Priusfreunde.de

Ich habe die 12 EUR deshalb angenommen, weil das das neue untere Limit werden soll. Aber selbst mit diesem Stundenlohn erhält man bei Steuerklasse 3 noch keinen müden Cent durch die Pendlerpauschale eingeräumt.

Ergo, die Pendlerpauschale gehört abgeschafft und dieses Geld wäre viel besser im Steuertarif aufgehoben, um nämlich den Anfangsbuckel gleich zu Beginn der Kurve auszubauen.

Diese insbesondere für Bezieher kleinerer Einkommen heftige kalte Progression zieht man nunmehr schon seit ca. 2 Jahrzehnten unverändert durch.

eppf

Damit haben aber diejenigen, die gar keine Steuern zahlen und für die derartige Jobs trotzdem als "zumutbar" gelten, noch immer nichts davon.

Ist zwar OT, aber wie kann ein Draufzahl Job "zumutbar" sein ?

Da waren die Sklaven ja besser dran - die haben wenigstens zum 0-Tarif gearbeitet !

autogasprius_berlin schrieb:
Damit haben aber diejenigen, die gar keine Steuern zahlen und für die derartige Jobs trotzdem als "zumutbar" gelten, noch immer nichts davon.Aber es wäre im Gegensatz zur Pendlerpauschale eine sinnvolle Änderung in der Steuergesetzgebung, wo alle davon profitieren, welche die Schwelle erreichen, ab der Steuern fällig sind.

cirr_s schrieb:
Ist zwar OT, aber wie kann ein Draufzahl Job "zumutbar" sein ?
Es liegt wahrscheinlich am Unterschied zwischen "draufzahlen" und "gefühlt draufzahlen".

Oder draufzahlen in dem Sinne, dass die nach den Kosten verbleibende Entlohnung in keinem Verhältnis mehr zur erbrachten Leistung steht.

eppf

"Zumutbar" ist alles, was:

- mind. mit gesetzlichem Mindestlohn bezahlt wird (bei Singles derzeit unter 1.000 Euro netto),
- gesetzeskonform und nicht ethisch verwerflich ist,
sowie
- lt. Fahrplan unter günstigsten Umständen bei unmittelbarem Anschluß oder mit dem Auto (wenn vorhanden) theoretisch in 2 Stunden für den einfachen Arbeitsweg erreicht werden kann.

Ob bei den Dienstzeiten überhaupt öffentliche Verkehrwmittel zur Verfügung stehen bzw. ob in der Praxis der echte einfache Arbeitsweg dann nicht eher jenseits der 3 Stunden liegt, ist unerheblich.

Ob man bei 960 Euro netto im Monat und knapp 2.000 km Anfahrt echt oder "nur gefühlt" draufzahlt, mag jeder selbst ausrechnen. Einen Anspruch auf Wohngeld hatte ich lt. Tabelle jedoch nicht.

autogasprius_berlin schrieb:
- lt. Fahrplan unter günstigsten Umständen bei unmittelbarem Anschluß oder mit dem Auto (wenn vorhanden) theoretisch in 2 Stunden für den einfachen Arbeitsweg erreicht werden kann.Ich will es wirklich nicht gut heißen, aber es liegt wohl an den beiden fett zitierten Vokabeln.

Da geht der Gesetzgeber offenbar davon aus, dass der Besitz eines Autos nicht zwingend zum Existenzminimum gehört, auch wenn wir uns im Autoland Deutschland befinden.

Wie gesagt, dies ohne eine persönliche Wertung abgeben zu wollen. Es kann ja auch Umstände geben, wo das benötigte ÖPNV-Ticket ein ähnlich großes finanzielles Loch reißt, wie der Unterhalt einer alten Klapperkiste.

Das Hauptproblem hierzulande besteht immer noch darin, dass es viel zu häufig viel zu niedrige Löhne gibt. Ein Niedriglohnempfängeranteil von über 20% ist für ein Land wie Deutschland eine Schande!

