Na hoppla, was da für Themen auftauchen
Da ich es "damals" vergessen habe, möchte ich das jetzt nachholen und noch ein paar Worte zu den geölten/gefetteten oder wie auch immer geschmierten Schrauben, verlieren (<<< na sowas, das passt ganz gut mit rein
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Für die, die den, für sie möglicherweise zu langen Text, ungern lesen möchten, schreibe ich das "Ergebnis" schonmal oben hin!
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Schraubverbindungen, egal welcher Art, welche mit vorgegebenen Drehmomenten angezogen werden müssen, sind in keinster Form zu schmieren!
Ausgenommen davon sind Anweisungen für einzelne, spezielle Verschraubungen, wo es direkt Vorschrift ist diese zu schmieren!
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Vor einiger Zeit bekam ich die Möglichkeit, einen Lehrgang "rund um die Verschraubung" besuchen zu können-natürlich nutzt man so etwas gern-es ist "ruhige" Arbeitszeit
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In diesem, ganztägigen, Lehrgang ging es um Grundsätze, theoretische Kenntnisse welche zur praktischen Verfahrensweise doch sehr nötig sind, um Gerätschaften, Meßmethoden uswusw...
Eben alles "rund um die Verschraubung".
Es war dort alles mögliche an Ausrüstung vertreten:
-ein vorsintflutlicher Drehmomentschlüssel mit Zeiger (!!!) , welchen ich bis dahin nur auf Bildern gesehen habe
-ganz normale Drehmomentschlüssel
-elektronische, referenzlose, Drehmomentschlüssel vom feinen
-computergestütze Schraubanlagen
-Schrauberprüfbänke
-computergestütze, grafische Darstellung von Drehmomentverlaufskurven mittels geeigneter Meßmethoden (für alles mögliche und in allen möglichen Ausführungen) bei den verschieden Geräten und Verschraubungen
uswusw....
Den Anfang machten Grundlagen und eine kleine "Aufgabe"...
Der Dozent/Meister/Vortragende, der in diesem Thema extrem gut (!) bescheid wusste, sagte den Anwesenden, das ein Großteil der Kfz-Liegenbleiber auf einer ganz einfachen, elektrischen, Störung beruht...der losen Masseverbindung.
Nun fragte er, wie man das beheben könnte.
Von allen Anwesenden (alle Alters-, Reife- und "viele Bildungsstufen im Kfz- Gewerbe waren vertreten) kam, wie aus der Pistole geschossen und ausnahmslos-
fester anziehen...
Da kam dann, es sollte nicht das letzte mal bleiben, der "Buzzer"...
Warum?
Die Schraubverbindung löst(e) sich deshalb, weil sie zu fest verschraubt war.
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Die Unterlegscheibe/Öse/Befestigung wurde durch die zu hohe Spannkraft verformt, war also nicht mehr plan, sondern eher wie eine Schüssel/Teller.
Für den Augenblick des verschraubens war sie nun fest.
Jedoch, durch die ungleichmäßige Kraftverteilung auf die Befestigung und deren Auflagefläche(n), löste sich diese nach und nach, bis sie sich soweit lockerte, das sie wirklich lose war >>> Masse weg, Fehler, Kfz steht.
Da stand allen der Mund das erste mal offen.
Weiter ging es mit der grundsätzlichen Handhabung von Schraubgeräten-diese mal nur stichpunktartig...
-die Geräte immer am Griff benutzen, nicht zu weit hinten und auch nicht zu weit vorn.
-das "Schraubtempo" bei Drehmomentberbindungen immer langsam und gleichmäßig und nicht ruckartig (sicherheistrelevante Verschraubungen im Kfz Bau, also meist den Werken, werden deshalb mit elektronischen Schraubanlagen überwacht und mit speziellen "Anziehprogrammen gefahren", so das immer mit der exakt selben Drehzahl und -winkel festgezogen wird!)
-der "Drehmomentprüfvorgang" ist grundsätzlich nur einmalig durchzuführen, weil jedes weitere mal "klicken", das Ergebnis beeinflusst (anderslautende Anweisung natürlich außen vor)
-Drehmomentverbindungen sind grundsätzlich schmiermittelfrei zu halten (und wieder: anderslautende Anweisung außen vor)...dazu später noch mehr...
...und noch weiteres...
Den letzten Punkt möchte ich nun etwas genauer "beleuchten".
Da es an Ausrüstung wahrlich nicht mangelte, haben wir natürlich alle möglichen Versuche gemacht-bis hin zur zerstörenden Material"prüfung" (<<< huch, das war so nicht gewollt
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Anhand der Prüfbänke und den Drehmomentkurven, konnte man, in Echtzeit und dank Aufzeichnung auch später, Fehler erkennen...
Das war seeeehr interessant!
Abweichungen beim Schraubvorgang/Drehmoment durch:
-falsch gehaltenes Werkzeug (die Griffsache, siehe oben)
-falsche/unterschiedliche "Geschwindigkeiten" (siehe auch oben)
-nicht gerade gehaltenens Werkzeug, also wo die Nuss/Verlängerung auf dem Antrieb "eiert"
-Mehrfachprüfung einer Schraubstelle
-Vorzeitiger Abbruch
-zu große/kleine Kraft
-das "Verhalten" der Verschraubung, wenn störende Einflüsse am Gewinde/Schrauber und dergleichen vorhanden sind...mit "am Gewinde" ist natürlich besonders leicht zu erraten was ich meine
uswusw...
