Ultranet / Stromautobahn / HGÜ 07.06.2017 11:12 - vor 6 Jahren, 10 Monaten
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Hallo Liebe Priusfreunde,
die geplante Erweiterung unseres Stromnetzes um Windstrom von Norden in den Süden zu bringen, kannte ich bisher nur unter dem Begriff Südlink. Was mir neu ist, daß sich hinter dem " Ultranet" getauftem Projekt auch eine neue Technik verbirgt: Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ), das gab es bisher so nicht. Bisher übertragen wir Strom mit Wechselspannung.
de.wikipedia.org/wiki/Ultranet
Aufmerksam auf den Begriff wurde ich durch die regionale Presse, Westerwälder Zeitung. Es wurde von einem Treffen berichtet mit besorgten Bürgern und verantwortlichen Behörden und Firmen. U.a. wurde das Bundesamt für Strahlenschutz zu möglichen gesundheitlichen Auswirkung der hohen Gleichspannungen befragt. Es wird bemängelt, das es keine ausreichenden Daten und Studien gebe. Ich habe den Eindruck erhalten, das es noch Jahre dauern könnte, bis die Stromtrasse in Betrieb ist.
Wie ist das mit den Übertragungsverlusten? Hatte man sich nicht damals für Wechselspannung entschieden, weil es besser, effizienter war?
LG
Klaus
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KSR1
Moderator
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Letzte Änderung: 12.03.2024 18:10 von KSR1.Grund: Betreff erweitert
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Aw: Ultranet 07.06.2017 11:26 - vor 6 Jahren, 10 Monaten
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Hallo Klaus,
hier mal eine schnelle, stark vereinfachte Darstellung. Sollte aber das Wesentliche enthalten:
Wechselspannung wurde genommen, weil man damit leicht auf unterschiedliche Spannungsniveaus transformieren kann. Da genügt ein "einfacher Trafo um von z.B. 20kV auf 235V zu kommen. Dafür hat man erhebliche Übertragungsverluste auf der Leitung, weil zum ohmschen Widerstand der Hochspannungsleitung noch die Verluste aufgrund der Leitungskapazitäten und Indiktivitäten dazu kommen.
Gleichspannung ist dagegen wesentlich effizienter zu übertragen, hier ist (fast) nur der ohmsche Widerstand für Übertragungsverluste zuständig. Allerdings ist Gleichspannung deutlich aufwändiger auf andere Spannungspegel umzusetzen, da man dafür aktive Umrichter braucht. Das funktioniert erst seit ein paar Jahren außerhalb des Labors.
Und die hohen Spannungspegel auf den Langstreckenübertragungen braucht man, da bei gegebener Leistung bei einer hohen Spannungen niedrigere Ströme fließen und damit der ohmsche Widerstand der Leitung zu einem geringeren Spannungsverlust führt.
Es wurde von einem Treffen berichtet mit besorgten Bürgern und verantwortlichen Behörden und Firmen. U.a. wurde das Bundesamt für Strahlenschutz zu möglichen gesundheitlichen Auswirkung der hohen Gleichspannungen befragt. Es wird bemängelt, das es keine ausreichenden Daten und Studien gebe.
Bitte entschuldigt die jetzt folgenden heftigen Worte, aber so lansgam drehen die Esoteriker IMHO wirklich hohl . Erst sind die Stromleitungen böse, weil sie magnetische Wechselfelder erzeugen. Jetzt kommen sie drauf, dass Gleichspannung gefährlich sein könnte. Die sollen einfach sagen, dass sie in Wahrheit einfach nur gegen jede Änderung sind, weil sie ihnen Angst macht und nicht versuchen irgendwelche technischen Argumente vorzubringen. Gegen deren Phobien hilft nur ein Therapeut und kein Ingenieur. Das regt mich so tierisch auf, da könnte ich noch ganz andere Worte finden....
