Ich hatte "kürzlich" per Zufall einen Mitarbeiter einer Gasefirma an einer Wasserstofftankstelle getroffen, d.h. ich sah ihn und sprach ihn an (die die mich kennen wundern sich sicherlich nicht darüber
).
Das führte zu einer Besichtigung der Anlage
sowie den folgenden Informationen. Ich will diese aus dem Gedächtnis sinngemäß zitieren. Ich denke dass diese allgemeinen Informationen keine Betriebsgeheimnisse sind. Bilder habe ich selbstverständlich keine gemacht, gefragt habe ich dennoch
:
Das separate stehende Trafohäuschen hat wohl ca. 350 kW Anschlußwert, d.h. soviel wie knapp 6 Ladesäulen (2,6 Ladesäulenpaare zu je 135 kW, d.h. es könnten damit auch ca. 5 Teslas gleichzeitig geladen werden), nicht schlecht nur um Wasserstoff zu komprimieren und umzulagern...
Angeliefert wird der Wasserstoff wie bereits bekannt per LKW. Allerdings nur mit einer Druckstufe von 200 bar. Die Eingangsmeßgeräte im Innenbereich hatten einen Messbereich bis 250 bar. Das bedeutet dass ein LKW nicht besonders viele PKW-Kilometer "transportieren" kann (es gibt inzwischen auch LKWs die Wasserstoff bei 700 bar transportieren und dabei etwas über 9000 Nm³ laden können, diese aber beileibe nicht). Die nagelneue Anlage ist also nicht darauf ausgelegt 700 bar H2-LKWs zu entladen.
Neben den Eingangsmessgeräten stehen dann 2 Stapel von gut 2 m hohen Stickstoffflaschen. Diese werden benötigt da man aus Sicherheitsgründen die Armaturen nicht mit Druckluft betreiben darf weil Luft eben Sauerstoff enthält. Ohne Stickstoff aus einer Luft-Trennanlage (das ist ein gigantisch hoher Kühlschrank, von außen erkennbar an dem sehr hohen quadratischen Gebilden die in den Himmel ragen. Aufgrund der innen herrschenden eisigen Temperaturen sind sie weiß angestrichen. Sie brauchen etwas mehr Strom als unsere Kühltruhe
) gibt es daher auch keinen Wasserstoff. Aber das wird nicht der Engpass sein.
Dann gibt es 2 Einhausungen: im einen ist ein 110 kW starker eMotor der über einen Kompressor den Hydraulikdruck für die Kolbenpumpen (im danebenstehenden Häuschen) liefert. In diesem Haus ist auch die gesamte Elektronik (Das Prozessleitsystem stammt von Siemens, ich glaube es ist die Version 7.). Auf dem Dach ist ein hausdachgroßer Luftkühler mit Ventilatoren für die Abhitze des eMotors und des Kompressors installiert.
Im anderen Haus stehen 2 Stapel an Wasserstoffgasflaschen für die beiden unterschiedlichen Druckstufen (die 200 bar Flaschen nicht mitgezählt). Der erste Stapel besteht aus reinen Stahlflaschen für die 450 bar Druckstufe. Dort gelangt der Wasserstoff nachdem er mit der ersten Pumpe (gegenläufige Kolbenpumpe (wie ein Boxermotor
), mit Hydrauliköl vom Kompressor des anderen Häuschens angetrieben) von den angelieferten 200 bar auf 450 bar hochkomprimiert wurde. Danach komprimiert die zweite gleich aussehende Pumpe diesen Wasserstoff
auf 875 bar (!!!, nur um danach den 700 bar Autotank voll zu bekommen) hoch um ihn dann im zweiten sich in dem Häuschen befindlichen Speicherstapel zwischenzulagern. Diese Hochtdruckflaschen sind dann wie auch beim Miraitank mit Carbonfasern ummantelt um diesem Druck (875 bar entsprechen 8750 m unter dem Meer, nur Jules Verbe schaffte noch mehr
) standzuhalten.
Dann gab es noch eine sich in bodennähe befindliche Wasserstoffkühlung -40°C (?), den Sinn habe ich inzwischen vergessen.
Das ganze steht in einem mass mit Betonmauern umbauten Areal. Dazu passende Spezialtüren die drucksicher sind. Es gibt kein Dach damit der Wasserstoff für den Fall eines Lecks nach oben entweichen kann.
Der eigentliche Betankungsbereich ist wie bei einer Benzintankstelle überdacht. Dort steht dann die Tanksäule, die -im Gegensatz zu der Ummauerung - auch noch ein Dach hat damit niemand etwas dummes machen kann. Da der Wasserstoff im Falle eines Lecks dann aber nicht entweichen kann und die Zündenergie niedrig ist gibt es darin zwei unabhängige Wasserstoffsensoren.
Dass das ganze nicht billig ist kann sich jeder selbst ausmalen. Wir können auch weiterhin von "meiner bisherigen Schätzung" ausgehen dass so eine Station ca. 1 Mio. Euro kostet.
Aber jetzt tut sich etwas diesbezüglich in Deutschland (mit Subventionen vermute ich), auch wenn ich es als für nicht wirtschaftlich ansehe, auch nicht in ferner Zukunft. Dafür ist der Weg des Energieträgers bis er wieder zu "Strom" wird einfach zu lang (Wirkungsgrad) und zu komplex /teuer). Ach ja, das Kilo H2 kostet wohl ca. 10 €, d.h. für 100 km muss man wohl mit 10 € rechnen, das doppelte was mein P3 mich kostete. Und der war teurer als ein beliebiges eAuto.