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Das Recht auf eine Wallbox existiert nur auf dem Papier. Das geänderte Wohnungseigentumsgesetz von Ende 2022 bringt überhaupt nichts, weil in der Praxis sowohl die Verwaltung als auch der Beirat als auch die Eigentümer selbst jeden Fortschritt beliebig lange blockieren können.

Über drei Jahre (!), nachdem der erste Eigentümer unvorsichtigerweise der Eigentümergemeinschaft offiziell einen Antrag auf Installation einer 11 kW-Wallbox an seinem Stellplatz vorgelegt hat, sind wir in einem Objekt jetzt so weit (Protokollauszug):

Aufgrund unzureichender Netzkapazität muss zur Schaffung einer Ladeinfrastruktur für alle Stellplätze ein Transformatorengebäude errichtet werden. Das kostet mit Nebenkosten rund 250000 Euro, zuzüglich Platz, Wartung, Versicherung und so weiter. Da dies in keinem Verhältnis steht, wurde als alternative Übergangslösung eine Ladestation mit zwei Anschlüssen angedacht. Die weitere Planung dazu wird vertagt.
Die Strategie funktioniert in diesem Beispiel ganz einfach so, dass die an einer Verhinderung interessierten Kreise Beschlüsse von Versammlung zu Versammlung vertagen. Funktioniert das nicht länger, wird der lokale Stromanbieter ins Boot geholt. Der rechnet kurz durch: 76 Wohneinheiten, die alle zeitgleich ihr E-Auto mit 22 kW laden - also braucht das Gebäude 2 Megawatt Anschlussleistung. Kein Thema, bauen wir doch einfach ein kleines Atomkraftwerk in den Garten.

Dass nur eine Handvoll Eigentümer überhaupt laden möchten und dies problemlos über Nacht mit beispielsweise 3 x 8 A (5,5 kW) tun könnten und dass dafür die Anschlussleistung des Gebäudes und auch die vorhandene Verkabelung mehr als ausreicht - niemand will das wissen. Es muss immer die ganz große Lösung her. Und von elektronischem Lastmanagement hat offenbar auch noch niemand etwas gehört und entsprechende Einwürfe werden unwillig abgewehrt. Man will einfach nicht.

Ich lade dort - nebenbei bemerkt - seit vielen Jahren völlig problemlos, jedenfalls gelegentlich (nicht mein erster Wohnsitz). Würde ich auf ein positives Ergebnis von diesem Zirkus warten wollen, wäre ich zum Zeitpunkt der Entscheidung tot und der Akku längst wiederverwertet.

Grüße, Egon

Das scheint man die klassische all-in-Strategie zu fahren. Wenn es nicht für alle geht, soll es auch nicht für Einzelne gehen. Die, die all-in fordern, sind die, die es verhindern wollen. Bei uns hatte man gar keine Bedenken, dass ich das allein machen darf, da die anderen kein Interesse hatten. Aber wir haben auch nur 10 Wohneinheiten. Bei uns gibt es bereits seit Bau 2014 an jedem Stellplatz einen Schukoanschluss. Das hat mir bisher zum Laden gereicht.

Es reicht ja normalerweise auch und erst recht über Nacht! Ich habe neben dem Stellplatz eine dauerlastfähige Schukodose und es wäre sogar eine Starkstromdose außen vorhanden, aber dann bräuchte ich ja neben dem Notladekabel (Original Renault mit Ladeziegel) noch den E-Booster mit entsprechendem Adapter und dann könnte ich zwar schnell laden, aber der Hausstrom kostet bei uns mehr als an den Ladestationen beim V-Markt...
Mit den Eigentümer hätte ich keine Probleme, da mir 65% des Hauses gehört, der restliche Teil meinem Bruder.
Ich stelle mir mit Grausen vor, wie das wohl in der letzten Eigentümergemeinschaft (vor gut 20 Jahren) bezüglich einer kleinen Wallbox gewesen wäre...
Man hat dort nicht einmal die Berechtigung für eine eigene Mülltonne durchgebracht!
Ich war damals ein recht junger Eigentümer und die anderen Besitzer eher so "Marke alte, verbohrte Ar...löcher...