Grüße
Thomas
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Letzte Änderung: 07.06.2017 11:30 von ttha.Grund: Wutworte sauberer formuliert
Hyundai Kona Elektro, Premium, 64kWh, KBA-Nummer: 1349/AFH
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Aw: Ultranet 07.06.2017 11:53 - vor 6 Jahren, 10 Monaten
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Solange sich diese besorgten Bürger jedoch ein Mobil- oder Smart-Phone an den Kopf halten, machen sie sich definitiv m.M.n. lächerlich.
Denn das Risiko von Zellschädigungen geht von jeglicher Strahlungsenergie aus.
Mit anderen Worten, bislang sind Risiken durch Strahlung, sei es vom PC Monitor, vom Mobiltelefon, Mikrowelle usw. usf. durch einzuhaltende gesetzliche Bestimmungen,
auf ein nach wissenschaftlicher Einschätzung, gesundheitliches Maß reduziert.
Gleiches gilt für Stromnetze.
Ist man an einer Stelle besorgt, muss man es genauso an anderer Stelle sein.
Sonst ist die Argumentation nicht im Einklang.
Just my 2 Cent.
Hybridfan5
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Letzte Änderung: 07.06.2017 12:28 von Hybridfan5.
Zitat: Du bist auch so einer, der im DB Navigator schaut, wann der Zug ankommt, und dann am Gleis steht. Der DB Navigator ist keine App, in der man Zugfahrpläne einsehen kann, sondern eine Projektionsfläche für unsere Hoffnungen. - M. Schafroth
2018-.........YHSD Edition 2014 chilli-rot 3,9 LHK akt. 270 Tkm
2012-2017 YHSD Life + Komfort & Design, weiß 215 Tkm 4,1-3,9 LHK
2010-2012 P3 Mod.2010 Life + Schiebedach & Solar schwarz 90 Tkm 3,9-4,0 LHK Durchschnitt 59 km/h
2007-2010 P2 FL SOL silber 60+50 Tkm 4,7-4,5 LHK
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Aw: Ultranet 07.06.2017 11:55 - vor 6 Jahren, 10 Monaten
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ttha schrieb:
Wechselspannung wurde genommen, weil man damit leicht auf unterschiedliche Spannungsniveaus transformieren kann.
Das leuchtet ein, danke! Also wegen des günstigeren Transportnetzes zu Zeiten günstiger Kohle.
Bitte sachlich bleiben, was Ängste der Mitbürger betrifft. Mir glauben es viele Leute auch nicht, daß es mir von Diesel-Abgasen mitunter innerhalb Sekunden beschissen geht. Ich fände es zumindest nicht gerade wohnlich, wenn 20 Meter neben meiner Wohnung eine Hochspannungsleitung verliefe.
Es ist zum Glück zumindest im Gespräch, die Leitungen unterirdisch zu legen, trotz höherer Kosten. Dann erübrigen sich solche Fragen. Und besonders sensible Personen installieren eine Beregnungsanlage, damit das Erdreich immer schön feucht ist und die Strahlen ableiten kann.
LG
Klaus
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KSR1
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Aw: Ultranet 07.06.2017 11:58 - vor 6 Jahren, 10 Monaten
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Also die HGÜ ist definitiv nix neues, das gab' es schon vor hundert Jahren. Eigentlich war ja mal geplant eine riesige Solar-Farm in Lybien zu bauen und dann den Strom per HGÜ nach Europa zu transportieren. Das war das ursprüngliche DeserTec-Projekt. Aber weil sowas unseren "Freunden" in Übersee ja nicht gefällt kam es anders...
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Aw: Ultranet 07.06.2017 12:57 - vor 6 Jahren, 10 Monaten
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joker4791 schrieb:
Also die HGÜ ist definitiv nix neues, das gab' es schon vor hundert Jahren.
Als Patent, oder in der Realität mit mehr als einer Versuchstrasse? Ich kenne seit 40 Jahren nichts anderes als Wechselspannungsnetze. Ist mir da was entgangen?
