neuen BMW 120 gekauft, nachdem ihr altes 3er-Coupé endgültig die Grätsche gemacht hatte. Sie fährt wenig und hatte bislang keinen Werkstattaufenthalt, sieht man von einer kleinen Inspektion und einer Garantie-Reparatur ab, bei der das damals fast neue, aber nicht mehr fahrbereite Auto nur mit großem Aufwand aus der engen Garage geholt werden konnte. Aber das tut jetzt eigentlich nichts zur Sache. Letzte Woche meldete es sich jedenfalls übers Display und mahnte einen fälligen "großen" Service an. So weit, so gut.
Nun ist die nächste Werkstatt aber kein BMW-Händler, sondern Vertragshändler einer anderen deutschen Marke. Welche, tut gleichfalls nichts zur Sache, darum lasse ich das weg. Sie brachte ihr Auto also zur ersten großen Inspektion in diese Werkstatt, weil sie von dort bequem nach Hause laufen kann. Sie meinte ganz treuherzig zu mir: "Ich dachte, die freuen sich, dass ich meinen BMW hinbringe".
Ja, und das haben sie tatsächlich! Aus lauter Dankbarkeit haben sie ihr nämlich 780 Euro abgeknöpft. 780! Euro! Für eine Inspektion. Mir blieb die Spucke weg! Was war das gleich nochmal in D-Mark? 1.530? Für eine Inspektion? Dafür habe ich als Student komplette Autos gekauft, und die fuhren noch, und zwar von selbst.
Angeblich mussten alle vier Bremsen "neu gemacht" werden (O-Ton der Werkstatt). Natürlich ohne Auftrag und ohne telefonische Rückfrage. Wie günstig auch, dass eine markenfremde Werkstatt die notwendigen Teile für einen BMW vorrätig hält, Respekt. Also alles sehr glaubhaft und seriös.
Dass die Bremsen überhaupt fällig waren, kann ich mir bei der niedrigen Kilometerleistung überhaupt nicht vorstellen. Weil ich es aber auch nicht völlig ausschließen kann, habe ich ihr angeboten, ihr Auto daraufhin zu untersuchen, ob wirklich neue Bremsen verbaut oder wenigstens die Beläge rundum getauscht wurden und auch sonst alles, was auf der Rechnung steht, tatsächlich gemacht wurde.
Sie hat das abgelehnt und gesagt, sie sei ja nur eine alte Frau und wolle keinen Ärger. Ganz genau das hat sich die Werkstatt vermutlich auch gedacht, als sie die Rechnung geschrieben hat.
Dazu fällt mir jetzt echt nichts mehr ein.
Grüße, Egon