Priusfreunde.de

schrubber schrieb:
Mir fehlt bei der Sache einfach der Wille zum Kompromiss. Man könnte ja auch das Tempolimit einführen und ein paar wenige ausgewählte Strecken weiterhin freigeben, dann wäre allen gedient.
Ich denke, es gibt schon welche.
Nordschleife, Hockenheim, ...

Gruß
Helmut

Du bist mir zuvorgekommen!

Übrigens, der Begriff "low hanging fruits" kam jetzt auch in Glasgow zur Sprache, wenn auch in einem anderen Zusammenhang (Methan).

Aber es kam klar rüber, dass man einfache Maßnahmen wirklich eintüten sollte. Welche Frucht wäre leichter zu ernten, als die namens Tempolimit, welches genau null Euro Kosten mit sich brächte und keinerlei negative Nebeneffekte außer einer Ego-Beeinträchtigung einer Minderheit von deutschen Autofahrern?

Im Prinzip ist das fehlende Tempolimit durchaus mit einem unreparierten Methanleck vergleichbar. Man lässt hierzulande etwas unnütz entweichen, was man ansonsten weltweit schon lange abgedichtet hat.

eppf

eppf schrieb:
...welches genau null Euro Kosten mit sich brächte...
DAS glaubst auch nur du! Spontan fallen mir da neue oder geänderte Beschilderungen ein, womöglich Neubewertungen von Strecken, auf denen aktuell schon Tempo 120 gilt (die könnte man u.U. auf 130 anheben) und dann sicher noch zahllose Unterlagen, die an eine neue Regelung angepasst werden müssten. Ich sehe da bei unserer Bürokratie Kosten im zweistelligen Millionenbereich auf den Steuerzahler zukommen.

Timo

Wenn generell 130 als Autobahntempo gilt, dann braucht es doch keine neuen Schilder. In Ortschaften ist 50 doch auch selbstredend.

Daihatsu-Fahrer schrieb:
Wenn generell 130 als Autobahntempo gilt, dann braucht es doch keine neuen Schilder. In Ortschaften ist 50 doch auch selbstredend.Alleine schon das
Verkehrszeichen 393 StVO

(Informationstafel an Grenzübergangsstellen mit Hinweis auf die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h auf Autobahnen sowie den zulässigen Höchstgeschwindigkeiten inner- und außerorts (50 bzw. 100 km/h))

müsste an den entsprechenden Stellen angepasst werden.
So viel nur zur Spitze des Eisbergs...

Wie ich oben schon schrieb: wenn flächendeckend 130 käme, könnte man sich die aktuell bestehenden 120-Abschnitte sparen. Mag sein, daß dafür keine neuen Schilder aufgestellt werden müssen (eventuell doch, an Auffahrten und Raststätten), aber die alte Beschilderung muss geändert oder entfernt werden. Und das auf aktuell über 13.000 Autobahnkilometern.

Timo

Aber warum? Es gibt doch sicherlich einen Grund, warum an diesen Abschnitten aktuell 120er-Schilder statt 130er-Schilder stehen. Dieser urspüngliche Grund fällt ja nicht plötzlich komplett weg, wenn 130 das generelle Tempolimit auf Autobahnen wird.

Es wäre nicht nur kostenlos, sondern sogar ein Gewinn. Hier in Bayern an der A8 zwischen München und Ulm diskutiert man z.B. bereits darüber, in den Bereichen, wo es seit dem Ausbau auf 3 Spuren zu einer massiven Erhöhung an Hi-Speed-Unfällen kam, teure Schilderbrücken aufzubauen, um je nach Verkehrsaufkommen die "freie Fahrt" einschränken zu können.

Permanent an solchen Stellen z.B. 120kmh vorzuschreiben, das geht ja gar nicht. Da würden ja die 200+kmh Raser auch zu Zeiten eingeschränkt, wo sehr wenig los ist.

Und es gibt gewiss an vielen Stellen in D Pläne, solche Schilderbrücken nachzurüsten, die bei einem festen Limit von 130kmh obsolet wären.

Betreffend der genannten Bürokratiekosten wird genau andersrum ein Schuh draus. Versuche einmal, an einem Autobahnabschnitt, der durch Unfallhäufigkeit aufgefallen ist, eine 130er-Begrenzung auszuschildern. Da rennst du von Pontius zu Pilatus, bist du nach langer Zeit deinen Segen bekommst und häufig klagt dann jemand dagegen und die Begrenzung muss wieder abgebaut werden.

Ein festes gesetzliches Limit von 130kmh und es wäre Ruhe im Karton.