Gruß Martin

Bei uns war das auch so (8 Parteien).
Man hat das Recht auf eine Lademöglichkeit.
Man muss der Gemeinschaft aber die Möglichkeit einräumen, selbst eine Lösung anzubieten.
Geht das nicht wegen zu hoher Kosten (neuer Trafo um 250k Euro),
dann macht der Antragsteller es allein und zahlt alles selbst.
Mich hat es am Ende ca. 5500Euro gekostet, aber bis jetzt stehe ich immer noch allein da (11kW an Energieversorger gemeldet und fertig).
Ausbau für die nächsten Interessenten lässt auf sich warten - ist mir recht.
Meine Säule ist an meinem Zähler mit dem Versprechen, bei Erweiterung ein Umhängen auf den Allgemeinstromzähler mit Abrechnung der Ladekosten über den Verwalter.
Mitbenutzer der Säule müssen einen Anteil meiner Aufbaukosten mittragen.

Gruß
Helmut,

der seit April 2022 alleiniger Nutzer einer Ladebox ist.

Egon schrieb:
Man will einfach nicht.


Das kann ich so bestätigen. Auch ich hatte vor 4 Jahren(!) ein solches Anliegen und verschiedene Kontakte gesucht: Zu meiner Vermieterin, zu dem Ehepaar, welches hier als eine Art Vorsitz der Eigentümer zählt, die wiederum zum Hausmeister und auf der Versammlung war das wohl auch schon Thema.

Nachzulesen ist einiges hier:
forum-alternative-antriebe.de/index.php/topic,8767.0.html

Passiert ist seitdem - nichts! Seit 4 Jahren.

Das Gros der Eigentümer hat keinerlei Interesse an Wallboxen oder anderen Lademöglichkeiten und scheut die finanziellen Ausgaben, obwohl die Rücklagen der Wohnanlage wohl sehr gut dastehen. Das Ehepaar, welches ich erwähnte, ließ sich für ihren Mercedes-Plugin auf eigene Kosten eine normale 230V-Steckdose hin zum Stellplatz in der Tiefgarage legen. An anderen Stellplätzen habe ich noch keinerlei Strom oder Lademöglichkeit entdeckt.

Meine Vermieterin scheut die Kosten ebenso. Als ich sie vor etwa einem Jahr angesprochen habe, weil ich mich auch gerne an den Kosten für wenigstens eine 230V-Steckdose für meinen TG-Stellplatz beteiligen würde, antwortete sie ausweichend, sie werde sich das mal überlegen. Scheinbar kam sie irgendwann zu dem Ergebnis, dass ihr das außer Kosten ja nichts bringt.

Und so kann ich trotz Bemühungen immer noch nicht zuhause laden. Und finde es einmal mehr sehr schade, dass ich aktuell kein Wohneigentum habe.

Ich habe diesen Ärger umschifft und gleich auf eigene Kosten die Installation vornehmen lassen. Das ist natürlich ein Risiko, aber ewig warten und mich grämen wollte ich auch nicht.

Immobilienwirtschaft kaum an E-Mobilität interessiert?
Die Immobilienwirtschaft hat aktuell in großen Teilen wenig Interesse, sich am Ausbau der Elektromobilität zu beteiligen. Das sagt zumindest Ralph Müller-Eberstein, Business Development Manager bei Ebee Smart Technologies, im Gespräch mit Power2Drive. „Die Immobilienwirtschaft macht aktuell nur das, was gesetzlich gefordert ist“, sagt er. Da es einen Vermietermarkt gebe, bestehe für eine Daseinsvorsorge kein Anreiz, argumentiert er.
www.elektroauto-news.net/news/immobilien...ei-elektromobilitaet

LG
Klaus

schrubber schrieb:
Ich habe diesen Ärger umschifft und gleich auf eigene Kosten die Installation vornehmen lassen. Das ist natürlich ein Risiko, aber ewig warten und mich grämen wollte ich auch nicht.

Du glücklicher. Ich kann das nicht so umsetzen. Ich müsste in der Tiefgarage vom Verteilerraum bis zum Stellplatz Kabel legen lassen, parallel zu dem der Nachbarn, und die Dose setzen lassen. Ob ich das als Mieter einfach so darf, bezweifle ich. Außerdem würde ich wohl das sonst gute, vertrauensvolle Verhältnis zur Vermieterin gefährden, wenn ich einfach so machen würde, über ihren Kopf hinweg.

Ich denke, an solchen Problemen scheitern Viele. Da nützt auch ein "ist aber dein gute Recht" nichts, wenn man es sich dann mit Vermietern und Mitbewohnern verscherzt.

