Hallo zusammen,
mein heutiges Leihfahrzeug für die nächsten zwei Tage ist ein VW (Passat) CC 2.0 BlueTDI mit 140 PS und 6-Gang-Schaltgetriebe.
Optisch ist der CC neben dem Beetle der einzige Volkswagen, der mir recht gut gefällt, wenngleich ich den Wagen vor dem Facelift (als er noch Passat CC hieß)schöner fand.
Der CC sieht meiner Meinung nach eher nach einem japanischen Mittelklassefahrzeug, als nach einem Volkswagen aus, was durchaus positiv gemeint ist.
Auffällig sind die rahmenlosen Seitenscheiben. Beim CC senken sich diese beim Öffnen der Türen ebenso ab, wie beim Beetle.
Der Unterschied ist nur, dass diese Funktion sowie auch die Funktion der Fensterheber beim CC im Gegensatz zu meinem Test-Beetle, den ich vor zwei Wochen fuhr,einwandfrei funktionieren.
Negativ aufgefallen ist mir nur, dass die vordere Scheibe auf der Beifahrerseite während der Absenkung bzw. während des Anhebens quietscht und beim Anblick der Karosserie-Spaltmaße müssten die Fugen-Fetischisten von VW eigentlich vor Scham rot anlaufen. Am Kofferraumdeckel finden sich breite und ungleichmäßige Spalte und zwischen Motorhaube und Kotflügel gibt es einen Ebenenversatz, der zwischen Fahrer- und Beifahrerseite auch noch unterschiedlich ausfällt.
Das Schließgeräusch der Türen ist zudem ungewöhnlich blechern.
Positiv hervorzuheben ist der Kofferraumdeckel, der sich per Knopfdruck automatisch komplett öffnet. Weniger schön sind allerdings die billigen Metallscharniere, die
die Breite des Kofferraums unnötig einschränken. Kann man in dieser Preisklasse keine Gasdruckdämpfer erwarten?
Insgesamt ist der Kofferraum aber aufgrund seiner enormen Tiefe trotzdem lobenswert.
Zumindest an der Motorhaube gibt es einen Gasdruckdämpfer. Im Gegensatz zu vielen anderen Modellen, sieht Volkswagen hier noch von einer schnöden Haltestange, wie sie leider auch Toyota verwendet, ab.
Einmal Platz genommen erwartet einen das nüchterne und langweilige Ambiente des normalen Passats. Wobei ich das Armaturenbrett im Vergleich zu anderen Volkswagen-
Modellen noch recht ansehnlich finde.
Die Materialauswahl im oberen Bereich ist vorbildlich. Der Kunststoff sieht hochwertig aus und fasst sich weich an. Gleiches gilt für die Oberseiten der Türverkleidungen.
Leider verwendet VW aber bereits knapp unterhalb der Lüftungsdüsen schnödes Hartplastik. Das trauen sich andere Hersteller in dieser Fahrzeugklasse nicht.
Das Brillenfach ist zudem billig ausgeführt und kaum ausgekleidet und auch die Kunststoffsonnenblenden sind bestenfalls in einem Kleinwagen zu vertreten.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Staufach links unter dem Lichtschalter schief eingepasst ist und mit einem breiten Spalt aufwartet. Für die Klappe des Aschenbechers
unterhalb der Klimabedienelemente gilt leider dasselbe.
Zudem fasst sich das Lederlenkrad sehr synthetisch an, Schalter und Knöpfe könnten hochwertiger wirken und die Mittelkonsole knistert auf Unebenheiten und wenn man diese mit dem Knie berührt, steht sie der des Prius-VFL in nichts nach.
Zudem klappert die Lenksäulenverkleidung und die rahmenlosen Scheiben knirschen auf Unebenheiten.
Die Sitzbezüge sind sehr kratzig und wirken preisgünstig. Eingenähte Falten scheint es, wie ich es neulich auch beim Beetle gesehen habe, bei Volkswagen ohne Aufpreis zu geben.
Die Sitze selbst sind mir etwas zu hart und seitlich zu eng geschnitten. Schenkelauflage, Einstellmöglichkeiten, Einstellbereiche und Seitenhalt sind aber vorbildlich und
nicht zu beanstanden. Aufgrund der flachen Bauweise des CC fallen die Scheiben und die Kopffreiheit naturgemäß sehr klein aus, was zu einem recht beengten Raumgefühl beiträgt. Die Sicht nach hinten ist zudem schlicht katastrophal.
Die hintere Sitzbank ist zu tief montiert, was aber aufgrund des tief heruntergezogenen Dachs wohl notwendig ist. Genug Kniefreiheit steht nur zur Verfügung, wenn man sich
mit den Vorderpassagieren arrangiert. Eine Mittelarmlehne soll den Aufenthalt auf der Rückbank angenehmer gestalten, persönlich würde ich es aber dort nicht lange aushalten (wollen).
Positiv hervorzuheben ist aber, dass auch die Fondpassagiere eigene Lüftungsdüsen haben.
Zurück am Fahrerplatz fallen übersichtliche Instrumente, aber eine zu kleine Tankanzeige auf. Leider kommen auch im CC die ergonomisch ungünstigen, flachen Lenkstockhebel
aus dem Konzernbaukasten zum Einsatz, die mit minimaler Fingerauflagefläche und kleinen Kipphebeln nerven. Zum Glück verfügt der CC über einen separaten Hebel für den
Tempomaten, so dass zumindest die fummeligen Bedienelemente im Blinkerhebel entfallen. Letzterer verfügt erfreulicherweise über eine Antippfunktion.