Wie viele Wins braucht man denn noch?
- kostet nichts
- spart sogar noch Geld
- spart CO2 ein
- erhöht die Verkehrsicherheit
- vermindert Lärm

Zum letzten Punkt "Lärm" gibt es ein Paradebeispiel. Da wurde im Isental eine Begrenzung von 120kmh eingeführt, weil es für die Anwohner unerträglich laut war, eingetütet über einen Testversuch, im Zuge eines Wahlversprechens eines gewissen Herrn Söder. Ein Mühldorfer Autofahrer, der offensichtlich nicht einsehen wollte, dass er nicht mehr durchgängig durchbrettern darf, hat es dann über den VG München in einem EILVERFAHREN wieder kippen lassen.

Schon toll, da bekommen die Leute gegen ihren Willen eine äußerst strittige neue Autobahn mit Gewalt vor ihre Haustüre durchgedrückt und dann werden sie nicht einmal vor übermäßigem Lärm geschützt. Dabei waren selbst die 120kmh noch nicht ausreichend, weil die LKWs nach wie vor mit 80kmh fahren durften. Aber selbst die Lärmspitzen durch 200+kmh Raser sind nun wieder da.

eppf

marratj schrieb:
Aber warum? Es gibt doch sicherlich einen Grund, warum an diesen Abschnitten aktuell 120er-Schilder statt 130er-Schilder stehen.
Aber würde man tatsächlich zusätzlich zu Tempo 130 Abschnitte lassen, in denen ein um 10 (!) km/h geringeres Limit gilt? Das ergäbe überhaupt keinen Sinn.

Timo

Man sollte hier einfach pragmatisch rangehen, wie z.B. bei der Brennerautobahn zwischen Brenner und Bozen.

Da gab es früher die allgemeine Begrenzung von Italien mit 130kmh und bei jedem Tunnel wurde auf 100kmh herabgesetzt.

Nachdem vor diversen Jahren die Strecke auf 110kmh reduziert wurde, zog man diese Geschwindigkeit auch für die Tunnelbereiche durch.

Es ist eigentlich ganz einfach:
Sollte ein allgemeines Speedlimit von 130kmh kommen, dann werden die allermeisten 120er Schilder obsolet. Da braucht es dann schon einen speziellen Grund, warum es wirklich 120kmh sein soll. Sollte gar 120kmh kommen, dann fliegen die Schilder mit 130kmh wie z.B. auf der Inntalautobahn zwischen Kufstein und Rosenheim.

eppf

Würden bei einem generellen 130er-Limit die 120er-Schilder dann stehen bleiben, gäbe es sowieso wahrscheinlich nur zwei Typen von Menschen:

1. Diejenigen, die sich grundsätzlich an die Begrenzungen halten, die fahren halt dann 120 km/h an solchen Stellen, wie bisher auch, die stört der Unterschied von 10 km/h tendenziell auch eher weniger.

2. Diejenigen, die grundsätzlich 10-20 km/h schneller fahren als erlaubt. Die müssen sich theoretisch ja auch umstellen, aber werden dann wohl gewohnheitsmäßig einfach weiter 130-140 km/h in solchen Bereichen fahren. Für diese Leute bleibt eigentlich auch alles gleich.

Man könnte diese Schilder also einfach erst mal stehen lassen und wenn dann sowieso mal wieder eine Kontrolle/Wartung an dem Streckenabschnitt fällig wird, diese nebenbei mit abbauen, das hat aber ja keine Eile.

ellert_de schrieb:
schrubber schrieb:
Mir fehlt bei der Sache einfach der Wille zum Kompromiss. Man könnte ja auch das Tempolimit einführen und ein paar wenige ausgewählte Strecken weiterhin freigeben, dann wäre allen gedient.
Ich denke, es gibt schon welche.
Nordschleife, Hockenheim, ...

Gruß
Helmut

Solange beide Seiten eine solche absolute Position einnehmen, wird es nie zu einem Tempolimit kommen. Und slange die AFD im Bundestag sitzt, wird sich da kein Politiker rantrauen, um denen nicht noch mehr Wähler in die Arme zu treiben.

schrubber schrieb:
Solange beide Seiten eine solche absolute Position einnehmen, wird es nie zu einem Tempolimit kommen. Und slange die AFD im Bundestag sitzt, wird sich da kein Politiker rantrauen, um denen nicht noch mehr Wähler in die Arme zu treiben.
Wie soll denn ein Kompromiß aussehen? Ein allgemeines Tempolimit ist nun mal absolut. Wie würde denn z.B. ein Nichtraucherschutz aussehen wenn man in einem Restaurant als Kompromiss einen erlauben würde zu paffen.