Es ist schon ein geschickt eingefädeltes Vorgehen, gegen höhere CO2-Abgaben zu argumentieren, weil man angeblich die "Kleinen" nicht zu sehr belasten will, in Wirklichkeit dabei aber besonders die Besserverdienenden entlastet werden.

Von Verbraucherverbänden hört man zwar nun öfters die Aussage, dass die Pendlerpauschale Geringverdienern wenig bis gar nichts bringt. Politiker verbreiten dagegen immer noch den Eindruck, als würde eine weitere Erhöhung der Pauschale allen Arbeitnehmern in gleicher Höhe zugute kommen würde.

So wie es derzeit läuft, wird man keine verbreitete Akzeptanz für die notwendigen Maßnahmen bei der CO2-Einsparung generieren können.

Ich kann also den Unmut der "Kleinen" durchaus verstehen, nur sollte man halt dabei Ursache und Wirkung richtig einordnen.

eppf

An der Erhöhung der Mindest-Löhne führt kein Weg vorbei, sonst müßte man ja einen Zuschuß für kleine Gehälter bezahlen, damit sich das für diese Leute rechnet.

Ich fürchte nur, dann wird diese Arbeit eben keiner mehr machen, sie bleibt liegen.

Noch mehr billige Arbeitskräfte importieren kanns ja auch nicht sein.

Ich halte jedoch auch Überlegungen das Ehegattensplitting abzuschaffen (nur damit die Damen schneller wieder ins Berufsleben einsteigen und eine eigene Rente erwirtschaften) eher für eine moderne Form der Sklaverei. Aus der "Not" geboren, das die Wirtschaft sonst keine (billigen) Arbeitskräfte mehr findet.

Es macht doch keinen Sinn, wenn eine Kindergärtnerin arbeiten geht und dafür ihre Kinder kostenpflichtig in einen Kindergarten steckt und dann eine Putzfrau und eine Haushalthilfe beschäftigen muß, weil sonst alles liegen bleibt.

Dann doch lieber eine ehrliche Arbeitsteilung, bei der man es sich leisten kann, das es nur einen Verdiener pro Familie gibt, auch eine Form von Wohlstand.

gcf schrieb:
Ich fürchte nur, dann wird diese Arbeit eben keiner mehr machen, sie bleibt liegen.

Noch mehr billige Arbeitskräfte importieren kanns ja auch nicht sein.Da kann ich dir nicht ganz folgen. Warum sollte Arbeit liegenbleiben, wenn sie angemessen bezahlt wird?

Es wird doch genau andersrum ein Schuh draus. Die Arbeit wird deshalb nicht von einheimischen Arbeitnehmern verrichtet, weil keine angemessene Bezahlung erfolgt und durch den Druck von ausländischen Billiglöhnern wird die Misere nur noch verschärft, weil bei deren Entsendung die deutschen Mindeststandarts häufig illegal unterlaufen werden, sodass gute Arbeit auch weiterhin vielfach mies bezahlt wird.

Mir fällt in diesem Zusammenhang immer die Schweiz ein, ein Land, das wie kein anderes für Kapital steht und wo die Arbeitnehmer dennoch nicht ansatzweise so über den Tisch gezogen werden, wie hierzulande.

Ich halte jedoch auch Überlegungen das Ehegattensplitting abzuschaffen (nur damit die Damen schneller wieder ins Berufsleben einsteigen und eine eigene Rente erwirtschaften) eher für eine moderne Form der Sklaverei.Das Ehegattensplittung gehört schon lange reformiert. Wenn man sich eine Mai Ling a la Gerhard Polt zulegt, wird man mit bis zu knapp über 18000 EUR Steuervorteil belohnt.

Die pauschale Verdoppelung der Steuereckpunkte beim Splittingtarif, also Beginn des Spitzensteuersatz exakt beim doppelten Wert eines Ledigen, ist aus Gründen der Steuergerechtigkeit doch schon lange nicht mehr haltbar.

