Priusfreunde.de

Je weiter man vom LKW entfernt kommt desto gestörter ist allerdings die Anströmung. Allein schnellerer Verkehr auf der Spur daneben dürfte das Windfeld hinter dem LKW verschieben und verändern. Und sobald Winde auftreten kann das "sparsame Windfeld" sich auch Richtung Standspur oder Mittelspur verabschieden. Und je weite rman entfernt ist desto leichter verschiebt es sich.

Auch muss man bedenken, dass eine gestörte Anströmung die Aerodynamik des eigenen Fahrzeugs verschlechtern kann und damit der eigenen Widerstand sich erhöht.


cirr_s schrieb:

PS: MarieCurie, wenn Dir und Deinen 4 Prozessoren mal wieder Lust habt, kannst Du das noch mal für ein Reisebus-Schattenfahren rechnen? Für 120kmh Wind? ...

Optimal sind da die Doppelstock-Reisebusse. Das sind ja die reinsten fahrenden Schrankwände.

@cirr_s:

Mit einem Reisebus kann ich nicht dienen aber mit einem Kleintransporter/grossem SUV und 120 km/h:

Beim Abstand=1/2Tacho macht das 1 Liter weniger pro 100 km/h aus. Bei 100 m sind da immer noch 16% Ersparnis drin.

Zurück zur Story mit der Fahrt vom Alten Land zurück nach Schenefeld: Was kann man aus der Entwicklung des ECO-Score's über den Effekt des Windschattens lernen?

Kurz nach Erreichen der 30 km Marke ging es in den Elbtunnel und damit abwärts. Da dieses unter der Elbe ist und es keine GPS-Positionen gibt, sind natürlich die von Openrouteservices gelieferten Daten falsch bzw. die der letzten bekannten GPS-Position. Deshalb das starke Überschießen bei km 31 und 32. Nimmt man das hier gezeigte Tiefenprofil des Elbtunnels und korrigiert entsprechend die Daten fuer km 31-34 (auch km 33 und 34, da man auf der Nordseite höher aus dem Tunnel raus kommt, als man auf der Südseite hereingefahren ist) dann ergibt sich folgende Entwicklung des ECO-Score's entlang der Strecke:
Nimmt man die ganze Strecke von etwa 3.5 - 4 km, die mit nennenswerter Geschwindigkeit hinter dem LKW gefahren bin, habe ich fuer diese knapp 10% der Gesamtstrecke auf die Gesamtstrecke bezogen rund 4% Energie eingespart. Das klingt erst einmal wenig. Berücksichtigt man aber, dass dieses ja nur 4km von 43 km sind, dann bedeutet das, dass auf diesen 4 km rund 40% weniger Arbeit geleistet werden musste, als theoretisch zu erwarten gewesen wäre. Die rote Linie ist ein Fit durch die Daten, die ein solches Verhalten parameterisiert. Der erste Parameter entspricht der Einsparung an zu leistenden Arbeit auf den vier Kilometern. Berechne ich fuer diesen Streckenanteil den ECO-Score, dann ergibt sich ein Wert von (1.45+-0.02)! Das ist der Effekt durch den Windschatten im Tunnel!

Dass der Gesamt-Score nach Verlassen des Windschattens wider abnimmt ist damit zu erklären, dass der positive Windschatten-Effekt weggefallen ist und sich die Energieeinsparung auf die zunehmende Streckenlänge verteilt.

Die Tatsache, dass der ECO-Score auf den ersten 30 km bei 1.04 liegt, ist wahrscheinlich damit zu erklären, dass in den Berechnungen der theoretisch zu leistenden Arbeit nicht der Effekt der Reifenabnutzung und den sich mit dem Erwärmen des Reifens verbundenen Anstieg des Reifendrucks auf den Rollwiderstand berücksichtigt wird.

@Marie Curie: sehr schön nerdig das Ganze, auch mit allen Möglichen Nebenaspekten. Physik ist schon geil!

Ich kann leider nur ein paar empirische Beobachtungen beitragen. Wer Fahrrad fährt weiß wieviel der Windschatten ausmacht, man kann das da sehr unmittelbar körperlich erfahren...