LG
Klaus
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KSR1
Moderator
Beiträge: 32514
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Aw: Ultranet 07.06.2017 13:04 - vor 6 Jahren, 10 Monaten
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Hier mal ein paar Infos aus Wikipedia:
Der erste Versuch einer Fernübertragung mit Gleichstrom fand 1882 von Miesbach nach München statt. Kleinere und eher der Mittelspannung zuzurechnende HGÜ-Anlagen entstanden ab den 1890er Jahren besonders in Italien und der Schweiz, beispielsweise St-Maurice–Lausanne (22 kV, 3,7 MW, 60 km; 1897). Die erste HGÜ-Anlage war das Lyon–Moûtiers-System mit einer 180 km langen Freileitung bei 100 kV bipolarer Spannung und 14,7 MW Übertragungsleistung im Endausbau. Die Anlage war von 1906 bis 1936 in Betrieb und funktionierte ohne Umrichtwerke. Die elektrische Energie wurde mittels in Reihe geschalteter Gleichstromgeneratoren direkt in einem Wasserkraftwerk in Pomblière bei Moûtiers erzeugt und von Gleichstrommaschinen in Lyon zum Betrieb der elektrischen Straßenbahn umgesetzt.
Quelle
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Aw: Ultranet 07.06.2017 21:04 - vor 6 Jahren, 10 Monaten
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KSR1 schrieb:
Also wegen des günstigeren Transportnetzes zu Zeiten günstiger Kohle.
Nein. Wegen der bis in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts fehlenden Alternativen. Es gab keine großtechnisch und flächendeckend sicher einsetzbare und effiziente Umformertechnik für HGÜ. Es gab zu Hochspannung-Wechselstromübertragung schlichtweg keine sinnvolle Alternative. Außerdem ist ein großes vermaschtes Gleichstromnetz (immer noch) schwer beherrsch- und steuerbar.
Um bei Deinen Worten zu bleiben - bitte sachlich bleiben
Es ist zum Glück zumindest im Gespräch, die Leitungen unterirdisch zu legen, trotz höherer Kosten. Dann erübrigen sich solche Fragen.
Ich fürchte, eher nicht. Eine unterirdische HGU-Trasse stellt einen massiven Eingriff in die Natur dar. Der breite Streifen, in dem die Leitungen unter der Erdoberfläche liegen, muß ausgekoffert und wieder verfüllt werden, darf weder überbaut, noch mit nennenswert wurzelbildenden Pflanzen bewachsen werden. Für die Landwirtschaft ist der Streifen nahezu nutzlos, da durch Wärmeeintrag vertrocknet. Alle 900 m steht ein Muffenbauwerk auf der Trasse. Die Querung von Autobahnen, Flüssen o.ä. Hindernissen ist kompliziert und teuer. Eine Überlastungsreserve ist kaum vorhanden.
Bis auf die psychosomatische Komponente hat eine unterirdische Führung von HGÜ gegenüber Freileitungs-HGÜ nur Nachteile.
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DIN 5008: Größenangaben und Formeln
8.1 Einheiten - Nach dem Zahlenwert folgt ein Leerzeichen.
8.3 Alleinstehende, hochgestellte Zeichen stehen direkt hinter dem Zahlenwert.
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Aw: Ultranet 07.06.2017 22:27 - vor 6 Jahren, 10 Monaten
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W-Motor schrieb:
Bis auf die psychosomatische Komponente hat eine unterirdische Führung von HGÜ gegenüber Freileitungs-HGÜ nur Nachteile.
Danke!
