Priusfreunde.de

Warum nicht beides gleichzeitig? Autofahren teurer machen und im selben Zuge die Alternativen billiger.

Ich glaube, wenn Autofahren genauso teuer/günstig bliebe wie bisher und nur die Öffentlichen billiger, wird da bei vielen trotzdem kein grosses Umdenken stattfinden, weil sich ja dann nichts ändert. Hat bisher ja gut funktioniert, warum also umsteigen?

Wenn wir wollen, dass die Menschen vom Auto wegkommen, reicht es nicht, einfach nur die Alternativen attraktiver zu machen. Damit holst du nur die paar Leute ab, die sowieso schon auf der Schwelle stehen und nur den kleinen Schubs brauchen. Nur, wenn Autofahren im Vergleich dazu wirklich unattraktiv wird, bekommst du die grosse Masse zum Umstieg.

Lass uns mal den Vergleich Auto<->Fahrrad nehmen (weil wir da im anderen Thread schon ein bisschen diskutiert hatten).

Wenn ich innerorts neben eine zweispurige Strasse einen guten Fahrradweg baue, werden zwar einige aufs Rad umsteigen, um solche Strecken zu bewältigen, aber nicht die Mehrheit, weil es ist ja weiterhin genug Platz, um bequem mit dem Auto zu fahren.

Wenn ich allerdings von den zwei bestehenden Fahrspuren eine für die Autos wegnehme und nur noch für Fahrräder und Busse freigebe, dann wird Autofahren aufgrund der geringeren Kapazität auf dieser Strecke plötzlich viel unattraktiver, weil man mit dem Fahrrad oder dem Bus fast unter Garantie besser durchkommt als mit dem Auto.

Die Frage ist immer: wollen wir überhaupt, dass die Leute vom Auto wegkommen und falls ja, wie ernst ist es uns damit?

Ich möchte sehen, wie die Leute hier im Saarland, einer Landschaft mit dem Höhenprofil eines Eierkartons, bei Schnee, Regen und Hagel sich morgen bei teils 10-12% Steigung der zahllosen Hügel und Berge aufs Rad schwingen, um Ihre 10-30km auf die Arbeit mit dem Rad zu fahren oder in den Supermarkt.
Hier wohnen sehr viele auf den Land. Die Bergwerke früher waren über das ganze Land verteilt. Daher entstanden sehr viele Dörfer in den Standorten und den Wegen dahin.

Alles gut in Münster, Berlin oder München. Hier, eher nein.

Wer massiv ÖNPV will und das Auto möglichst unzugänglich machen möchte, der gibt die ländlichen Gegenden und die Provinz auf. Der Begriff des dann einsetzenden Prozesses nennt sich Landflucht.
Firmen geben auf, die Jungen ziehen weg. Es bleiben die, die alt sind oder nicht anders können.
Dafür CO2-arm. Alles andere ist eh egal.
Dem Hipster auf dem Lasten-E-Rad in Berlin juckt es nicht, da nicht betroffen.

Wenn das der politische Wille ist, dass wir alle in der Metropole wohnen, damit wir Bus fahren können, dann wird es halt so.
Und gleichzeitig soll Wohnen in der Stadt günstiger werden. Wie soll das gehen bei massivem Umzug in die Stadt?

Ist die Großstadt die Lösung des Klimaproblems? Das kann es ja wohl nicht sein.

Zu deiner letzten Frage:

So wenig es mir selbst gefällt (ich hasse Großstädte), aber leider ja, ich befürchte, das wird ein Teil der Lösung sein müssen.

Aber natürlich nicht die einzige. Was aber kommen wird: wer auf dem Dorf oder auf dem Land in einer einsamen Hütte wohnen will, muss wahrscheinlich irgendwann selber schauen, wie er zurecht kommt.

Trotz allem kann man natürlich auch in ländlichen Regionen eine "funktionale Verstädterung" anstreben, und gerade Einkaufsmöglichkeiten des täglichen Bedarfs wieder näher an die Wohngebiete ran bringen.

Mobile Arbeit muss ein grosses Thema werden, bei allen, wo es möglich ist (ich weiss, dass der Müllfahrer und die Krankenschwester nicht im Home Office arbeiten können, um die geht es aber überhaupt nicht). Die Arbeitgeberverbände heulen jetzt aber schon wieder rum, die Corona-Homeoffice-"Pflicht" doch bitte wieder aufzuheben.

Multimodales Pendeln (geht natürlich nur, wenn die Bus und Bahn entsprechend ausgebaut werden): 3km mit dem Rad zum Bahnhof, von dort dann mit dem Zug weiter.

Was ich aktuell von allen Seiten gefühlt nur höre: "Ach menno, ich will aber, dass alles so bleibt, wie es ist, überall hin mit dem Auto fahren, denn wer weiter läuft, als sein Auto lang ist, ist ein Landstreicher".

Wohin uns diese Verkehrspolitik die letzten 30 Jahre geführt hat, ist in jedem Stau und jedem Unfall, in jedem zusätzlich zugelassenen Wagen (in Deutschland ja mittlerweile fast 50 Mio. PKWs), in jedem zugeparkten Rad- oder Gehweg zu sehen.

Auto hier, Auto da, ich brauch aber Parkplätze, wenn ich drei Kilometer in die Stadt fahren will. 70 % aller Autofahrten in Deutschland sind kürzer als 10 km. Das kann man zum Beispiel mit Pedelecs auch bei Schnee und Regen eine Steigung hoch ohne grosse Probleme bewältigen (wenn man sich ordentlich kleidet).