Besonders interessant war an dieser Stelle natürlich die Sache, was Schrauben so aushalten.
Dazu sollte man wissen, das, gerade in der heutigen Zeit, alles nur noch so "wie eben gerade nötig" hergestellt wird-das bedeutet, das es bei zu großer Belastung auch ganz schnell zur Überlastung wird, weil die benutzen Schrauben bis ins obere Drittel ihrer Belastungsfähigkeit ausgereizt werden und das bereits bei der regulären Verschraubung!
Kommen wir nun zu der Sache mit den Schmiermitteln...
Daraus könnte man ein super Rätsel machen, denn da wurden selbst "die alten Hasen" im Raum hellhörig
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Doch das tue ich mal nicht...
Nehmen wir als Wert X einmal 100Nm an (das kann ich mir merken, denn das war bei uns das Beispiel
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Was denkt ihr, wie viel kommt von diesen 100Nm wirklich in "Befestigungskraft" an dem zu befestigenden Gegenstand an?
Es sind nicht mehr als 10%, also 10Nm!!!
Der Rest geht drauf für Reibung...im Gewinde, bei Kopfauflage (das meint, wenn der Schraubenkopf auf dem Werkstück aufliegt) usw...
Also gehen 90% des Wert X als "Abfall" verloren...
Doch genau diesen "Abfall" kann (und sollte) man nicht vernachlässigen, denn der ist wichtig-er hält im Grunde genommen die Verschraubung aufrecht!
Die Verschraubung bleibt nun also wo sie ist, weil die gegenseitige Reibung ein lösen verhindert.
Es ist eine ausreichende Spannkraft in der Verschraubung vorhanden um dies zu verhindern...man könnte auch von "elastischer Verformung" sprechen.
Wenn man nun diese Reibung stört, zum Beispiel eben mit Schmiermitteln, bildet sich zwischen den Reibpartnern eine Gleitschicht (das ist ja auch der Sinn des Schmiermittels), welche den "Reibungsaufbau" verhindert und damit auch die Spannkraft in der Verschraubung herabsetzt...und das verhindert letztendlich das i.O. Endergebnis der Verschraubung!
Ok, unter Umständen bekommt man trotzdem eine "ordnungsgemäße Verschraubung" hin, nachdem man etliche Male nachgesetzt hat, doch ist diese dann in keinster Weise "sicher verschraubt."
Dann hat man die Belastungsgrenzen des Materials überschritten und man kommt von der elastischen Verformung in den Bereich der plastischen Verformung, wo die Eigenschaften des Werkstoffes nicht mehr gegeben sind!
Für den Fall der Radschrauben heißt das, das die Form (seitlich betrachtet) kein Zylinder mehr ist, sondern eher ein "in der Mitte eingeschnürter Zylinder"...oder anders beschrieben...das sieht dann (übertrieben) aus wie eine Sanduhr...
Mit solchen (Rad)Schrauben bekommt man kein Rad mehr vernünftig fest und diese (Rad)Schrauben sind, in jedem Fall, zu ersetzen, weil Sicherheitsrisiko!
Ich hoffe, der Text hilft den "Fettnapftunkern" etwas, diese Sache doch einmal zu überdenken
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So und nun höre ich auf, sonst wird es noch langweilig...und das war schon die Kurzfassung
Wer dazu Fragen hat oder irgendwelche Unklarheiten entdeckt...nur raus damit, ich werde versuchen, das nach besten Wissen, Gewissen und Gedächtnisprotokoll dann zu klären
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Und noch etwas zum Thema...
Rostige, "festgebackene", Rückstände an Auflageflächen sollte man deshalb entfernen, weil ebenfalls die Befestigung/Verschraubung darunter leidet(=sich möglicherweise lösen kann)...
Das ist auch schnell erklärt...
Diese Schicht wir beim Radwechsel (oder wo auch immer) unter Druck der Verschraubung verdichtet/unter Druck gesetzt, wird also hart und bietet der Verschraubung einen ausreichenden Widerstand zum "Gegenhalt" und damit fest werden.
Durch das spätere Fahren bzw. die Bewegeung am Rad und die auftretenden Umgebungsspielchen (Wärme/Kälte/Zentrifugalkraft) lösen sich diese verdichteten Verkrustungen auf und "fliegen davon".
Übertrieben gesagt, ist nun, zwischen den beiden Flächen, also der Bremsscheibe (ok, bei manchen Autos auch Radnabe) und Rad ein Spalt..."Spalt" ist nun für die Verschraubung Gift, weil Spalt beim anziehen nicht da war.
Durch diesen entstandenen Spalt ist die Verschraubung nun ebenfalls nicht mehr in Ordnung und das Rad praktisch lose...und das geht nicht sehr lange gut!
Ich möchte jetzt allerdings auch noch dazu sagen, das ich deshalb noch nie lose Räder gesehen habe...das obige gilt eben für wirklich "dicke" Krusten...wenn regelmäßig die Werkstatt (oder man selbst) drüberschaut und immer mal mit der Drahtbürste oder dem Flachschaber "putzt" ist das kein Problem
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!<br><br>Posting geändert von: MezzoL, am: 18/04/2009 20:25