Selbst als Eigentümer kann man sich arg schwer tun, je nach Struktur der Miteigentümer. Nicht immer und in jedem Objekt, aber doch sehr oft sind das eher unflexible Personen, die grundsätzlich Änderungen aller Art ablehnend gegenüberstehen. Ob das ein neuer Bodenbelag im Treppenhaus oder eine Wallbox ist, spielt keine Rolle: Es wird erstmal mit Nein gestimmt.

Ein solches Negativ-Votum ist zwar beim Thema Ladestationen gesetzlich ohne Belang, aber die Verwaltung sorgt dann schon dafür, dass der Mehrheitswille umgesetzt wird. Wie, steht weiter oben. Ohne weitere Änderungen im vor kurzem erst geänderten Wohnungseigentumsgesetz wird sich das auch nicht ändern.

Für mich habe ich Lösungen gefunden, die ich verantworten kann: Am eigenen EFH sowieso kein Problem, im Gewerbegebiet auch nicht, und in MFH... Naja... Grauzone. Mietern in MFH kann ich aber nicht helfen, da ich gegen die Eigentümer-Mehrheit nicht agieren kann (sonst droht Rückbau) und die geschilderte Verzögerungsstrategie noch jahrelang funktionieren wird.

Grüße, Egon

@Jorin: Bei uns musste auch ein Kabel neu verlegt werden. Vom Sicherungskasten durch den Keller, in den Heizungsraum und von dort unterirdisch in die Garage. Es konnte zum Glück ein vorhandener Kabelkanal genutzt werden, es würde sogar noch ein weiteres Kabel für die zweite Garage reinpassen. Aber wie gesagt, alles auf mein Risiko. Ich habe den Vermieter langsam auf meinen Plan vorbereitet und Stück für Stück meine Pläne enthüllt. Geholfen hat, dass der bisherige zu schwach ausgelegte Anschluss in der Garage auf seinen Zähler lief und sämtliche "Arbeiten" meinerseits draußen damit auf seine Rechnung.

bgl-tom schrieb:
Das scheint man die klassische all-in-Strategie zu fahren. Wenn es nicht für alle geht, soll es auch nicht für Einzelne gehen. Die, die all-in fordern, sind die, die es verhindern wollen....
Auf der Arbeit hatte ich manchmal Erfolg damit, direkt denjenigen, der diese Strategie aufbringt konkret (vor den anderen) anzusprechen mit

• "Versuchen sie gerade Probleme lösen, die niemand hat?"
,

• (auf den "Alle oder keiner"-Einwand) ganz stumpf immer wieder "Warum?" und


• in die Runde "Wer von ihnen möchte in nächster Zeit das auch machen? Wann genau?"

Mit sowas kann man bisweilen so vorgeschobene Argumentblasen zum Platzen bringen.
Ist kein genereller Drachentöter, hilft aber manchmal.

Gruß

PMueller

Zitat:Der lange Weg zur eigenen Wallbox… eine Anleitung für Wohngemeinschaften

Geschafft, nach gefühlt fünf Jahren Auseinandersetzung mit dem Thema Wallbox in einer Wohngemeinschaft ist es fertig: Ich kann seit September 2023 mein Auto an meinem Stellplatz laden!- olbrecht.net/2023/12/30/der-lange-weg-zu...-wohngemeinschaften/

Grüße, Egon

Für Mehrfamilienhäuser konzipiert:

- chargebig.com/produkte/chargebig6/

Durch das dynamische Lastmanagement wird in vielen Fällen vermieden, dass das Haus eine höhere Anschlussleistung benötigt. Das wäre mit Kosten in sechsstelliger Höhe verbunden, ist aber meist unnötig.

Weil das System die Strommenge pro Ladepunkt protokolliert, ist es auch nicht nötig, jeden Ladepunkt an den Zähler der zugehörigen Wohnung anzuschließen. Das reduziert den Installationsaufwand ganz erheblich.

Die Grundversion kostet bei dieser Lösung 900 Euro pro Ladepunkt, zuzüglich Montage und Wallbox/CEE-Dose. Ich habe mir Unterlagen schicken lassen und werde das System bei den nächsten Eigentümerversammlungen als einen möglichen Weg vorstellen.

Grüße, Egon

Good luck!

Gruß Martin