Die Steuerkurve gehört für alle abgeflacht, sodass der Spitzensteuersatz erst deutlich jenseits der Beitragsbemessungsgrenzen der Sozialversicherungen greift, für den Ehepartner muss es natürlich einen zweiten Grundfreibetrag geben. Dieser Grundfreibetrag macht eine Steuerermäßigung von bis zu etwa 4200 EUR aus, zusammen mit der kostenlosen Mitversicherung bei der Krankenkasse, sollte das familienpolitisch doch ausreichen. Im Falle von Kindern gibt es ja das Kindergeld noch obendrauf.

Wenn man längst überfällig den Spitzensteuersatz bei nicht unter 100000 EUR starten ließe, würde das Ehegattensplitting beim Eckpunkt 200000 EUR das Einkommensteueraufkommen so einbrechen lassen, dass der Finanzminister niemals zustimmen kann.

Das Ehegattensplitting unverändert beizubehalten, geht einerseits an der heutigen Lebenswirklichkeit vorbei und andererseits wird dadurch jegliche sozial gerechte Steuerreform unmöglich gemacht. Aber langjährige Ehepaare sind halt treue Wähler und deshalb traut sich hier keiner ran.

Man könnte so viel tun, um die Steuer-, Abgaben- und Subventionsgesetzgebung, sowie die Lohnentwicklung gerechter zu gestalten, dann würde auch die Akzeptanz steigen, dass Klimaschutz etwas kosten muss.

Uff, im letzten Halbsatz gerade noch die Kurve in Richtung des Threadthemas geschafft .

eppf

@eppf Auto "vorhanden oder nicht" mußt du spätestens bei der Antragstellung mit angeben. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt eines.

Da ich die Zumutbarkeitsregeln kannte hatte ich gesetzeskonform die Frage, ob ich mir das mal ansehen möchte, mit ja beantwortet.

Wir hatten übrigens auch eine Kollegin (sie verdiente allerdings mehr) mit 78 km einfachem Anfahrtsweg per Auto und einen Kollegen, der bei Früh- oder Spätschicht ca. 4 Stunden (einfach!) mit ÖPNV unterwegs war.

Daß das alles Irrsinn ist, ist ja wohl logisch.

Zitat:
Mehr Bahn und weniger Auto?
Ampel-Parteien ringen mit der Verkehrspolitik

Tempolimit einführen, Pendlerpauschale abschaffen: Was dem Klimaschutz und der eigenen politischen Glaubwürdigkeit nutzen würde, tut Autofahrern weh. Die Ampel-Parteien stehen bei der Verkehrspolitik vor der Quadratur des Kreises. Auch für Bahnfahrer könnte eine neue Ära anbrechen.
- www.n-tv.de/politik/Ampel-Parteien-ringe...article22897087.html

Grüße, Egon

@autogas: Ich kann mitfühlen, ich mußte meiner mehrfach umgezogenen Firma immer weiter "hinterherfahren" - am Ende auch 78km einfach durch täglichen Stau morgens und abends. Der Effekt: Ich bin so früh ins Büro und erst wieder nach Hause als der Stau vorbei war.
Irgendwann umgezogen - ging ja noch, ohne Familie, aber sobald man Frau und Kinder hat ist das kaum akzeptabel alle aus ihrem Lebensumfeld herauszureißen.

Im Gegenzug wäre es aber auch verkehrt, Umzüge generell nicht zu erwarten (z.B. Ledige), ich weiß nicht, wie man das fair gestalten kann.

@eppf: in den meisten Punkten stimme ich deinem letzten Post zu.

Warum die Arbeit liegen bleibt? Weil man es sich nicht leisten können wird, mehr zu bezahlen, denn das setzt ja voraus, das man die Kosten als Unternehmer bei seinen Produkten aufschlagen kann, ohne sich damit aus dem Markt zu drängen, zumindest wenn man gegen eine Konkurrenz antritt, die zwar niedrigere Löhne bezahlt, die aber sogar in dem Land wiederum gute Gehälter darstellen. Derartiges ist ja schon innerhalb der EU nicht zu vermeiden.

Wie macht die Schweiz das?