Das Problem ist halt ziemlich vielschichtig und es wird nicht die eine Lösung für alles geben, logischerweise kann das gar nicht funktionieren. Aber immer erst mal den Beissreflex "ich brauch aber unbedingt für alles jeden Tag ein Auto" rauszulassen, statt erst mal wirklich in sich zu gehen und sich ernsthaft mit den Alternativen zu befassen, bringt auch keinem was.

Aber jetzt schweifen wir schon wieder vom Thema "Spritpreise" ab

Zitat:
16 Cent fürs Klima
Baerbock will Preissteigerung bei Benzin

Das Rennen ist noch offen: Doch sollten die Grünen die stärkste Kraft bei der Bundestagswahl und Annalena Baerbock Kanzlerin werden, müssen sich Autofahrer auf höhere Kraftstoffpreise einstellen. Auch ein Tempolimit soll es geben.
- www.n-tv.de/politik/Baerbock-will-Preiss...article22586784.html

Grüße, Egon

16ct Preissprünge (OK, treppchenweise) haben wir locker an einem durchschnittlichen Tag !

Wer will noch mal, wer hat noch nicht?

Ist sogar gerade "günstig". Heute vormittag war der Sprit sogar noch 4 ct. teurer.

in anbetracht des feiertages am donnerstag sind auch bei uns die preise gleich um ca. 7cent angestiegen - ich werde also erst am montag tanken

automobilwoche.de    Montag, 31. Mai 2021, 15.30 Uhr
Grüne Kanzlerkandidatin Baerbock: Benzinpreiserhöhung um 16 Cent und Tempolimit
Zitat:
Annalena Baerbock will den Benzinpreis um insgesamt 16 Cent erhöhen und spricht sich für ein Tempolimit von 130 km/h aus. Die Linke ist entsetzt. www.automobilwoche.de/article/20210531/A...-cent-und-tempolimit

automobilwoche.de   Dienstag, 01. Juni 2021, 15.00 Uhr
Benzin und Diesel:
Kraftstoffpreise auf höchstem Stand seit zwei Jahren
Zitat: Tanken ist für Fahrer von Autos mit Benzinmotoren in Deutschland so teuer wie seit zwei Jahren nicht mehr. Diesel war zuletzt 2018 so teuer wie jetzt. www.automobilwoche.de/article/20210601/A...and-seit-zwei-jahren

Den ganzen Überblick über den Rohölmarkt findet man:

www.tecson.de/oelweltmarkt.html

Von mir aus können die noch einen ganzen Euro draufschlagen. Die Karren werden immer fetter, das Tempo immer flotter. Da darf es auch ruhig was kosten!

ich bezweifel ob es die fahrer der fetten kisten beeinflussen wird?
treffen wird es personen die über keinen prall gefüllten geldbeutel verfügen.
person, die aus beruflichen gründen regelmäßig zwischen zwei orten hin- und her pendeln, personen die keine möglichkeit haben ein öffentliches verkehrsmittel zu benutzen,geringverdiener, teilzeitkräfte.........
esox

Solange Leute, die ansonsten eigentlich sparen wollen, Dacia Duster fahren und damit mehr Sprit verbrauchen als nötig, kann man ruhig den Spritpreis noch erhöhen. Aktuell ist Benzin immer noch billiger als 2014 als ich meinen Yaris Hybrid gekauft habe. Ich hatte damit gerechnet, dass der Spritpreis 2020 über 2 Euro sein wird.

Schaut Euch mal die Benzinpreisentwicklung seit 1972 an: de.statista.com/statistik/daten/studie/7...-seit-dem-jahr-1972/


Klar ist es dem Fahrer eines Hummer egal, was der Sprit kostet. Aber der Masse der SUV-Fahrer sind die Spritkosten nicht komplett egal. Beim nächsten Auto wird dann auch mal wieder darüber nachgedacht, was das Auto verbraucht.

die sichtweise habe ich nicht
leute die günstige autos wie z.b.einen dacia duster fahren
wollen nicht sparen, sie müssen sparen! gerade sie trifft eine spritpreiserhöhung, wie hier gewünscht, besonders hart.
esox

Vor ca. 2 Stunden E10 für 1,429€ getankt, jetzt schon wieder teurer.

schrubber schrieb:
Die Karren werden immer fetter, das Tempo immer flotter.

Das kann ich teilweise auch beobachten beim Tempo, das Fetterwerden deutlich öfter inklusive der Mischung aus beidem.

Interessant ist aber, dass sich manche Fahrer hinter einem mit deutlich gemäßigterem Tempo eine Weile einreihen und nicht schnellstmöglich vorbeiziehen, obwohl sie hier und da die Gelegenheit dazu haben. Vielleicht ist das eine Folge der schnell und saftig kletternden Spritpreise, ohne dass die Grünen am Ruder sind und die Preise, wie geplant, über die Maßen bisher pushen konnten. Die Hinterherfahrenden, denen Geld wahrscheinlich nicht völlig egal ist, da sie's nicht ohne Ende im Übermaß besitzen, mögen dem Gedanken anheimfallen, sieh an, so lässt ja auch sich fahren. Vielleicht sogar manche 'Kröte" dabei sparen und Nerven schonen. Simply relax!