Der Lichtschalter ist leider, wie bei den meisten VW-Modellen, zu weit entfernt. Eine Bedienung über den Blinkerhebel würde ich als ergonomisch angenehmer empfinden.
Die Bedienung der Klimaautomatik ist an sich nicht zu beanstanden. Endlich gibt es auch die Möglichkeit die Temperatur in halben Gradschritten einzustellen und es gibt für
beide Zonen separate Displays, die aber leider, ebenso wie die Abdeckung der Analoguhr, spiegeln. Das finde ich der Fahrzeugklasse nicht angemessen. Die Analoguhr sieht
zudem aus, wie nachträglich eingebaut, was sie ja mehr oder weniger auch ist, da der Vorfacelift-Passat über dasselbe Armaturenbrett ohne diese Uhr verfügte.
Der Bildschirm des Navigationssystems sitzt (ebenso wie die Bedienelemente der Klimaautomatik) etwas zu tief, ist recht klein und zudem ist die grobpixelige Darstellung absolut
nicht mehr zeitgemäß. Zum Glück hat auch Volkswagen den Weg hin zu Touch-Bildschirmen gefunden und erspart einem die katastrophalen Bediensysteme anderer deutscher Hersteller,
bei denen man sich per Drehrad oder Joystick durch unzählige Menüs quälen muss.
Die Berechnungszeiten der Routen sind zudem kurz und die Bedienung selbsterklärend.
Lassen wir nun aber den 2.0 TDI-Motor an. Hierzu muss der Schlüsseltransponder in einen Schacht eingeführt werden und durch tieferes Hineindrücken desselben, wird der Motor gestartet.
Warum es in dieser Wagenklasse kein schlüsselloses Start- und Zugangssystem gibt, wird wohl das Geheimnis von VW bleiben.
Der Diesel macht keinen Hehl aus seiner Arbeitsweise und nagelt heftig los. Leider läuft der Motor auch bei Betriebstemperatur unkultiviert und laut. Beim Anfahren übertragen sich die Vibrationen sogar auf das Lenkrad und der Motor knurrt unschön. Zudem reagiert die Kupplung sehr ruppig und das Sechsgang-Schaltgetriebe lässt sich zwar leichtgängig, aber etwas, ich nenne es mal knorpelig, schalten.
Während der Schaltvorgänge sind "Schabgeräusche" zu vernehmen. Dies kann natürlich normal sein, ist mir aber aufgefallen.
Ruppig agiert leider auch das Stopp- und Startsystem. Leider arbeitet es zudem sehr langsam, so dass beim Anfahren an der Ampel tlw. unschöne Verzögerungen entstehen.
Der Motor ist relativ flott und nachdem man die gewünschte Geschwindigkeit erreicht hat, läuft er dann auch leise.
Das Theater beim Anfahren nervt in der Stadt aber ungemein und ich bin schon lange keinen Diesel mehr gefahren, der so unkultiviert läuft.
Ich kann hier kaum einen Fortschritt zu den Pumpe-Düse-Dieseln erkennen. Dies habe ich auch in meinen Videos dokumentiert.
Angenehm ist die Berganfahrhilfe in der Theorie. Diese muss nicht manuell aktiviert werden, sondern aktiviert sich bei Bedarf selbstständig.
In der Praxis werden die hinteren Bremsen aber zu spät freigegeben, so dass man einen heftigen Satz macht, sobald dies geschieht.
Das Fahrwerk ist sehr straff abgestimmt und leidlich komfortabel.
Autobahnfahrt und Verbrauchstest stehen morgen noch aus.
Ich habe gerade mal den Konfigurator der Volkswagen-Internetseite benutzt und mein Testfahrzeug kostet unglaubliche 37.085 Euro.
Wenn man nun glaubt, dass zu diesem Preis bereits sämtliche Ausstattung enthalten wäre, so hat man sich getäuscht.
Es gibt beim CC nur eine Ausstattungslinie. Tempomat und hintere Seitenairbags (!!!) kosten beim CC Aufpreis. Im Gesamtpreis enthalten sind diese Dinge und ein Navigationssystem.
Eine Getriebeautomatik, elektrische verstellbare Sitze oder gar eine Lederausstattung gibt es zu diesem Preis aber noch nicht.
Nein, nicht einmal Xenon-Scheinwerfer und Kurvenlicht oder ein automatisch Einparksystem. Diese Dinge müssen alle noch zusätzlich bezahlt werden.
Eine in dieser Klasse nicht ungewöhnliche Getriebeautomatik kostet ebenfalls nochmal saftigen Aufpreis.
Ein gut ausgestatteter CC kostet also mehr als 40.000 Euro.
Angesichts der Qualitätsmängel und des praktisch nicht vorhandenen Antriebskomforts, halte ich diesen Preis für eine Unverschämtheit.
Dieses Auto hat mein Unverständnis hinsichtlich des VW-Hypes nochmals bekräftigt.
Dies ist natürlich nur meine ganz persönliche und sicherlich in Teilen auch subjektive Meinung. Aber subjektiv ist streng genommen jeder "Fahrzeug-Test".
Viele Grüße
Christian