Da ist über Jahrzehnte durch internationale Geldwäsche einfach noch genug Geld vorhanden. Man kann es sich leisten.

Außerdem hatte sich die Schweiz eine beeindruckende, hochwertige und damit hochpreisige Industrie aufgebaut (Uhren, Schmuck, Werkzeuge, Baumaschinen, Waffen, Lebensmittel). Versuche, als Billiganbieter aufzutreten, gab's nie.

Die Schweiz hält sich auch seit Jahrhunderten aus Kriegen raus. Inwieweit überhaupt Geld für Entwicklungshilfe gezahlt wird, weiß ich nicht.

Der hochpreisige Tourismus bringt sicher auch noch was ein.

Warum es in der Schweiz geht, ist wohl auch in gewisser Hinsicht eine Mentalitätsfrage. Ich weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken soll, aber dort ziemt es sich einfach nicht, in annähernd so einem breiten Stil wie bei uns die Leute mit Dumpinglöhnen abzuspeisen.

Ich habe vorletztes Jahr in der Schweiz in den Bergen mit Einheimischen vor Ort gesprochen. Es ist z.B. dort vollkommen normal, dass eine Gaststättenbedienung nicht unter 20 CHF pro Stunde verdient.

Ich habe auch kein Problem dabei, in der Schweiz höhere Gaststättenpreise zu löhnen, wenn ich im Gegenzug weiß, jeder dort Bedienstete hat auch etwas davon und nicht nur der Wirt macht den großen Reibach.

Es wird auch von den Besserverdienenden hingenommen, dass es bei der Rentenversicherung keine Beitragsbemessungsgrenze gibt, obwohl die max. Rentenhöhe gedeckelt ist. Bei uns wäre da Feuer auf dem Dach!

Irgendwie tickt man dort anders und ich meine, in vielen Punkten (nicht allen) durchaus besser als bei uns.

Oder ein anderes Beispiel:
Wieso sind die skandinavischen Länder in der Zufriedenheitsstatistik ganz weit oben, trotz extremer Steuern und Abgaben. Diese in einer Höhe, wo ein gewisser Herr Lindner Schnappatmung bekäme.

Im Gegensatz zu Skandinavien denkt hierzulande jeder zuerst nur an sich selbst und danach lange an nichts anderes.

eppf

Zitat:
Forderung nach höherem CO2-Preis
ADAC wirft Umweltamt "Abgabenorgie" vor

Der ADAC weist die Forderungen des Umweltbundesamts zur Einhaltung der Klimaziele im Verkehrssektor scharf zurück - diese stammten aus dem "Elfenbeinturm". Der Autofahrerklub warnt vor einem Akzeptanzverlust für den Klimaschutz in der Bevölkerung. Greenpeace sieht das naturgemäß anders.- www.n-tv.de/politik/ADAC-wirft-Umweltamt...article22908822.html


Zitat:
Klimadebatte
Umweltbundesamt empfiehlt höhere Spritpreise und Aus für Pendlerpauschale

Der Verkehrssektor droht die Klimaziele zu verfehlen, das Umweltbundesamt will mit steigenden Benzinpreisen und anderen drastischen Einschnitten gegensteuern. Im Gegenzug sollen die Bürger entlastet werden.- www.spiegel.de/wirtschaft/service/verkeh...c3-a751-b53c10b378ee
- www.n-tv.de/wirtschaft/Sprit-ist-laut-Um...article22907285.html


Grüße, Egon

Zitat:
Klimaschutz in Ampel-Gesprächen
Grünen-Spitze gibt Nachbesserungsbedarf zu

Das Sondierungspapier der Ampel-Parteien bleibt an vielen Stellen vage, auch beim Klimaschutz. Die Führungsriege der Grünen steht deshalb intern, aber auch bei Umweltverbänden in der Kritik. Letztere sollen nun beim Nachbessern im Koalitionsvertrag helfen.
- www.n-tv.de/politik/Gruenen-Spitze-gibt-...article22909379.html

Grüße, Egon