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Letzte Änderung: 07.06.2017 22:39 von KSR1.Grund: Zitat repariert
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Aw: Ultranet 12.01.2018 19:24 - vor 6 Jahren, 3 Monaten
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Die bis 2025 geplante Stromautobahn von der Nordsee ins Rheinland soll das dicht besiedelte Ruhrgebiet umgehen. Der bevorzugte Korridor für die Stromverbindung verlaufe weitgehend entlang der deutsch-niederländischen Grenze und solle den Rhein bei Rees am Niederrhein unterqueren, sagte der Projektleiter Klaus Wewering des Übertragungsnetzbetreibers Amprion am Donnerstag bei einem Pressetermin in Wesel.
www.t-online.de/nachrichten/id_83028474/...rgebiet-umgehen.html
LG
Klaus
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KSR1
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Aw: Ultranet 12.01.2018 19:49 - vor 6 Jahren, 3 Monaten
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HGÜ Verbindungen gibt es etliche, insbesondere dann wenn man lange Entfernungen hat oder wenn man Netze stromtechnisch entkoppeln will.
Es gibt Ideen Gleichstromleitungen an bestehende Masten zu hängen, da man neue Trassen nicht genehmigt bekommt.
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1990 - 2011 mini el Serie 1 (city el) 80Tkm, 2009 - 2015 PIII 215Tkm, 2015 - Tesla MS 195Tkm
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Aw: Ultranet 12.01.2018 19:55 - vor 6 Jahren, 3 Monaten
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Aw: Ultranet 12.01.2018 20:44 - vor 6 Jahren, 3 Monaten
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Kraftwerk an den Wasserfällen von Iguaçu:
"Die auf der Seite von Paraguay befindlichen Generatoren erzeugen Drehstrom mit einer Frequenz von 50 Hz. Das brasilianische Netz arbeitet mit 60 Hz. Da der Großteil der in Paraguay erzeugten elektrischen Energie nach Brasilien exportiert wird, wird der Strom aus Paraguay erst in Gleichstrom umgewandelt und anschließend über eine Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) 850 km weit nach São Paulo transportiert, wo er auf 60 Hz umgewandelt wird."
Quelle:
de.wikipedia.org/wiki/Itaipú
Ich hatte mich erstmals damit beschäftigt, als wir in Brasilien in einer Hotelanlage für ein paar Sekunden im Dunkeln saßen, bis das Notstromaggregat ansprang. Dadurch funktionierte der Fernseher noch. Erst hieß es, in Rio de Janeiro sei das Licht aus, dann auch in Sao Paulo, dann mehr und mehr, nacheinander fielen die Handynetze und das Internet aus, 2 Tage später stand in der Zeitung, daß das Licht in Brasilien, (Argentinien) und in Paraguay aus war! Ab und zu war ein einzelner Raum oder eine einzelne Wohnung noch hell, die hatten professionelle unterbrechungsfreie Spannungsversorgung.
mobile.nytimes.com/2009/11/12/world/americas/12brazil.html
en.wikipedia.org/wiki/2009_Brazil_and_Paraguay_blackout
Auf der portugiesischen Seite sind 3 hübsche Fotos, die das mit den vereinzelten beleuchteten Räumen bzw. Wohnungen belegen:
Apagão
Link vom Moderator korrigiert. danke
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Letzte Änderung: 12.01.2018 21:56 von autogasprius_berlin.
seit 07/20 ohne Autogas und ohne Prius unterwegs
Hybrid-Historie:
Yaris Style Selection White seit 07/20
Prius II, 03/07 bis 10/20, EXE, silber, ab km-Stand 42.000 auch auf LPG, hat immerhin 382.160 km gehalten
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Aw: Ultranet 12.01.2018 21:31 - vor 6 Jahren, 3 Monaten
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Solaris schrieb:
HGÜ Verbindungen gibt es etliche ...
Hast Du bitte mal 2-3 Beispiele?
LG
Klaus
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KSR1
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Aw: Ultranet 12.01.2018 21:40 - vor 6 Jahren, 3 Monaten
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hybbi56 schrieb:
Hallo Klaus, ist das diese hier?
Ich bin in meinem wie Deinem Fall nicht sicher, in wie weit das wirklich ein und die selbe Sache ist. Aber, bei Dir Betreiber TransnetBW, bei meinem Beispiel Amprion. Beide werden als Macher des Ultranet angegeben.
LG
Klaus
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KSR1
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Letzte Änderung: 12.01.2018 21:41 von KSR1.
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