Die Meldung ging ein wenig unter, dabei ist sie nicht unwichtig. Die New York Times hat sie mit einem - wie ich finde - ausgewogenen und kompetenten Bericht gewürdigt, dessen Abruf allerdings kostenpflichtig ist. In der Ausgabe für mobile Endgeräte kann man ihn derzeit noch kostenfrei lesen (Englisch):
-
mobile.nytimes.com/2014/05/13/business/e...p;_r=1&referrer=
Der Autor beleuchtet darin die Hintergründe.
In eigenen Worten und in Kurzform:
Als im Jahr 2010 die 3-prozentige Beteiligung von Toyota an Tesla für 50 Millionen US-Dollar unter großem Bohei bekannt gegeben wurde, sagte Toyota-Lenker Akio Toyoda,
der Markt habe noch nicht entschieden, welche Technologie für emissionsarme Fahrzeuge akzeptiert werde. Er - Toyoda - wolle das Unternehmen Toyota so aufstellen, dass es für alle Eventualitäten gerüstet sei. Dazu zählt natürlich auch die Elektromobilität.
Schon damals warf man dem Konzern vor, reine E-Fahrzeuge zu vernachlässigen - umso mehr, als Nissan gerade den Leaf präsentierte. Die Skepsis hinsichtlich eines Massenmarktes für reine E-Fahrzeuge schimmerte bei Toyota immer deutlich wahrnehmbar durch; die Kooperation mit Tesla erschien als Schritt in die richtige Richtung.
Die Kooperation, um die es hier nun geht, ist aber nicht etwa die 50 Millionen-Beteiligung von Toyota an Tesla, sondern ein Kooperationsvertrag aus dem Jahr 2011 mit einem Volumen von weiteren 100 Millionen US-Dollar. Dieser Vertrag wird nicht gekündigt, aber auch nicht verlängert. Er beinhaltet unter anderem die Zulieferung von E-Komponenten für den Toyota RAV4 EV; das ist dieser hier:
KLICK.
Das Auto ist mit einem Grundpreis von 50.000 Dollar für US-Verhältnisse schon fast unverschämt teuer. Es verkaufte sich entsprechend schlecht, die geplanten 2500 Stück waren kaum loszuschlagen. Ab 2013 offerierte Toyota deshalb günstige Leasing- und Finanzierungs-Konditionen, aber der Verkauf lief weiterhin schleppend. Man betrachtet das Projekt RAV4 EV nun offenbar als wirtschaftlich gescheitert.
Die anderen EV-Projekte von Toyota sind erwähnenswert, aber allesamt eher ungeeignet, die EV-Skepsis der Konzernlenker zu mindern oder gar der Elektromobiltät nennenswerten Aufschwung zu verleihen:
- Der Toyota eQ (
KLICK), von vornherein nur auf Flottenkunden beschränkt.
- Der Toyota Ranz EV (
KLICK), in Kooperation mit FAW nur für den chinesischen Markt.
- Der Toyota FV-2 (
KLICK), ein reines Konzeptfahrzeug.
- Der Lexus Kunai (
KLICK), ebenfalls ein Konzeptfahrzeug.
Toyota scheint offenbar mehr denn je davon überzeugt, dass ein Massenmarkt für reine Elektro-Fahrzeuge nicht in Sicht ist. Die Erfahrungen mit dem RAV4 EV haben dazu sicher beigetragen. Man will sich weiter auf die bewährten Elektro-Benzin-Hybriden konzentrieren sowie auf Forschung und Aufbau in Richtung Wasserstoff-Infrastruktur und Brennstoffzellen-Fahrzeuge.
Das ist disparat zur Philosophie des Unternehmens Tesla, das konsequent auf reine Elektromobile und den Ausbau der notwendigen Lade-Infrastruktur setzt.
Das Nichtweiterführen der Kooperation mit Tesla mag aus Toyota-Sicht also logisch sein. Weder für Tesla noch für die Freunde der Elektro-Mobilität ist es eine gute Nachricht. Man sollte es zwar nicht überbewerten, aber klar ist, dass man sich von der Kooperation positive Impulse für die Elektromobilität versprochen hat, die nun zumindest aus dieser Richtung vorerst ausbleiben.
Ich habe gewisse Zweifel, dass damit schon das letzte Wort gesprochen ist. Zum einen weiß man nicht, wie sich der Markt tatsächlich entwickeln wird. An einer in absehbarer Zeit existenten flächendeckenden Wasserstoff-Infrastruktur darf man mindestens genauso zweifeln wie am EV-Massenmarkt. Und es gibt sicher gute Gründe, warum Toyota weiterhin die Beteiligung an Tesla halten wird - die ist davon nämlich nicht betroffen.
Grüße, Egon