Bei meiner letzten Urlaubsfahrt hab ich, aus Langeweile, über mehrere 100km alle möglichen Windschattenspielchen mit LKW, Reisebussen und Lieferwagen der Sprinterklasse durchdekliniert. Wenn man dabei auf seine Verbrauchsanzeige schaut kann man die Effekte sehr gut sehen.

Hätte ich einen HA gehabt und Marie C. könnte die Verbrauchswerte mit dem Abstand korrelieren würde ich wetten, das da sowas ähnliches rauskommt wie bei der schönen Strömmungssimulation.

Windschatten bringt signifikante Verbrauchsminderungen.

Man sollte dabei jedoch immer sehr aufmerksam und bei wachem Verstand sein-nicht nur beim Radfahren...

O.

Gibt es eine Mindestgeschwindigkeit, bei der diese Fahrweise etwas bringt?
Und der Maximale Abstand würde mich auch interessieren.
100 m sind nur 2 Leitpfosten. Also man muss dem schon auf den Pelz rücken.

Man könnte glatt auf die Idee kommen in irgendeiner Bushaltestelle auf einen langen LKW zu warten.
So schnell wie der Toyota Hybrid Fahrbereit ist, kann man den glatt die Wartezeit über ausschalten.

Reisender schrieb:
Gibt es eine Mindestgeschwindigkeit, bei der diese Fahrweise etwas bringt?

Grundsätzlich wirkt das der ersten Bewegung. Da der Luftwiderstand aber quadratisch mit der Geschwindigkeit zunimmt ist der Effekt bei niedrigen Geschwindigkeiten nicht meßbar und steigt dann immer stärker an.

Kommt auf den Abstand an. Bei 100 m wird man unter 70 km/h nicht viel merken.

Danke MarieCurie für diese Superinfos.

Ich bin schon mein ganzes Autoleben gerne Windschatten gefahren.

Nun sehe ich, mein Bauchgefühl hatte vor 40 Jahren schon Recht.

@ krouebi, vor 40 Jahren war das noch kein Thema. Heutzutage denke ich immer daran und halte ordentlich Abstand sodass ich an dem Vorausfahrenden vorbei schauen kann.

Bleibt Gesund

@MarieCurie:

Zuerst: Hut ab für die große Mühe, die du für uns alle bei diese Studie gemacht hast - Respekt !!

OK - da kann man den einen oder anderen Deziliter Kraftstoff sparen, wenn man sich (hoffentlich per Abstandstempomat) hinter einen LKW hängt. Alles schön und gut - das wünschen wir uns ja alle.

Nur: ich lese auch regelmäßig im Thema "Wann hat das endlich ein Ende? (LKW)" mit.

@alle, die daran denken sowas zu machen:

Dein Fahrzeug hält dank Abstandstempomat den korrekten Abstand ein. Der hinter dir fahrende LKW hat auch ein Abstandstempomat und/oder ein auf das Fahren konzentrierter Lenker? Vielleicht nicht. Der vor dir fahrende LKW hat auch ein Abstandstempomat und/oder ein auf das Fahren konzentrierter Lenker? Vielleicht nicht.

Der vor dir fahrende LKW hat die Stauende übersehen und knallt ungebremst oder fast ungebremst auf den vor ihn stehender LKW. Der hinter dir fahrende LKW knallt ungebremst oder fast ungebremst auf den vor ihn stehender LKW. Und du? Dein Fahrzeug ist auf ± 10% seiner ursprüngliche Länge kaltverformt worden, und du sitzt noch drin . Etwa so:





In zahlreichen Fällen fängt eine oder mehrere der Fahrzeuge an zu brennen - naja, dann können sich deine Hinterlassenen sich die Ausgaben zur Kremation sparen .

Ist es das wirklich wert?

Hi krouebi,

ich habe den Thread als Physik Thread sozusagen betrachtet. Auch wenn einige das praktizieren.

Für mich persönlich und in der Real Welt, natürlich.

Da sind zum Einen die Abgase dicht vor Dir, insbesondere beim Reisebus.

Zum Anderen, natürlich die Sandwich Problematik.

Ich persönlich schätze das meinige Unfallrisiko bei so einer Fahrweise 10x erhöht an, weil der Großteil meiner bisher unfallfreien Fahrweise einer weiten Vorausschau* und Überblick geschuldet ist, und Fahrt in möglichst großer Lücke - und zwar mittig. (Glück natürlich auch!!)