Allenfalls könnte man über die Höhe der Maximalgeschwindigkeit reden. Aber da fehlt aus meiner Sicht ein Kompromissvorschlag seitens der Tempolimitgegner. Von deren Seite hört man nur dass sie gegen jegliches Tempolimit sind. Soviel zu Kompromisse.

schrubber schrieb:
Und slange die AFD im Bundestag sitzt, wird sich da kein Politiker rantrauen, um denen nicht noch mehr Wähler in die Arme zu treiben.Was das mit der AfD zu tun hat, erschließt sich mir gar nicht. Ich kann jedenfalls gar nicht erkennen, dass unter den Leuten, die ich aus meinem Bekanntenkreis als AfD-Wähler einschätze, der Großteil gegen ein Tempolimit eintritt. Da ist sogar eher das Gegenteil der Fall. Darunter auch ein paar ältere Rentner, die gerade wegen des Wahnsinns auf den Autobahnen diese zwischenzeitlich am liebsten komplett meiden.

Bei den Hardcore-AfD-Anhängern mag die Ablehnung eines Tempolimits durchaus deutlich größer sein, die machen aber gewiss keine 50% der ganzen AfD-Wählerschaft aus, der Rest sind Protestwähler und wegen des Tempolimits wählt doch keiner rein aus Protest die AfD.

Andi_mit_i schrieb:
Allenfalls könnte man über die Höhe der Maximalgeschwindigkeit reden. Aber da fehlt aus meiner Sicht ein Kompromissvorschlag seitens der Tempolimitgegner. Von deren Seite hört man nur dass sie gegen jegliches Tempolimit sind. Soviel zu Kompromisse.Ja, genau hier findet die wirkliche Kompromissverweigerung statt. Man hätte es schon längst eintüten können, von diesem Thema Dampf abzulassen und zumindest z.B. ein 180er Limit einführen können.

Mit einem 180er Limit, welches ab 200kmh als Strafe zwingend einen Monat Fahrverbot nach sich zieht, wäre schon sehr viel gewonnen. Nach dem üblichen Bußgeldkatalog abgehandelt, wäre sonst erst ab knapp unter 230kmh der Lappen weg (außer im Wiederholungsfall), den Messtoleranzabzug eingerechnet und die Geldstrafe ist dieser Klientel meist scheißegal.

Aber nicht einmal dieser erste Schritt zur Beendigung des absoluten Wahnsinns auf unseren Autobahnen wird ansatzweise zugestanden.

Wobei ich das sogar ein bisschen nachvollziehen kann, die Beibehaltung des Status Quo würde man im Ausland wohl als Fortsetzung des bestehenden Lobbyismus abhaken. Ein 180er Limit würde dagegen ein totales Kopfschütteln hervorrufen, nach dem Motte "was soll das denn sein?".

Da wäre wohl 160kmh der denkbar höchste Kompromiss, der noch als ernsthaftes Limit akzeptiert würde und da dreht die Raserfraktion sicherlich schon am Rad.

eppf

Andi_mit_i schrieb:
schrubber schrieb:
ellert_de schrieb:
Solange beide Seiten eine solche absolute Position einnehmen, wird es nie zu einem Tempolimit kommen. Und slange die AFD im Bundestag sitzt, wird sich da kein Politiker rantrauen, um denen nicht noch mehr Wähler in die Arme zu treiben.

Wie soll denn ein Kompromiß aussehen? Ein allgemeines Tempolimit ist nun mal absolut.

Z.B. indem man überlegt, ob es denn überhaupt allgemein sein muss. Eine zeitliche Einschränkung bspw., welche die Hauptverkehrszeiten umfasst, wäre ein Kompromiss. Dynamische Limits wie sie bspw. auf der A5 via Anzeige geregelt werden. Oder man gäbe einfach ein paar weniger gefährliche Strecken für ein höheres Tempo bzw. ganz frei. Man könnte ja dann nach und nach die Limits ausweiten, wenn die Leute sich daran gewöhnt haben, so wie es hierzulande ja sowieso meistens läuft: Erstmal den Bürger langsam gewöhnen und dann nach und nach durchsetzen.

@eppf: Das Tempolimit ist ein sehr emotionales Thema. Da traue ich einigen zu, infolgedessen beim nächsten Mal Protest, also AFD bspw., zu wählen. Nur um "denen" eins zurückzugeben.