Priusfreunde.de

Hi Leute,

ich bin bereits vor längerer Zeit gebeten worden, einen Bericht zu meiner Chinareise (Shanghai / Guilin) zu verfassen. Jetzt nehme ich mir einfach einmal die Zeit dazu.

Damit es halbwegs zum Forum passt, werde ich hauptsächlich auf Verkehrsmittel und Stadtplanung eingehen. Selbstverständlich sind alle Fotos aus der eigenen Kamera und somit urheberrechtlich erlaubt.

Bitte wartet mit euren Kommentaren, bis ich mit meinem Bericht über mehrere Beiträge fertig bin, den letzten Beitrag werde ich als solchen kennzeichnen.

Fangen wir gleich einmal mit der Ankunft an. Vom Flughafen in die Stadt nahmen wir die Maglev (Transrapid), da waren vielleicht ein Viertel der Sitzplätze belegt, an der zusätzlich vorhandenen Metrostation gab es lange Schlangen. Offensichtlich sind die 50 CNY (ca. 6.50 EUR) für die Chinesen zu teuer.

Unser Zug fuhr mit „nur“ 300kmh, zu anderen Zeiten geht es bis 430kmh hoch, was aber auf Grund der kurzen Fahrstrecke wirklich keine Rolle spielt.

Am nächsten Tag war die erste Stadtbesichtigung angesagt, da fiel mir beim Anblick dieses Hochhauses gleich a la Men in Black die Frage ein „Fliegt die noch?“

Dann natürlich zum Bund zur Skyline und auf den Shanghai Tower hoch.

Am nächsten Tag fanden wir am People's Quare eine Luftmessstation, ca. 50m von der einen und 100m von der anderen Hauptstraße entfernt. Man achte hier auf den PM2.5-Wert von 10.4 ug/m3, alles andere als hoch.

Dann gleich noch weiter zu den Verkehrsmitteln. Busse gibt es als E-Bus, Oberleitungsbus und Diesel. Es gibt so gut wie keinen Straßenlärm! Es gibt ein allgemeines Hupverbot, welches auch geahndet wird, Polizei und sonstige Einsatzfahrzeuge fahren durchgängig nur mit Lichtsignal, ohne Horn. Nur in absoluten Notfällen wird das Horn eingeschaltet. Es gibt auch eine Menge Oberklasse-PKWs von Mercedes, Porsche, etc. Aber KEINER mit einem lauten Sportauspuff. Warum geht das nicht auch bei uns?

Was natürlich auch immer und überall zu sehen sind, Überwachungskameras!

Jetzt zu Guilin:
Wir fuhren mit dem Schnellzug in 9h nach Guilin. Wenn jemand wissen will, wie spät es ist, braucht er nur das Anrollen des Zuges mit dem Fahrplan zu vergleichen. Auf der Fahrt dorthin überquerten wir auch eine Menge neuer Autobahnen, bei deren Zustand sich der deutsche Autofahrer die Finger abschlecken würde. Mit dem Limit von 120kmh wäre er wohl weniger einverstanden.

In Guilin gibt es eine wunderschöne Verkehrsaufteilung. Hauptstraßen in der Stadt besitzen üblicherweise je 2 Richtungsspuren für die Autos, daneben abgegrenzt eine ca. 3m breite Spur für (weitgehend) elektrische Kleinfahrzeuge. Daneben nochmals ein breiter Gehweg. Eine Parkspur wie z.B. in der Münchner Sonnen- oder Lindwurmstraße? Fehlanzeige!

Hauptziel in Guilin war die River Cruise auf dem Li Jiang, danach gingen wir noch zum Moon Hill hoch.

Dann wieder zurück nach Shanghai.
Mitten in der Stadt gibt es so etwas wie den Yuyuan Gardens, ein wunderschöner, aber leider auch überlaufener Fleck.

Am Rand der Stadt besuchten wir die wunderschöne Wasserstadt Zhujiajiao.

Abends ging es hoch zum Oriental Pearl Tower, wo man das Lichtermeer richtig schön übersehen konnte. Wenn jetzt jemand glaubt, es wird die ganze Nacht der Strom für diese Lichter vergeudet, der irrt. Nach Ende der Besuchszeiten wird um 22:00 dieses Lichtermeer praktisch komplett abgeschaltet.

Am Tag vor der Abreise besuchten wir noch das Urban Planning Museum.
Da sieht man, was Stadtplanung bedeuten kann!

Zunächst möchte ich auf das gigantische Stadtmodell verweisen, welches dort aufgebaut ist. Aber jetzt weiter zu den Plänen auf den nachfolgenden Fotos. Man beachte vor allem die Entwicklung bei der Metro!

Zum Schluss noch ein Bild aus der U-Bahn, um eine technologische Meisterleistung aufzuzeigen. Neben der U-Bahn gibt es Bildschirme, die sich während der Fahrt auf die U-Bahn aufsynchronisieren und einen Werbefilm abspielen. Fragt mich nicht, welche Wiederholfrequenz und welche Rechenleistung hier dahinterstecken muss.

Zusammenfassung:
Man konnte sehr gut erkennen, dass China im Gegensatz zu uns einen Plan hat!
Ok, man muss ganz klar zugeben, dass es mit dem politischen System in China um Welten einfacher umzusetzen ist als bei uns.
Bloß greift ein eventuelles Gerede mit bei uns langwierigen Genehmigungsverfahren dann eindeutig zu kurz, wenn man ohne Plan gar nichts machen WILL!