Weiterhin halte ich die Luftqualität so direkt hinter einem Laster für 2x schlechter als an irgendeiner anderen Position im Verkehrsfluss, wie gesagt suche ich mir eine lange Lücke, in der ich dann mit etwa 110 auf den nächsten langen LKW Block aufschließe - den ich dann zügig überhole und mich in die nächste große Lücke einordne, im Tempo wieder abfalle, usw. usf. ...

Mein Wohlfühlabstand auf Autobahnen ist immer eine Tacholänge oder mehr.

*d.h. ich sehe gern 10+ Autos im Voraus, oder 1km , ..., also ungern ein Schrank vor mir.

krouebi schrieb:

Ist es das wirklich wert? Nein!

...selbiges gilt für Leute, die sich bei Nebel an einen risikobereiten Fahrer vor sich orientieren und dran hängen.

Selber würden die, ohne die vermeintliche Sicherheit der vorausfahrenden Nebelschlußleuchte, niemals so risikoreich fahren.


@cirr_s, unsere fahrweise liegt eng beieinander. Bin am Sonntag so ganz entspannt incl. 4Pausen von Schweden über die Brücken -also auf dem Landweg durch Dänemark- 770km in 8 Stunden gefahren.

haribo schrieb:
krouebi schrieb:

Ist es das wirklich wert? Nein!
...

Da kann ich mich den Vorpostern nur anschließen!
Ich fahre seit bald 50 Jahren verbrauchsbewußt und versuche jede Chance zu nutzen, um effizient unterwegs zu sein. Aber es gibt Spritsparstrategien, die mir zu riskant, zu aufwendig und zu nervig sind. Dazu gehört die hier beschriebene auf jeden Fall!

Gruß!
JoAHa

Lassen wir es doch bei der Physik mich interessiert das Ergebnis. Die LKWs fahren mir davon

Habe mir hier
www.priusfreunde.de/portal/index.php?opt...mitstart=1665#646681

Gedanken über das ablesen gemacht. Mit km/Liter sieht man den Effekt viel schneller

Ich kann zwar nicht rechnen, aber Physik finde ich immer spannend!

Ja natürlich: mannigfaltig sind die Gefahren im Straßenverkehr....

Diese Windschattenspielchen gehen natürlich nicht in allen Verkehrssitustionen, aber auf flachen, nicht allzu vollen Autobahnen finde ich so ein Slow-Steaming hinter einem LKW durchaus entspannend und relativ risikoarm-immerhin fällt z.B. diese Spurwechselei als Einzelreisender weg.

Man könnte auch mal einen HSD-Train bilden: Vorne ein Prius als aerodynamischer Windbrecher, dann ein P+, als Windfang für meine Yaris Nuckelpinne-wir wären nicht nur schnell, sondern auch unglaublich sparsam

O.

Ps. Was macht das Experimental Team mit der Messsonde am Ausleger? Gibt es schon Prototypen?

Eins Frage ich mich bei den Windschatten Experimenten.
Der Prius an sich ist doch mit seinem CW Wert so was von gut.
Ist da noch mehr viel sparen möglich??
Ich fahre seit 23 Jahren auch einen Land Rover Defender (einen wie ich immer gern sage "ein CW wert wie ein Backstein in der Landschaft"). Und als wir in 2019 nach Dänemark gefahren sind, haben wir uns immer hinter LKWS, Busse usw. gehängt bei ca 90 kmh, das sogar LKWS uns überholt haben.
Normalverbrauch liegt wenn man um die 90 kmh fährt Langstrecke um die 9 liter. Wir sind mit voller Beladung für eine Woche 2 Kids zwei Erwachsene mit dem Ausnutzen von Windschatten mit 7,5 Liter gefahren. Vollgetankt los
in Hamburg wieder voll gemacht gerechnet und siehe 7,5 Liter. Also genau ausgerechnet und nichts von wegen BC hatt der nicht. Er hatte auch keine sonstigen Verbraucher keine Klima keine sonstige Elektronik die irgendwas zusätzlich verbrauchen könnte, daher kann man gut Vergleichen, wie sich der Verbrauch ändert. Daran kann man auch ohne Messgeräte sehen was man mit Windschatten fahren sparen kann