Stellt also bei uns erst einmal Pläne auf, wie sie im Urban Planning Museum zu sehen sind und versucht deren Umsetzung, so gut es geht. Was dann durch Einsprüche der Bevölkerung nicht durchsetzbar ist, geht halt nicht, aber es erst gar nicht zu versuchen, weil die eine oder andere Wählerstimme abhanden kommen könnte, ist garantiert der falsche Weg.













So, das war jetzt das Ende des Berichts.
Ab sofort könnt ihr mit Kommentaren kommen.

eppf

Sehr schöner Bericht! Danke, dass Du Dir die Zeit dafür genommen hast .

Danke für den interessanten Bericht.
Scheinbar ist China moderner, sauberer und schöner als man landläufig vermutet.

Sind nur die Hotspots so sauber wie es auf den Bildern wirkt oder auch das Umland?

Sehr toller Bericht, Danke für Deine Mühe!
Ist ja echt beeindruckend, was die "chinesischen Ameisen" aufgebaut haben!

Irgendwie komme ich mir jetzt rückständig vor..?

Gruß
Martin

Dankeschön für Deine Arbeit.

Thomas

Daihatsu-Fahrer schrieb:
Sind nur die Hotspots so sauber wie es auf den Bildern wirkt oder auch das Umland?Ich war jetzt nur in den Städten Shanghai und Guilin unterwegs, dazu noch einen Tagesausflug nach Nanjing. Da scheinen die Stadtoberhäupter wirklich Interesse an sauberen Städten zu haben.

Ich war vor 5 Jahren auch schon in Guangzhou, Shaoguan, Wuhan, Chengdu, Xian und Peking. Da konnte man sich auch nicht über dreckige Städte beschweren, von der Smogwolke abgesehen.

Wobei eines auch klar ist, in die Glasscherbenviertel kommt man als normaler Tourist nicht. Wobei wir aber durchaus auch öfters die reinen Touristengegenden verließen, da meine Tochter chinesisch spricht und auch mit den dortigen Schriftzeichen umgehen kann. Da waren wir dann weit und breit die einzigen Langnasen, die zu sehen waren.

Shanghai hebt sich jedenfalls positiv ab. Mit der Nähe zum Meer ist es natürlich mit der Luftqualität leichter, aber auch die Eindämmung des Lärms, die durch Kontrollen erzwungene viel bessere Verkehrsmoral, ist nicht zu übersehen.

Ich habe die Tage von meiner Tochter erfahren, dass nun im letzten Monat auch die Mülltrennung eingeführt wurde, derzeit noch mit Aufpassern, damit die Leute auch die richtige Tonne wählen.

Wie schon gesagt, das leider suboptimale politische System erleichtert so ein Vorgehen ungemein, bloß man muss es zuerst auch wollen und genau das ist leider unser Hauptproblem. Wenn man vergleichsweise sieht, dass bei uns die Stadtoberhäupter trotz unserer (eigentlich) funktionierenden Gewaltenteilung Gerichtsurteile bezüglich der Luftreinhaltung glattweg ignorieren, kann man bei uns auch nicht gerade von optimal sprechen.

Eines ist mir auch klar geworden. China darf man keine Minute mehr unterschätzen nach dem Motto, dort wird ohnehin nur Schrott produziert und wir sind ja technologisch noch lange führend. So eine Denke geht gewaltig ins Auge. Alleine die Idee mit der U-Bahnwerbung ist für mich ein Hammer.

eppf

Danke für den ausführlichen Report.

Genau so habe ich Shanghai / Pudong in Erinnerung. Immer eine Reise wert.

Shanghai bei Nacht ist traumhaft.

Danke für den schönen Bericht, erst jetzt gelesen.

Das deckt sich weitgehend mit meinen eigenen (einige Jahre alten) Eindrücken. Wobei ich zumindest in Shanghai auch Bereiche besucht habe, die weit von allen touristischen Zentren entfernt waren. Ich war damals beruflich dort. Da sah es dann schon wesentlich nüchterner aus, um nicht zu sagen dreckiger. Das ist freilich nicht nur dort so.

Wenn ich Deine Aufnahmen mit meinen Eindrücken vergleiche, hat sich seither schon wieder einiges getan. Das vorgelegte Tempo ist beeindruckend oder erschreckend, je nach Standpunkt.

Grüße, Egon

Egon schrieb:
Wenn ich Deine Aufnahmen mit meinen Eindrücken vergleiche, hat sich seither schon wieder einiges getan.Meine Tochter war 2010 dort, zur Weltausstellung. Sie sagt auch, dass sich zwischen der Expo und dem Jahr 2018, als sie dort ihre Arbeitstelle antrat, um Welten viel geändert hat.

Das vorgelegte Tempo ist beeindruckend oder erschreckend, je nach Standpunkt.Erschreckend sollte es vor allem sein für unsere Konzerne, welche die aufkommende Konkurrenz aus China zum Teil immer noch nicht so richtig ernstnehmen.

Die sehen China in einem vollkommen falschen Bild, nämlich VOR ALLEM als großer Absatzmarkt, dabei schaufeln sie sich mit dieser Denke ihr eigenes Grab. Wer immer noch glaubt, China sei der Kopierweltmeister, vor dem man sein Knowhow beschützen muss und wenn man das schafft, ist man immer noch lange Zeit technologisch führend, der ist auf der komplett falschen Rille unterwegs.

eppf